Kapitel 8 - Ein zweifelhaftes Angebot Ein dumpfer Klang ertönte nachdem der weiße Wolf seine Tasse wieder auf dem Tisch abgestellt hatte, aus der er soeben noch einen Schluck schwarzen Tee genommen hatte: „Ich habe Defensor* losgeschickt, um Corvus auszutesten“. „Verzeiht meinen Einwand Sovos* , aber ich hätte genauso gut gehen können“, erwiderte der andere Wolf, welcher unruhig im Raum auf und ab lief. „Du wirst hier gebraucht, Devoto*“ , beruhigte die weiße Wölfin ihn mit einer herzlich warmen Stimme, die gleiche Wölfin, wie auch in Apollons Träumen, „wir werden noch früh genug direkten Kontakt mit Corvus haben. In meinen Träumen wirkt er so ganz anders, als uns immer berichtet wurde.“ „Ich hoffe du hast recht, Avisa*“ , bestätigte Sovos etwas Gedanken versunken. Niemand konnte sagen, was passieren würde. Corvus war schließlich der Henker des Teufels und ihn so einfach auf ihre Seite zu ziehen, war etwas, was fast unmöglich schien. Verdammt noch mal, wo ist der hin? Wenn ich den noch mal in die Finger kriege... Rennen hatte sich als schwerer herausgestellt, als gedacht. Der Schmerz vom Kampf drückte noch immer auf seine rechte Seite, aber davon ließ sich Corvus nicht abbringen diesen weißen Magier wieder zu finden. Der konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. So lange lag er nun auch wieder nicht am Boden. Immer wieder setzte Corvus zum sprinten an, um dann nur doch wieder nach ein paar Metern stehen zu bleiben und sich die Seite zu halten. Wenn Satan hier von erfahren würde, hätte er ein wirklich großes Problem. Dieser würde nur so toben vor Wut und natürlich würde wie immer er die ganze Wut abbekommen. Jedoch war es dieses Mal tatsächlich sein Versagen, was ihn umso mehr ärgerte. Corvus war es gewohnt, die Strafen für das Versagen anderer zu bekommen, so konnte er seinen Hass auf sie richten. Aber selbst zu versagen? Das war einfach keine Option für den Henker des Teufels. Niemand entkam ihm! Das war sein Ruf, den würde er sich nicht von diesem weißen Magier, der selbst zu feige war es zu Ende zu bringen, kaputt machen lassen. Wenn er doch nur wüsste in welche Richtung dieser Feigling verschwunden war. Warum bei Satan sind hier so viele starke weiße Magier? Gegen die vier konnten sie nichts ausrichten und ich habe den Magier eben nicht einmal mit meiner schwarzen Magie treffen können. Selbst als wir am Boden kämpften, war er klar im Vorteil gewesen. Irgendwas stimmt hier doch nicht. Warum bekomme ich vom Fürsten nicht mehr Informationen? Und warum verdammt noch mal träume ich von dieser weißen Wölfin? Erschöpft und in Gedanken versunken, lehnte sich Corvus gegen die Wand eines Hauses und richtete seinen Blick in den Himmel. Vereinzelte Wolken zogen am Himmel entlang, jedoch waren dieses keine Regenwolken. Etwas Regen hätte er sehr geschätzt, um endlich mal wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Die Dunkelheit gefiel ihm sowieso viel besser, als dieses grelle Sonnenlicht. Einen Moment lang hätte Corvus fast den Vorfall von eben vergessen, als Leanas Stimmte ertönte: „Corvus!“ Sie lief schnellen Schrittes auf Corvus zu, während sie ihn musterte. Bei ihm wusste man schließlich nie, wie seine Laune gerade war und jeder hier hing an seinem Leben. Niemand wollte wie Egeo enden. Dicht hinter ihr folgte Diritas. Corvus stieß sich leicht von der Wand ab und versuchte sich seine Verletzung nicht anmerken zu lassen. Am besten wäre es, wenn niemand von diesem Kampf erfuhr. Sie würden es nur gegen ihn verwenden, um bei Satan zu punkten. Jeder Diener dachte nur an sein eigenes Wohl. Man war sich selbst immer der Nächste. „Wir haben ein größeres Anwesen ausgemacht. Es scheint dort nur so von weißen Magiern zu wimmeln. Das ist sicherlich ihr wahrer Standort.“, erklärte Leana. Diritas nickte zustimmend, ehe er an Leanas Stelle fortsetzte: „Es wird jedoch von einem unsichtbaren Schutzschild geschützt. Wir kommen nicht hinein.“ „Die Details unterwegs, führt mich hin“, beschloss Corvus ohne zu zögern. Der Schmerz des Kampfes war mit einem Schlag verschwunden. Entschlossenheit erfüllte ihn. Dieses Mal würde ihm kein Magier entkommen, egal wie schwer es werden würde. Wenn er diesen Auftrag mit diesen fünf Dienern nicht erledigen würde, wäre das sicherlich auch sein letzter Auftrag. Irgendwas Wichtiges steckte hinter dem Ganzen. Satan würde sonst viel mehr Informationen preisgeben, was zu dem auch mehr als beunruhigend war. „Das Anwesen ist von einem Zaun umgeben und nur ein Tor führt hinein. Zwei Wachen stehen davor, aber auch diese befinden sich hinter dem Schutzschild. Es gibt keine Möglichkeit sie anzugreifen. Wir haben es mit unseren Waffen versucht. Sie prallen ab, wie von einer Stahlwand. Dabei treffen sie auf nichts. Wir brauchen einen Plan, wie wir dort hineinkommen.“ Corvus hörte nur halb zu, während Leana ihm die Details erklärte. Hätten Odi, Fel und Sentis nicht bereits vor dem Anwesen gewartet, hätte Corvus es auch so sofort erkannt. Das große, weiße Haus mit dem schwarzen Dach war überhaupt nicht zu übersehen. Ein weißer hoher Eisenzaun umgab das ganze Grundstück. Außerdem standen am Tor zwei weiße Magier, die das Anwesen scheinbar bewachten. „Und wie soll das jetzt weitergehen?“ lachte Sentis, dem absolut klar war, dass sie hier nicht weiterkommen würden. Gute Frage! Wenn wir nicht hineinkommen, dann können wir sie auch nicht ausschalten. Außerdem könnten dort was weiß ich wie viele weiße Magier wohnen. Wie sollen wir gegen die alle bestehen? Wir haben ja nicht mal gegen die bisherigen etwas ausrichten können. Die weißen Magier ließen sich überhaupt nicht davon stören, dass sie das Anwesen beobachteten. Ab und an blickte mal einer der Magier herüber, aber das hielt sie nicht von ihrem normalen Tagesgeschehen ab. Corvus hatte begonnen die weißen Magier zu zählen, die sich im Garten aufhielten oder eben in diesen kamen: „Plus die zwei am Tor sind es bereits elf weiße Magier. Wenn die vier auch noch im Haus sind, haben wir es mit mindestens fünfzehn zu tun.“ Diritas murrte und verschränkte dabei die Arme: „Das können wir nicht schaffen. Es ist unmöglich.“ Leana nickte: „Da stimme ich Diritas vollkommen zu.“ Das weiß ich auch, aber Befehl ist Befehl. Als wenn man Satan erklären könnte, dass das nicht möglich ist. Der bringt einen eher gleich um. Corvus wand sich vom Haus ab: „Am besten einer bleibt immer hier und beobachtete sie. Wenn einzelne Magier das Haus verlassen, werden wir ihnen folgen. Außerhalb haben wir eine größere Chance.“ Alles andere wäre reine Zeitverschwendung, selbst wenn sie das Schutzschild überwinden könnten. Sentis ging einfach davon: „Dann macht mal. Ich kann auch woanders Däumchen drehen.