Kapitel 7 - Rätselhafte Träume Schon immer war Sentis zu gar nichts zu gebrauchen. Wenn ich mich da an unser erstes zusammentreffen vor 4 Jahren erinnere. Damals war er für das Neuanwerben zukünftiger Diener zuständig. Allerdings soll er zuvor bereits als Attentäter tätig gewesen sein. Wie man so tief sinken kann, war mir damals schon schleierhaft gewesen. Mein erster Eindruck konnte mich auch nicht täuschen. Er war ein absoluter Faulpelz. An eine Häuserwand gelehnt, rauchte er eine Zigarette und beachtete alles um sich herum nicht. Ob es Passanten waren, evtl. zukünftige Diener oder eben ich. Es interessierte ihn nicht. Er war nur mit sich selbst beschäftigt. Als ich dann vor ihn trat, murrte er und meinte nur, dass ich ihm nicht in der Sonne stehen sollte. Auch nachdem ich mich als Henker des Teufels vorgestellt hatte und ihm offenbarte, was ihn erwartete, wenn er nicht anfing seine Arbeit besser zu machen, schaute er mich unbeeindruckt an. „Du hast mir gar nichts zu sagen“, waren seine Worte gewesen. Ich hatte damals wirklich großen Ärger mit ihm. Eine Woche lang beobachtete ich ihn und langweilte mich dabei zu Tode. Er saß die meiste Zeit nur irgendwo rum, sonnte sich oder ging sogar in Bars und betrank sich, wobei er ab und zu mit dem ein oder anderen Karten spielte. Sentis war wohl der untauglichste und faulste Diener, den der Teufel besaß und doch behielt er ihn. Bis heute verstehe ich das nicht. Was ist an Sentis nur so besonders? Er ist nicht mal ein Magier, nur ein ehemals Sterblicher, der gut mit dem Schwert umgehen kann. Seine besondere Fähigkeit ist, dass er sein Schwert in schwarzer Magie aufleuchten lassen kann, um damit mehr Schaden zu verursachen. Unheimlich wichtig. Sentis blickte mit herausforderndem Blick zu Corvus rüber. Corvus würde ihm am liebsten die Kehle herausreißen, aber erst wenn der Teufel den Befehl gab, durfte Corvus ihn töten und bei Sentis müsste da schon einiges passieren. Was Corvus nämlich nicht wusste, dass Sentis aus der Zeit der Könige und Ritter stammte. Dort war Sentis der einzige Sohn des Königs eines großen Reiches gewesen. Er hätte das alles geerbt. Doch Sentis wollte gar kein König werden. Ihn rief die Freiheit, wie er selbst immer behauptete. Als König wäre er Gefangener seines eigenen Reiches, müsste für das Volk sorgen, Politik mit anderen Reichen führen und schön gesittet und vorbildlich sein. Nein! Das wollte Sentis nicht. Durch Zufall, bei einem seiner heimlichen Ausflüge, traf Sentis auf einen Diener des Fürsten der Finsternis. Als dieser ihm von der Möglichkeit eines Wunsches beim Fürsten eröffnete, musste Sentis einfach seine Chance ergreifen. Sentis traf einen sehr ungewöhnlichen Handel mit Satan. Für seine Dienste als Diener bis in alle Ewigkeit, wollte Sentis die Unsterblichkeit, aber das war lange noch nicht alles. Beim Handel mit Satan bot Sentis ihm sein Reich an. Satan müsste nur seinen Vater, den damaligen König töten und das Reich gehörte ihm. Im Austausch dafür wollte Sentis so viel Freiheit, wie