“ Corvus knurrte verärgert. Fel und Odi erklären sich jedoch sofort bereit die erste Schicht zu übernehmen. So kehrten Leana, Diritas und Corvus erst einmal zu ihrer Unterkunft zurück. Wo Sentis hingegangen war, wusste jedoch keiner von ihnen. Ein Klopfen und der weiße Magier trat ein: „Entschuldigt die Störung, eure Hoheit“, ein höfliches Nicken folgte, „Sovos.“ Ein weiteres Nicken, ehe er fortsetzte: „Corvus ist wieder gegangen. Zwei der Diener sind zurückgeblieben und beobachten weiter das Anwesen. Wie sollen wir weiter vorgehen? Sollen wir sie verscheuchen?“ Sovos lehnte sich zurück in seinen Sessel und überlegte einen Moment: „Nein, lass sie. Solange sie hier sind, wird Corvus auch wiederkommen. Wenn wir Glück haben versucht er sich selbst an dem Schutzschild. Bleibt also aufmerksam.“ Schon eine halbe Ewigkeit stand Sovos im Flur und blickte aus dem geschlossenen Fenster hinüber zu den Dienern. Es war bereits Abend geworden, die letzten Sonnenstrahlen färben den Himmel in ein seichtes Rot. Die beiden Igel, die das Anwesen beobachteten machten scheinbar gerade eine Übergabe an eine Löwin und einen Kater. Bereits nach ihrem ersten Zusammentreffen hatte Sovos die Akten der einzelnen Diener des Teufels durchforstet. Demnach waren die beiden Igel Fel und Odi, die berüchtigten Zwillinge. Sie waren besonders darauf spezialisiert Verwirrung zu stiften. Bedauerlicher Weise war es ihnen schon einige Mal gelungen weiße Magier zu überraschen. Dabei blieb es nicht immer nur bei ein paar Verletzungen, sondern auch einigen Todesfällen. Die Löwin war demnach Leana, eine Strategin die bisher vor allem Hexer gejagt hatte zusammen mit dem Kater, dessen Name Diritas war. Er gab ihr immer Rückendeckung und war in den meisten Fällen derjenige, der den Auftrag beendete. Ein wirklich gut zusammen gestelltes Team. Das musste man Satan lassen. Nur die Tatsache, dass er tatsächlich Corvus mit in dieses Team gesteckt hatte, wunderte ihn. Satan selbst müsste doch über die Abstammung von Corvus am besten Bescheid wissen. Was bezweckte er also damit? War er sich so sicher, dass Corvus keine Sekunde zögern würde? Das bereitete Sovos wirklich große Sorgen. Er wand sich von dem Fenster ab. Die beiden Igel waren gegangen und nun waren Leana und Diritas die neuen Beobachter. Defensor blickte besorgt zu Sovos, welcher bereits eine Weile im Gang auf ihn wartete: „Ihr macht euch viele Gedanken, Sovos. Ich bin mir sicher, dass wir Corvus fangen könnten. Er ist sicher ein guter Henker, aber im Kampf uns unterlegen.“ Viele Male bereits hatte Sovos darüber nachgedacht Corvus gefangen zu nehmen, aber war das der richtige Weg? Er schüttelte den Kopf: „Er muss von selbst kommen. Ich möchte das mein Neffe zurück kommt, nicht der Henker des Teufels. Wenn wir ihn gefangen nehmen, wird er uns endgültig als seine Feinde sehen. Das soll er auf keinen Fall.“ Ein gelangweiltes Aufstöhnen war von Odi zu hören, der inzwischen wieder eine Beobachtungsschicht mit seinem Bruder schob: „Das ist so langweilig. Da passiert gar nichts.“ Fel konnte seinem Bruder da nur zustimmen, drehte dich aber um, als er Schritte hinter sich hörte. Leana, Diritas und Corvus waren dazu gekommen. Corvus blickte zu dem Anwesen und dann murrend zu Fel und Odi: „Hat sich irgendwas getan?“ Die beiden schüttelten den Kopf. Es war so, als würden die weißen Magier nie herausgehen. Sie beobachteten nun schon fast eine ganze Woche und es passierte nichts. Corvus ärgerte sich und er wusste, dass ihnen langsam die Zeit davon lief. Der Fürst war nicht gerade der Geduldigste und Corvus würde dieses auch zu spüren bekommen. Leana beobachtete ein Pärchen, dass mit ihrem Kind im Garten spielte und sah dann zu Corvus: „Wie soll es weitergehen? Ich denke nicht, dass sich in den nächsten Tagen viel an der Situation ändern wird, Corvus.“ Kritik konnte er gar nicht gebrauchen und wand sich ab: „Ich werde darüber nachdenken. Solange geht ihr weiter wie bisher vor.“ Dann ging er davon ohne eine Antwort abzuwarten. Gedanken versunken läuft er durch die Stadt und kommt schließlich zu dem alten Friedhof, auf dem er auch Egeo getötet hatte. Ratlos starrt er auf die Gräber, als er eine Stimme hinter sich vernahm: „Apollon.“ Er drehte sich um und blickte direkt zu dem Magier gegen den er vor ein paar Tagen gekämpft hatte. „Woher kennst du meinen Namen?“, wollte Corvus wissen, denn niemand sonst nannte ihn bei seinem richtigen Namen. Jeder kannte ihn nur als Corvus. „Jeder weiße Magier kennt dich, Apollon. Ich will dir helfen“, erklärte der weiße Magier. „Helfen?“, fragte Corvus ungläubig. Was will der eigentlich von mir? Ich sollte versuchen ihn auszuschalten. Das wäre zumindest ein kleiner Erfolg. Der Magier antwortete mit einem leichten Nicken und begann ruhig zu erklären: „Du bist einer von uns, Apollon, ein weißer Magier. Du kannst dich vom Teufel lösen. Wir können wir helfen.“ Das ist doch nicht sein Ernst? Ich verfüge über schwarze Magie, nicht über Weiße. Gut, meine Mutter war eine weiße Magierin, aber das macht mich nicht automatisch zu einem. Ich bin keiner. Abwartend musterte der weiße Magier Corvus. Als er merkte, dass Corvus sich unsicher war, drehte er sich weg: „Überlege es dir. In 48 Stunden treffen wir uns wieder hier. Bis dahin solltest du dich entschieden haben.“ Ohne Eile ging der weiße Magier seiner Wege und verließ den alten Friedhof wieder. Corvus sah ihm noch hinterher und hätte ihn problemlos erwischen können, aber er blieb einfach nur stehen und wartete, dass der Magier verschwand. Sie können mir helfen? Das ist doch verrückt. Niemand entkommt dem Teufel. Defensor war sich im ersten Moment sicher gewesen, dass Corvus ihn angreifen würde, so wie man es vom Henker des Teufels erwartete. Dennoch hatte er ihm zugehört und wirkte sogar verwirrt, wenn nicht sogar schockiert. Ein paar weiße Magier, die in einer Wohnung auf Beobachtungsposten waren, gaben ihm ein Handzeichen zum Gruß. Defensor lächelte und erwiderte diese Geste. Er ging zurück zu einer kleinen Grünanlage, vorbei an der Parkbank und hinein in die dichten Büsche. Dazwischen war eine Falltür versteckt, die er anhob und dann eine alte Eisentreppe hinab stieg. Recht zufrieden mit dem Ergebnis des Gespräches lief er den schmalen Gang entlang, der nur von ein paar Wandleuchten erhellt wurde. Es wirkte wie ein langer Kellergang, der schließlich an einer Treppe endete. Defensor ging die Stufen nach oben und befand sich in dem geheimen Zimmer des Anwesens. Er betätigte den Schalter und das Bücherregal auf der anderen Seite öffnete sich, welches direkt in eines der Arbeitszimmer führte. Defensor war froh wieder Zuhause zu sein und ging direkt zum Wohnzimmer, um Sovos über den Verlauf des Treffens zu unterrichten. Corvus kehrte zerstreut zurück zu ihrem Stützpunkt. Keiner der Diener war bisher dort. Eigentlich sollte Corvus auch noch unterwegs sein, aber seine Gedanken waren die ganze Zeit bei dem weißen Magier. Sie können mir helfen. Ich könnte frei sein, aber ich bin keiner von ihnen und wenn sie das feststellen war’s das mit ihrer Hilfe. Ich sollte ihn erledigen, wenn er in 48 Stunden wieder auftaucht. Doch sollte ich meine einzige Chance vertun? Welche Chance? Es ist noch nie jemand entkommen. Es ist unmöglich. Er hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen. Die Ruhe um ihn herum machte es nicht besser. Vor Verwirrung hielt er sich seinen Kopf. Es schien fast so, als würden seine gute und seine dunkle Seite gegeneinander kämpfen. Die gute Seite wollte entkommen, die Chance nutzen, während die dunkle Seite einfach nur den weißen Magier töten und somit seiner eigentlichen Aufgabe nachkommen wollte. Das klackende Geräusch der Türklinke zog Corvus aus seinen Gedanken. Er stand sofort auf und ging in sein Zimmer. Fel und Odi, die gerade von ihrer Schicht zurückgekehrt waren, blickten ihm fragend hinter her. „Willst du gar nicht unseren Bericht hören?“, rief Odi ihm noch nach. „Haltet die Schnauze!“, schrie er und im nächsten Augenblick wurde er wieder ruhig: „Entschuldigt, später.“ Die beiden Igel blickten sich fragend an. „Jetzt tickt er völlig aus“, stellte Fel fest. Sein Zwillingsbruder nickte zustimmend. Die beiden Igel beschlossen Corvus einfach eine Weile allein zu lassen, sodass er sich wieder ein kriegen konnte. Sie verließen das Haus und hofften, dass er in ein paar Stunden ganz bei Sinnen war. Sie hielten es für das Beste, da sie mit solch einer Situation noch keine Erfahrung hatten. Corvus registrierte nur am Rande, dass die beiden Igel wieder gegangen waren. Viel zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Die Freiheit ist zum Greifen nahe. Es gibt immer einen Hacken. Ist die Freiheit nicht jeden Preis wert? Wenn ich den Auftrag nicht erfülle, wird Satan mich töten. Das müsste ich vielleicht nie mehr fürchten. Ich habe den weißen Magier zu töten. Endlich richtiges Essen. Was ist an dem Brot so schlecht? Wer ist diese weiße Wölfin? Warum interessiert mich das überhaupt? Diritas und Leana hatten erneut Posten bei dem Haus der weißen Magier bezogen und beobachteten das Geschehen dort. Ein ausgedehntes Gähnen kam von Diritas: „Wie kann man nur die ganze Zeit auf einem Grundstück verbringen? Irgendwann müssten ihnen doch zumindest die Vorräte ausgehen.“ Darüber hatte sich Leana auch bereits Gedanken gemacht: „Vielleicht gibt es einen anderen Ausgang, welchen man so nicht sofort erkennt. Das ist allerdings nur eine Vermutung. Gut möglich, dass sie auch Unmengen an Nahrungsreserven haben.“ „Hört sich aber nach einer guten Erklärung an“, bestätigte Diritas. Plötzlich war er hellwach und setzte sich gerade auf. Aus dem Haus kam der weiße Magier mit dem Tuch über dem linken Auge in den Garten. Diritas wollte Leana auf ihn aufmerksam machen, jedoch hatte diese ihn längst bemerkt. „Ich sehe ihn auch“, sagte sie halb abwesend auf den Wolf fixiert. Irgendetwas teilte er einem anderen weißen Magier mit, doch sprach er viel zu leise, als das Diritas und Leana es hätten hören können. Dennoch stand eines fest: Er war hier und dies bedeutete, dass die anderen drei weißen Magier sicherlich auch hier waren. „Machen die Diener irgendwas Auffälliges?“, wollte Sovos von dem hellgrauen Wolf wissen, der sich schon eine Weile im Garten aufhielt. „Nein, es scheint eher, als würde sie jeden Moment einschlafen. Denen ist wohl ganz schön langweilig“, antwortete dieser. Sovos nickte und warf selbst einen Blick mit seinem einen Auge zu den beiden Dienern. Defensor hatte die Nachricht an Corvus überbracht und die Reaktion war positiver ausgefallen, als Sovos sie erwartet hatte. Es gab also noch Hoffnung. Er musste lächeln, als er bemerkte wie fassungslos Leana und Diritas ihn anblicken. Scheinbar hatten sie ihr kurzes Zusammentreffen noch nicht vergessen. Das war auch gut so. Mit ein wenig Angst konnte man sich auch den berüchtigten Diener des Teufels vom Hals halten. „Hey!“, rief Fel als sie wieder zurück zu Leana und Diritas kamen. Die beiden waren sichtlich überrascht sie schon wieder zu sehen. „Was macht ihr denn schon wieder hier?“, wollte Diritas wissen. Leana dachte gleich weiter: „Eine neue Anweisung von Corvus?“ Odi schüttelte den Kopf: „Der ist irgendwie durch den Wind. Lassen wir ihn lieber etwas allein. Mit seiner seltsamen Stimmung komme ich nicht zurecht.“ „Ich auch nicht“, bestätigte Fel. Leana konzentrierte sich gleich wieder auf das Grundstück: „Solange wir ihn nicht verärgern, ist mir egal was für eine Stimmung er hat.“ Denn wer Corvus verärgerte, der rechnete in der Regel mit dem Tod. Fel und Odi kehrten nach einigen Stunden zurück zum Stützpunkt. Sie waren sich sicher, dass sich Corvus inzwischen ein gekriegt haben müsste. Als sie jedoch das Haus betraten war Corvus scheinbar noch immer in seinem Zimmer. Odi klopfte an und trat hinein: „Corvus?“ Er saß auf dem Fußboden, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, hatte den Kopf gesenkt und sah irgendwie sehr mitgenommen aus. Fel kam neugierig hinter Odi herein, als dieser ihn heran winkte. „Was ist mit ihm?“, fragte Fel. Odi zuckte mit den Schultern. Corvus sah nun auf, sein Blick wurde eiskalt und wütend: „Hinaus!“ Die beiden Zwillinge zuckten erschrocken zusammen. Dann legte Corvus seinen Kopf auf seine Arme, welche auf seinen angezogenen Beinen ruhten: „Nein, wartet! Bleibt hier!“ Die beiden Igel blickten sich fragend an und eines war ihnen klar: Mit Corvus stimmte etwas nicht. „Wir sind gleich wieder da“, meinte Odi zu ihm, „Warte solange.“ Die Zwillinge verließen das Zimmer und schlossen die Tür hinter sich. „Fel, du bleibst hier“, bestimmte Odi, „ich gehe zum Fürsten.“ Fel nickte zustimmend und setzte sich so, dass er die Tür im Blick hatte. Corvus ringte innerlich noch immer mit sich selbst. Ich werde ihn töten, das ist meine Aufgabe. Aber er könnte mich auch retten. Ich kann gar nicht gerettet werden. Es ist unmöglich. Was soll ich nur tun? Fel fixierte sich ganz auf die Tür und hoffte, dass nicht irgendwas Unvorhergesehenes während Odis Abwesenheit passieren würde. Es war noch nicht viel Zeit verstrichen, als aus schwarzem Rauch Odi wieder auftauchte, zusammen mit Fusco. „Das ging wirklich schnell“, stellte Fel fest. Odi nickte zustimmend. Fusco hielt sich nicht lange damit auf und öffnete gleich ohne zu klopfen die Tür, die Fel im Auge behalten hatte. Er ging direkt auf Corvus zu und kniete sich zu ihm runter. Sein sonst so gut gelaunter Blick wandelte sich in pure Besorgnis: „Corvus?“ Corvus sah ihn fragend und verständnislos an: „Was machst du hier?“ „Du hast ein echtes Problem, wie es aussieht. Ich soll dich wieder hin biegen, aber so wie du aussiehst, macht sich das nicht in einem Tag“, erklärte er nun wieder leicht grinsend. „Ich brauche keine Hilfe!“, knurrte Corvus. Das Grinsen wurde nun wieder breiter: „Ich glaube doch.“ „Du hast ja recht“, antwortete Corvus kläglich. Fusco drehte sich zu den beiden Igeln: „Ihr müsst jetzt erst mal ohne euren Aufpasser klarkommen. Das wird etwas dauern. “Ohne eine Antwort der beiden abzuwarten, verschwand Fusco gemeinsam mit Corvus in schwarzem Feuer. Fel und Odi sahen sich Schulter zuckend an. „Gehen wir Leana und Diritas informieren“, schlug Odi vor. Fel nickte bestätigend. Die beiden machten sich direkt auf den Weg. „Ich will sofort zurück!“, knurrte Corvus erbost. Fusco grinste und zog an seinem Arm: „Na komm schon Corvus. Gehen wir zu deinem Zimmer.“ Die beiden waren wieder in der Eingangshalle der Hölle aufgetaucht. Es war von hier nicht weit zu Corvus‘ Zimmer, aber dennoch musste man erst mal ein paar Gänge entlang. „Ja, gehen wir“, gab Corvus nun zu. „Du änderst im Moment wirklich schnell deine Meinung. “Sie kamen nur einige Schritte weit, als Corvus wieder die Richtung wechselte: „Ich werde ihn töten!“ „Nicht jetzt! Komm mit zu deinem Zimmer“, beruhigte Fusco ihn erneut und musste dabei schon ein wenig lachen. Wer konnte da auch ernst bei bleiben!? „Beeilen wir uns, ehe ich noch mal meine Meinung ändere“, meinte Corvus und ging wieder in die richtige Richtung. „Nein! Mein Auftrag!“, knurrte er dann. Fusco packte ihn nun fester und zog ihn mit. Als Dämon hatte er um einiges mehr Kraft und so war es für ihn überhaupt kein Problem Corvus gegen seinen Willen mit zuziehen. „Ja, ja, dein Auftrag“, lachte er. Corvus stolperte die meiste Zeit widerwillig hinterher. Endlich in dem Zimmer angekommen, schubste Fusco ihn zu seinem Bett: „Setzt dich hin.“ Corvus nahm dieses kommentarlos so hin. Rücklings an die Wand gelehnt und mit schränkten Armen wartete Fusco erst einmal ab. Die Hände auf den Kopf gelegt, versuchte Corvus sich zu beruhigen, was ihm nicht gelang. Immer wieder blickte er wütend zu Fusco und senkte dann wieder den Kopf. „Was in aller Welt ist passiert, Corvus?“ fragte Fusco nun, nachdem er sich das eine Weile angeschaut hatte. „Halt die Klappe“, war Corvus‘ erste Reaktion, jedoch verging keine Minute und er änderte seine Meinung, „Ich brauche Hilfe.“ „Das sehe ich auch“, bestätigte Fusco. Er ging zu Corvus hin und kniete sich vor ihn: „Wie kann ich dir nur helfen?“ Etwas ratlos stand er wieder auf und setzte sich neben Corvus auf das Bett: „Dein Vater war eigentlich gar kein so schlechter Kerl. Er hat den Teufel oft betrogen und belogen. Er ist wohl einer der Diener, die am wenigsten wirklich getötet haben. Selbst mich hat er versucht zu täuschen, dabei war ich immer sein Freund. Ich habe dir immer erzählt, dass du deine dunkle Seite von ihm hast, damit du glaubst, dass es ganz normal wäre. Um ehrlich zu sein, ist es aber so nicht. Ich habe keine Ahnung warum du eine dunkle Seite hast. Dein Vater war ein guter Kerl. Er hat den Teufel immer gehasst, so wie auch du. Wenn ich so darüber nachdenke, bist du ihm sowieso sehr ähnlich. Corvus beruhigte sich etwas und blickte auf: „Du hast mir schon oft gesagt, dass ich meinem Vater ähnlich wäre. Mein Vater hat den Teufel verraten. Bin ich auch dazu bestimmt so zu enden?“ Fusco schüttelte den Kopf: „Du siehst immer nur, dass man flieht und stirbt, aber vielleicht kann man auch fliehen und leben. Dein Vater Aposter wusste, dass es möglich ist. Er hätte fliehen können, aber er wollte nicht.“ Corvus erinnerte sich an seine Kindheit zurück, als er noch sehr klein war. Die Diener erzählten sich immer eine Geschichte von den verlorenen Seelen. Die Seelen gehörten zu den Dienern, die Satan verraten hatten und ihren Tod in der Hölle gefunden hatten. Diese Seelen sollten auf ewig gefangen sein. Irgendwo in der Hölle gab es einen Ort, wo diese existierten. Corvus hatte die Ebene durch einen Zufall gefunden, jedoch konnte man diese nicht betreten. Er stand neugierig davor, war gerade mal 4 Jahre alt und da entdeckte ihn sein Vater: „Corvus, mein lieber Sohn. Du musst fliehen! Ich wollte dieses Schicksal nicht für dich. Die weißen Magier können dir helfen. Geh zu deiner Mutter. Der Teufel hat dort keine Macht. Ich sollte der letzte aus unserer Familie sein. Dein Schicksal ist es nicht ein Leben als Diener zu fristen.“ Corvus hatte geweint und gleichzeitig großen Zorn gegen seinen Vater verspürt, der sich immer mehr in Hass umwandelte. Schließlich hätte er selbst fliehen können, hatte es aber nicht getan. „Warum?“, fragte er sich seit jenem Tag. Seitdem war er nicht mehr der Gleiche. Er unterwarf sich dem Teufel und auch wieder nicht. Seine gespaltene Persönlichkeit entstand. Fusco wusste nicht, was damals geschehen war, trotzdem ertrug er Corvus‘ Launen. Manchmal ging Corvus dabei völlig in Trauer auf und Fusco fand mit der Zeit heraus, wie er seine dunkle Seite wieder zum Vorschein brachte. Jetzt jedoch, wo Fusco ihn so sah, wusste er nicht mehr, ob Corvus‘ dunkle Seite ihm wirklich so gut tat. „Ich weiß es auch“, antwortete Corvus nach einigem Schweigen. Fusco blickte ihn verwirrt an, als spreche er von etwas völlig anderem: „Wie jetzt?“ Mit ernstem Blick schaute Corvus Fusco an: „Ein weißer Magier hat mir angeboten zu fliehen. Sie könnten mir helfen.“ Nun verstand Fusco auch, was geschehen war: „Das hat dich so aus der Bahn geworfen.“ Er dachte dann an Aposter und grinste: „Und du weißt nicht, was du tun sollst? Aposter wusste was er wollte. Die Sicherheit seines Sohnes und seiner Geliebten war ihm wichtiger, als sein eigenes Schicksal. Deswegen wählte er die Hölle, auch wenn das sein Ende beuten würde.“ Eigentlich steckte dahinter noch viel mehr, aber Fusco wollte Corvus gerade jetzt nicht auch noch offenbaren, dass vielleicht irgendwo da draußen ein Wolf lebte, in Freiheit, der eigentlich sein Onkel war und hier hätte dienen müssen. Das wäre sicher etwas viel auf einmal, gerade jetzt. „Fusco!“, Corvus blickte ihn durchdringend an, „Hätte mein Vater sich für die Freiheit entschieden, hätte er es geschafft?“ Damit war Fusco etwas überfragt, hellsehen konnte er schließlich auch nicht: „Nun ja, die Chance ist recht groß, dass er es geschafft hätte. Die weißen Magier sind schon seit Jahrhunderten im Krieg mit dem Fürsten und selbst als er einmal die Welt der Lebenden betrat, haben sie ihn zurück in die Hölle geschickt. Er hätte es also schaffen können.“ Corvus knurrte wütend und ballte die Fäuste: „So ein Idiot!“ Fusco lachte laut.

*

Alle mit Sternchen gekennzeichneten Wörter/Sätze beinhalten mehr Informationen. Fahr mit der Maus darüber, um diese zu erhalten.
Teil 3 - Die Krähe im Wolfspelz
Die Prophezeiung des Lichts Die Prophezeiung des Lichts
Copyright 2009 - 2024 Karasu no shugo tenshi Die Bilder, Fotos und Grafiken auf dieser Website sind urheberrechtlich geschützt. Die Bildrechte liegen bei den folgenden Künstlern und Unternehmen: Angelfeather13 MAGIX Software GmbH Jugendschutzprogramm.de Homepage von Luna42 - Über uns - Kontakt - Comissions - Links us - Impressum & Datenschutz
Die Prophezeiung des Lichts - Teil 3 - Die Krähe im Wolfspelz
Kapitel 8 - Ein zweifelhaftes Angebot Ein dumpfer Klang ertönte nachdem der weiße Wolf seine Tasse wieder auf dem Tisch abgestellt hatte, aus der er soeben noch einen Schluck schwarzen Tee genommen hatte: „Ich habe Defensor* losgeschickt, um Corvus auszutesten“. „Verzeiht meinen Einwand Sovos* , aber ich hätte genauso gut gehen können“, erwiderte der andere Wolf, welcher unruhig im Raum auf und ab lief. „Du wirst hier gebraucht, Devoto*“ , beruhigte die weiße Wölfin ihn mit einer herzlich warmen Stimme, die gleiche Wölfin, wie auch in Apollons Träumen, „wir werden noch früh genug direkten Kontakt mit Corvus haben. In meinen Träumen wirkt er so ganz anders, als uns immer berichtet wurde.“ „Ich hoffe du hast recht, Avisa*“ , bestätigte Sovos etwas Gedanken versunken. Niemand konnte sagen, was passieren würde. Corvus war schließlich der Henker des Teufels und ihn so einfach auf ihre Seite zu ziehen, war etwas, was fast unmöglich schien. Verdammt noch mal, wo ist der hin? Wenn ich den noch mal in die Finger kriege... Rennen hatte sich als schwerer herausgestellt, als gedacht. Der Schmerz vom Kampf drückte noch immer auf seine rechte Seite, aber davon ließ sich Corvus nicht abbringen diesen weißen Magier wieder zu finden. Der konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. So lange lag er nun auch wieder nicht am Boden. Immer wieder setzte Corvus zum sprinten an, um dann nur doch wieder nach ein paar Metern stehen zu bleiben und sich die Seite zu halten. Wenn Satan hier von erfahren würde, hätte er ein wirklich großes Problem. Dieser würde nur so toben vor Wut und natürlich würde wie immer er die ganze Wut abbekommen. Jedoch war es dieses Mal tatsächlich sein Versagen, was ihn umso mehr ärgerte. Corvus war es gewohnt, die Strafen für das Versagen anderer zu bekommen, so konnte er seinen Hass auf sie richten. Aber selbst zu versagen? Das war einfach keine Option für den Henker des Teufels. Niemand entkam ihm! Das war sein Ruf, den würde er sich nicht von diesem weißen Magier, der selbst zu feige war es zu Ende zu bringen, kaputt machen lassen. Wenn er doch nur wüsste in welche Richtung dieser Feigling verschwunden war. Warum bei Satan sind hier so viele starke weiße Magier? Gegen die vier konnten sie nichts ausrichten und ich habe den Magier eben nicht einmal mit meiner schwarzen Magie treffen können. Selbst als wir am Boden kämpften, war er klar im Vorteil gewesen. Irgendwas stimmt hier doch nicht. Warum bekomme ich vom Fürsten nicht mehr Informationen? Und warum verdammt noch mal träume ich von dieser weißen Wölfin? Erschöpft und in Gedanken versunken, lehnte sich Corvus gegen die Wand eines Hauses und richtete seinen Blick in den Himmel. Vereinzelte Wolken zogen am Himmel entlang, jedoch waren dieses keine Regenwolken. Etwas Regen hätte er sehr geschätzt, um endlich mal wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Die Dunkelheit gefiel ihm sowieso viel besser, als dieses grelle Sonnenlicht. Einen Moment lang hätte Corvus fast den Vorfall von eben vergessen, als Leanas Stimmte ertönte: „Corvus!“ Sie lief schnellen Schrittes auf Corvus zu, während sie ihn musterte. Bei ihm wusste man schließlich nie, wie seine Laune gerade war und jeder hier hing an seinem Leben. Niemand wollte wie Egeo enden. Dicht hinter ihr folgte Diritas. Corvus stieß sich leicht von der Wand ab und versuchte sich seine Verletzung nicht anmerken zu lassen. Am besten wäre es, wenn niemand von diesem Kampf erfuhr. Sie würden es nur gegen ihn verwenden, um bei Satan zu punkten. Jeder Diener dachte nur an sein eigenes Wohl. Man war sich selbst immer der Nächste. „Wir haben ein größeres Anwesen ausgemacht. Es scheint dort nur so von weißen Magiern zu wimmeln. Das ist sicherlich ihr wahrer Standort.“, erklärte Leana. Diritas nickte zustimmend, ehe er an Leanas Stelle fortsetzte: „Es wird jedoch von einem unsichtbaren Schutzschild geschützt. Wir kommen nicht hinein.“ „Die Details unterwegs, führt mich hin“, beschloss Corvus ohne zu zögern. Der Schmerz des Kampfes war mit einem Schlag verschwunden. Entschlossenheit erfüllte ihn. Dieses Mal würde ihm kein Magier entkommen, egal wie schwer es werden würde. Wenn er diesen Auftrag mit diesen fünf Dienern nicht erledigen würde, wäre das sicherlich auch sein letzter Auftrag. Irgendwas Wichtiges steckte hinter dem Ganzen. Satan würde sonst viel mehr Informationen preisgeben, was zu dem auch mehr als beunruhigend war. „Das Anwesen ist von einem Zaun umgeben und nur ein Tor führt hinein. Zwei Wachen stehen davor, aber auch diese befinden sich hinter dem Schutzschild. Es gibt keine Möglichkeit sie anzugreifen. Wir haben es mit unseren Waffen versucht. Sie prallen ab, wie von einer Stahlwand. Dabei treffen sie auf nichts. Wir brauchen einen Plan, wie wir dort hineinkommen.“ Corvus hörte nur halb zu, während Leana ihm die Details erklärte. Hätten Odi, Fel und Sentis nicht bereits vor dem Anwesen gewartet, hätte Corvus es auch so sofort erkannt. Das große, weiße Haus mit dem schwarzen Dach war überhaupt nicht zu übersehen. Ein weißer hoher Eisenzaun umgab das ganze Grundstück. Außerdem standen am Tor zwei weiße Magier, die das Anwesen scheinbar bewachten. „Und wie soll das jetzt weitergehen?“ lachte Sentis, dem absolut klar war, dass sie hier nicht weiterkommen würden. Gute Frage! Wenn wir nicht hineinkommen, dann können wir sie auch nicht ausschalten. Außerdem könnten dort was weiß ich wie viele weiße Magier wohnen. Wie sollen wir gegen die alle bestehen? Wir haben ja nicht mal gegen die bisherigen etwas ausrichten können. Die weißen Magier ließen sich überhaupt nicht davon stören, dass sie das Anwesen beobachteten. Ab und an blickte mal einer der Magier herüber, aber das hielt sie nicht von ihrem normalen Tagesgeschehen ab. Corvus hatte begonnen die weißen Magier zu zählen, die sich im Garten aufhielten oder eben in diesen kamen: „Plus die zwei am Tor sind es bereits elf weiße Magier. Wenn die vier auch noch im Haus sind, haben wir es mit mindestens fünfzehn zu tun.“ Diritas murrte und verschränkte dabei die Arme: „Das können wir nicht schaffen. Es ist unmöglich.“ Leana nickte: „Da stimme ich Diritas vollkommen zu.“ Das weiß ich auch, aber Befehl ist Befehl. Als wenn man Satan erklären könnte, dass das nicht möglich ist. Der bringt einen eher gleich um. Corvus wand sich vom Haus ab: „Am besten einer bleibt immer hier und beobachtete sie. Wenn einzelne Magier das Haus verlassen, werden wir ihnen folgen. Außerhalb haben wir eine größere Chance.“ Alles andere wäre reine Zeitverschwendung, selbst wenn sie das Schutzschild überwinden könnten. Sentis ging einfach davon: „Dann macht mal. Ich kann auch woanders Däumchen drehen.“ Corvus knurrte verärgert. Fel und Odi erklären sich jedoch sofort bereit die erste Schicht zu übernehmen. So kehrten Leana, Diritas und Corvus erst einmal zu ihrer Unterkunft zurück. Wo Sentis hingegangen war, wusste jedoch keiner von ihnen. Ein Klopfen und der weiße Magier trat ein: „Entschuldigt die Störung, eure Hoheit“, ein höfliches Nicken folgte, „Sovos.“ Ein weiteres Nicken, ehe er fortsetzte: „Corvus ist wieder gegangen. Zwei der Diener sind zurückgeblieben und beobachten weiter das Anwesen. Wie sollen wir weiter vorgehen? Sollen wir sie verscheuchen?“ Sovos lehnte sich zurück in seinen Sessel und überlegte einen Moment: „Nein, lass sie. Solange sie hier sind, wird Corvus auch wiederkommen. Wenn wir Glück haben versucht er sich selbst an dem Schutzschild. Bleibt also aufmerksam.“ Schon eine halbe Ewigkeit stand Sovos im Flur und blickte aus dem geschlossenen Fenster hinüber zu den Dienern. Es war bereits Abend geworden, die letzten Sonnenstrahlen färben den Himmel in ein seichtes Rot. Die beiden Igel, die das Anwesen beobachteten machten scheinbar gerade eine Übergabe an eine Löwin und einen Kater. Bereits nach ihrem ersten Zusammentreffen hatte Sovos die Akten der einzelnen Diener des Teufels durchforstet. Demnach waren die beiden Igel Fel und Odi, die berüchtigten Zwillinge. Sie waren besonders darauf spezialisiert Verwirrung zu stiften. Bedauerlicher Weise war es ihnen schon einige Mal gelungen weiße Magier zu überraschen. Dabei blieb es nicht immer nur bei ein paar Verletzungen, sondern auch einigen Todesfällen. Die Löwin war demnach Leana, eine Strategin die bisher vor allem Hexer gejagt hatte zusammen mit dem Kater, dessen Name Diritas war. Er gab ihr immer Rückendeckung und war in den meisten Fällen derjenige, der den Auftrag beendete. Ein wirklich gut zusammen gestelltes Team. Das musste man Satan lassen. Nur die Tatsache, dass er tatsächlich Corvus mit in dieses Team gesteckt hatte, wunderte ihn. Satan selbst müsste doch über die Abstammung von Corvus am besten Bescheid wissen. Was bezweckte er also damit? War er sich so sicher, dass Corvus keine Sekunde zögern würde? Das bereitete Sovos wirklich große Sorgen. Er wand sich von dem Fenster ab. Die beiden Igel waren gegangen und nun waren Leana und Diritas die neuen Beobachter. Defensor blickte besorgt zu Sovos, welcher bereits eine Weile im Gang auf ihn wartete: „Ihr macht euch viele Gedanken, Sovos. Ich bin mir sicher, dass wir Corvus fangen könnten. Er ist sicher ein guter Henker, aber im Kampf uns unterlegen.“ Viele Male bereits hatte Sovos darüber nachgedacht Corvus gefangen zu nehmen, aber war das der richtige Weg? Er schüttelte den Kopf: „Er muss von selbst kommen. Ich möchte das mein Neffe zurück kommt, nicht der Henker des Teufels. Wenn wir ihn gefangen nehmen, wird er uns endgültig als seine Feinde sehen. Das soll er auf keinen Fall.“ Ein gelangweiltes Aufstöhnen war von Odi zu hören, der inzwischen wieder eine Beobachtungsschicht mit seinem Bruder schob: „Das ist so langweilig. Da passiert gar nichts.“ Fel konnte seinem Bruder da nur zustimmen, drehte dich aber um, als er Schritte hinter sich hörte. Leana, Diritas und Corvus waren dazu gekommen. Corvus blickte zu dem Anwesen und dann murrend zu Fel und Odi: „Hat sich irgendwas getan?“ Die beiden schüttelten den Kopf. Es war so, als würden die weißen Magier nie herausgehen. Sie beobachteten nun schon fast eine ganze Woche und es passierte nichts. Corvus ärgerte sich und er wusste, dass ihnen langsam die Zeit davon lief. Der Fürst war nicht gerade der Geduldigste und Corvus würde dieses auch zu spüren bekommen. Leana beobachtete ein Pärchen, dass mit ihrem Kind im Garten spielte und sah dann zu Corvus: „Wie soll es weitergehen? Ich denke nicht, dass sich in den nächsten Tagen viel an der Situation ändern wird, Corvus.“ Kritik konnte er gar nicht gebrauchen und wand sich ab: „Ich werde darüber nachdenken. Solange geht ihr weiter wie bisher vor.“ Dann ging er davon ohne eine Antwort abzuwarten. Gedanken versunken läuft er durch die Stadt und kommt schließlich zu dem alten Friedhof, auf dem er auch Egeo getötet hatte. Ratlos starrt er auf die Gräber, als er eine Stimme hinter sich vernahm: „Apollon.“ Er drehte sich um und blickte direkt zu dem Magier gegen den er vor ein paar Tagen gekämpft hatte. „Woher kennst du meinen Namen?“, wollte Corvus wissen, denn niemand sonst nannte ihn bei seinem richtigen Namen. Jeder kannte ihn nur als Corvus. „Jeder weiße Magier kennt dich, Apollon. Ich will dir helfen“, erklärte der weiße Magier. „Helfen?“, fragte Corvus ungläubig. Was will der eigentlich von mir? Ich sollte versuchen ihn auszuschalten. Das wäre zumindest ein kleiner Erfolg. Der Magier antwortete mit einem leichten Nicken und begann ruhig zu erklären: „Du bist einer von uns, Apollon, ein weißer Magier. Du kannst dich vom Teufel lösen. Wir können wir helfen.“ Das ist doch nicht sein Ernst? Ich verfüge über schwarze Magie, nicht über Weiße. Gut, meine Mutter war eine weiße Magierin, aber das macht mich nicht automatisch zu einem. Ich bin keiner. Abwartend musterte der weiße Magier Corvus. Als er merkte, dass Corvus sich unsicher war, drehte er sich weg: „Überlege es dir. In 48 Stunden treffen wir uns wieder hier. Bis dahin solltest du dich entschieden haben.“ Ohne Eile ging der weiße Magier seiner Wege und verließ den alten Friedhof wieder. Corvus sah ihm noch hinterher und hätte ihn problemlos erwischen können, aber er blieb einfach nur stehen und wartete, dass der Magier verschwand. Sie können mir helfen? Das ist doch verrückt. Niemand entkommt dem Teufel. Defensor war sich im ersten Moment sicher gewesen, dass Corvus ihn angreifen würde, so wie man es vom Henker des Teufels erwartete. Dennoch hatte er ihm zugehört und wirkte sogar verwirrt, wenn nicht sogar schockiert. Ein paar weiße Magier, die in einer Wohnung auf Beobachtungsposten waren, gaben ihm ein Handzeichen zum Gruß. Defensor lächelte und erwiderte diese Geste. Er ging zurück zu einer kleinen Grünanlage, vorbei an der Parkbank und hinein in die dichten Büsche. Dazwischen war eine Falltür versteckt, die er anhob und dann eine alte Eisentreppe hinab stieg. Recht zufrieden mit dem Ergebnis des Gespräches lief er den schmalen Gang entlang, der nur von ein paar Wandleuchten erhellt wurde. Es wirkte wie ein langer Kellergang, der schließlich an einer Treppe endete. Defensor ging die Stufen nach oben und befand sich in dem geheimen Zimmer des Anwesens. Er betätigte den Schalter und das Bücherregal auf der anderen Seite öffnete sich, welches direkt in eines der Arbeitszimmer führte. Defensor war froh wieder Zuhause zu sein und ging direkt zum Wohnzimmer, um Sovos über den Verlauf des Treffens zu unterrichten. Corvus kehrte zerstreut zurück zu ihrem Stützpunkt. Keiner der Diener war bisher dort. Eigentlich sollte Corvus auch noch unterwegs sein, aber seine Gedanken waren die ganze Zeit bei dem weißen Magier. Sie können mir helfen. Ich könnte frei sein, aber ich bin keiner von ihnen und wenn sie das feststellen war’s das mit ihrer Hilfe. Ich sollte ihn erledigen, wenn er in 48 Stunden wieder auftaucht. Doch sollte ich meine einzige Chance vertun? Welche Chance? Es ist noch nie jemand entkommen. Es ist unmöglich. Er hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen. Die Ruhe um ihn herum machte es nicht besser. Vor Verwirrung hielt er sich seinen Kopf. Es schien fast so, als würden seine gute und seine dunkle Seite gegeneinander kämpfen. Die gute Seite wollte entkommen, die Chance nutzen, während die dunkle Seite einfach nur den weißen Magier töten und somit seiner eigentlichen Aufgabe nachkommen wollte. Das klackende Geräusch der Türklinke zog Corvus aus seinen Gedanken. Er stand sofort auf und ging in sein Zimmer. Fel und Odi, die gerade von ihrer Schicht zurückgekehrt waren, blickten ihm fragend hinter her. „Willst du gar nicht unseren Bericht hören?“, rief Odi ihm noch nach. „Haltet die Schnauze!“, schrie er und im nächsten Augenblick wurde er wieder ruhig: „Entschuldigt, später.“ Die beiden Igel blickten sich fragend an. „Jetzt tickt er völlig aus“, stellte Fel fest. Sein Zwillingsbruder nickte zustimmend. Die beiden Igel beschlossen Corvus einfach eine Weile allein zu lassen, sodass er sich wieder ein kriegen konnte. Sie verließen das Haus und hofften, dass er in ein paar Stunden ganz bei Sinnen war. Sie hielten es für das Beste, da sie mit solch einer Situation noch keine Erfahrung hatten. Corvus registrierte nur am Rande, dass die beiden Igel wieder gegangen waren. Viel zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Die Freiheit ist zum Greifen nahe. Es gibt immer einen Hacken. Ist die Freiheit nicht jeden Preis wert? Wenn ich den Auftrag nicht erfülle, wird Satan mich töten. Das müsste ich vielleicht nie mehr fürchten. Ich habe den weißen Magier zu töten. Endlich richtiges Essen. Was ist an dem Brot so schlecht? Wer ist diese weiße Wölfin? Warum interessiert mich das überhaupt? Diritas und Leana hatten erneut Posten bei dem Haus der weißen Magier bezogen und beobachteten das Geschehen dort. Ein ausgedehntes Gähnen kam von Diritas: „Wie kann man nur die ganze Zeit auf einem Grundstück verbringen? Irgendwann müssten ihnen doch zumindest die Vorräte ausgehen.“ Darüber hatte sich Leana auch bereits Gedanken gemacht: „Vielleicht gibt es einen anderen Ausgang, welchen man so nicht sofort erkennt. Das ist allerdings nur eine Vermutung. Gut möglich, dass sie auch Unmengen an Nahrungsreserven haben.“ „Hört sich aber nach einer guten Erklärung an“, bestätigte Diritas. Plötzlich war er hellwach und setzte sich gerade auf. Aus dem Haus kam der weiße Magier mit dem Tuch über dem linken Auge in den Garten. Diritas wollte Leana auf ihn aufmerksam machen, jedoch hatte diese ihn längst bemerkt. „Ich sehe ihn auch“, sagte sie halb abwesend auf den Wolf fixiert. Irgendetwas teilte er einem anderen weißen Magier mit, doch sprach er viel zu leise, als das Diritas und Leana es hätten hören können. Dennoch stand eines fest: Er war hier und dies bedeutete, dass die anderen drei weißen Magier sicherlich auch hier waren. „Machen die Diener irgendwas Auffälliges?“, wollte Sovos von dem hellgrauen Wolf wissen, der sich schon eine Weile im Garten aufhielt. „Nein, es scheint eher, als würde sie jeden Moment einschlafen. Denen ist wohl ganz schön langweilig“, antwortete dieser. Sovos nickte und warf selbst einen Blick mit seinem einen Auge zu den beiden Dienern. Defensor hatte die Nachricht an Corvus überbracht und die Reaktion war positiver ausgefallen, als Sovos sie erwartet hatte. Es gab also noch Hoffnung. Er musste lächeln, als er bemerkte wie fassungslos Leana und Diritas ihn anblicken. Scheinbar hatten sie ihr kurzes Zusammentreffen noch nicht vergessen. Das war auch gut so. Mit ein wenig Angst konnte man sich auch den berüchtigten Diener des Teufels vom Hals halten. „Hey!“, rief Fel als sie wieder zurück zu Leana und Diritas kamen. Die beiden waren sichtlich überrascht sie schon wieder zu sehen. „Was macht ihr denn schon wieder hier?“, wollte Diritas wissen. Leana dachte gleich weiter: „Eine neue Anweisung von Corvus?“ Odi schüttelte den Kopf: „Der ist irgendwie durch den Wind. Lassen wir ihn lieber etwas allein. Mit seiner seltsamen Stimmung komme ich nicht zurecht.“ „Ich auch nicht“, bestätigte Fel. Leana konzentrierte sich gleich wieder auf das Grundstück: „Solange wir ihn nicht verärgern, ist mir egal was für eine Stimmung er hat.“ Denn wer Corvus verärgerte, der rechnete in der Regel mit dem Tod. Fel und Odi kehrten nach einigen Stunden zurück zum Stützpunkt. Sie waren sich sicher, dass sich Corvus inzwischen ein gekriegt haben müsste. Als sie jedoch das Haus betraten war Corvus scheinbar noch immer in seinem Zimmer. Odi klopfte an und trat hinein: „Corvus?“ Er saß auf dem Fußboden, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, hatte den Kopf gesenkt und sah irgendwie sehr mitgenommen aus. Fel kam neugierig hinter Odi herein, als dieser ihn heran winkte. „Was ist mit ihm?“, fragte Fel. Odi zuckte mit den Schultern. Corvus sah nun auf, sein Blick wurde eiskalt und wütend: „Hinaus!“ Die beiden Zwillinge zuckten erschrocken zusammen. Dann legte Corvus seinen Kopf auf seine Arme, welche auf seinen angezogenen Beinen ruhten: „Nein, wartet! Bleibt hier!“ Die beiden Igel blickten sich fragend an und eines war ihnen klar: Mit Corvus stimmte etwas nicht. „Wir sind gleich wieder da“, meinte Odi zu ihm, „Warte solange.“ Die Zwillinge verließen das Zimmer und schlossen die Tür hinter sich. „Fel, du bleibst hier“, bestimmte Odi, „ich gehe zum Fürsten.“ Fel nickte zustimmend und setzte sich so, dass er die Tür im Blick hatte. Corvus ringte innerlich noch immer mit sich selbst. Ich werde ihn töten, das ist meine Aufgabe. Aber er könnte mich auch retten. Ich kann gar nicht gerettet werden. Es ist unmöglich. Was soll ich nur tun? Fel fixierte sich ganz auf die Tür und hoffte, dass nicht irgendwas Unvorhergesehenes während Odis Abwesenheit passieren würde. Es war noch nicht viel Zeit verstrichen, als aus schwarzem Rauch Odi wieder auftauchte, zusammen mit Fusco. „Das ging wirklich schnell“, stellte Fel fest. Odi nickte zustimmend. Fusco hielt sich nicht lange damit auf und öffnete gleich ohne zu klopfen die Tür, die Fel im Auge behalten hatte. Er ging direkt auf Corvus zu und kniete sich zu ihm runter. Sein sonst so gut gelaunter Blick wandelte sich in pure Besorgnis: „Corvus?“ Corvus sah ihn fragend und verständnislos an: „Was machst du hier?“ „Du hast ein echtes Problem, wie es aussieht. Ich soll dich wieder hin biegen, aber so wie du aussiehst, macht sich das nicht in einem Tag“, erklärte er nun wieder leicht grinsend. „Ich brauche keine Hilfe!“, knurrte Corvus. Das Grinsen wurde nun wieder breiter: „Ich glaube doch.“ „Du hast ja recht“, antwortete Corvus kläglich. Fusco drehte sich zu den beiden Igeln: „Ihr müsst jetzt erst mal ohne euren Aufpasser klarkommen. Das wird etwas dauern. “Ohne eine Antwort der beiden abzuwarten, verschwand Fusco gemeinsam mit Corvus in schwarzem Feuer. Fel und Odi sahen sich schulterzuckend an. „Gehen wir Leana und Diritas informieren“, schlug Odi vor. Fel nickte bestätigend. Die beiden machten sich direkt auf den Weg. „Ich will sofort zurück!“, knurrte Corvus erbost. Fusco grinste und zog an seinem Arm: „Na komm schon Corvus. Gehen wir zu deinem Zimmer.“ Die beiden waren wieder in der Eingangshalle der Hölle aufgetaucht. Es war von hier nicht weit zu Corvus‘ Zimmer, aber dennoch musste man erst mal ein paar Gänge entlang. „Ja, gehen wir“, gab Corvus nun zu. „Du änderst im Moment wirklich schnell deine Meinung. “Sie kamen nur einige Schritte weit, als Corvus wieder die Richtung wechselte: „Ich werde ihn töten!“ „Nicht jetzt! Komm mit zu deinem Zimmer“, beruhigte Fusco ihn erneut und musste dabei schon ein wenig lachen. Wer konnte da auch ernst bei bleiben!? „Beeilen wir uns, ehe ich noch mal meine Meinung ändere“, meinte Corvus und ging wieder in die richtige Richtung. „Nein! Mein Auftrag!“, knurrte er dann. Fusco packte ihn nun fester und zog ihn mit. Als Dämon hatte er um einiges mehr Kraft und so war es für ihn überhaupt kein Problem Corvus gegen seinen Willen mit zuziehen. „Ja, ja, dein Auftrag“, lachte er. Corvus stolperte die meiste Zeit widerwillig hinterher. Endlich in dem Zimmer angekommen, schubste Fusco ihn zu seinem Bett: „Setzt dich hin.“ Corvus nahm dieses kommentarlos so hin. Rücklings an die Wand gelehnt und mit schränkten Armen wartete Fusco erst einmal ab. Die Hände auf den Kopf gelegt, versuchte Corvus sich zu beruhigen, was ihm nicht gelang. Immer wieder blickte er wütend zu Fusco und senkte dann wieder den Kopf. „Was in aller Welt ist passiert, Corvus?“ fragte Fusco nun, nachdem er sich das eine Weile angeschaut hatte. „Halt die Klappe“, war Corvus‘ erste Reaktion, jedoch verging keine Minute und er änderte seine Meinung, „Ich brauche Hilfe.“ „Das sehe ich auch“, bestätigte Fusco. Er ging zu Corvus hin und kniete sich vor ihn: „Wie kann ich dir nur helfen?“ Etwas ratlos stand er wieder auf und setzte sich neben Corvus auf das Bett: „Dein Vater war eigentlich gar kein so schlechter Kerl. Er hat den Teufel oft betrogen und belogen. Er ist wohl einer der Diener, die am wenigsten wirklich getötet haben. Selbst mich hat er versucht zu täuschen, dabei war ich immer sein Freund. Ich habe dir immer erzählt, dass du deine dunkle Seite von ihm hast, damit du glaubst, dass es ganz normal wäre. Um ehrlich zu sein, ist es aber so nicht. Ich habe keine Ahnung warum du eine dunkle Seite hast. Dein Vater war ein guter Kerl. Er hat den Teufel immer gehasst, so wie auch du. Wenn ich so darüber nachdenke, bist du ihm sowieso sehr ähnlich. Corvus beruhigte sich etwas und blickte auf: „Du hast mir schon oft gesagt, dass ich meinem Vater ähnlich wäre. Mein Vater hat den Teufel verraten. Bin ich auch dazu bestimmt so zu enden?“ Fusco schüttelte den Kopf: „Du siehst immer nur, dass man flieht und stirbt, aber vielleicht kann man auch fliehen und leben. Dein Vater Aposter wusste, dass es möglich ist. Er hätte fliehen können, aber er wollte nicht.“ Corvus erinnerte sich an seine Kindheit zurück, als er noch sehr klein war. Die Diener erzählten sich immer eine Geschichte von den verlorenen Seelen. Die Seelen gehörten zu den Dienern, die Satan verraten hatten und ihren Tod in der Hölle gefunden hatten. Diese Seelen sollten auf ewig gefangen sein. Irgendwo in der Hölle gab es einen Ort, wo diese existierten. Corvus hatte die Ebene durch einen Zufall gefunden, jedoch konnte man diese nicht betreten. Er stand neugierig davor, war gerade mal 4 Jahre alt und da entdeckte ihn sein Vater: „Corvus, mein lieber Sohn. Du musst fliehen! Ich wollte dieses Schicksal nicht für dich. Die weißen Magier können dir helfen. Geh zu deiner Mutter. Der Teufel hat dort keine Macht. Ich sollte der letzte aus unserer Familie sein. Dein Schicksal ist es nicht ein Leben als Diener zu fristen.“ Corvus hatte geweint und gleichzeitig großen Zorn gegen seinen Vater verspürt, der sich immer mehr in Hass umwandelte. Schließlich hätte er selbst fliehen können, hatte es aber nicht getan. „Warum?“, fragte er sich seit jenem Tag. Seitdem war er nicht mehr der Gleiche. Er unterwarf sich dem Teufel und auch wieder nicht. Seine gespaltene Persönlichkeit entstand. Fusco wusste nicht, was damals geschehen war, trotzdem ertrug er Corvus‘ Launen. Manchmal ging Corvus dabei völlig in Trauer auf und Fusco fand mit der Zeit heraus, wie er seine dunkle Seite wieder zum Vorschein brachte. Jetzt jedoch, wo Fusco ihn so sah, wusste er nicht mehr, ob Corvus‘ dunkle Seite ihm wirklich so gut tat. „Ich weiß es auch“, antwortete Corvus nach einigem Schweigen. Fusco blickte ihn verwirrt an, als spreche er von etwas völlig anderem: „Wie jetzt?“ Mit ernstem Blick schaute Corvus Fusco an: „Ein weißer Magier hat mir angeboten zu fliehen. Sie könnten mir helfen.“ Nun verstand Fusco auch, was geschehen war: „Das hat dich so aus der Bahn geworfen.“ Er dachte dann an Aposter und grinste: „Und du weißt nicht, was du tun sollst? Aposter wusste was er wollte. Die Sicherheit seines Sohnes und seiner Geliebten war ihm wichtiger, als sein eigenes Schicksal. Deswegen wählte er die Hölle, auch wenn das sein Ende beuten würde.“ Eigentlich steckte dahinter noch viel mehr, aber Fusco wollte Corvus gerade jetzt nicht auch noch offenbaren, dass vielleicht irgendwo da draußen ein Wolf lebte, in Freiheit, der eigentlich sein Onkel war und hier hätte dienen müssen. Das wäre sicher etwas viel auf einmal, gerade jetzt. „Fusco!“, Corvus blickte ihn durchdringend an, „Hätte mein Vater sich für die Freiheit entschieden, hätte er es geschafft?“ Damit war Fusco etwas überfragt, hellsehen konnte er schließlich auch nicht: „Nun ja, die Chance ist recht groß, dass er es geschafft hätte. Die weißen Magier sind schon seit Jahrhunderten im Krieg mit dem Fürsten und selbst als er einmal die Welt der Lebenden betrat, haben sie ihn zurück in die Hölle geschickt. Er hätte es also schaffen können.“ Corvus knurrte wütend und ballte die Fäuste: „So ein Idiot!“ Fusco lachte laut.

*

Alle mit Sternchen gekennzeichneten Wörter/Sätze beinhalten mehr Informationen. Fahr mit der Maus darüber, um diese zu erhalten.
Copyright 2009 - 2022 Karasu no shugo tenshi Die Bilder, Fotos und Grafiken auf dieser Website sind urheberrechtlich geschützt. Die Bildrechte liegen bei den folgenden Künstlern und Unternehmen: Angelfeather13 MAGIX Software GmbH Jugendschutzprogramm.de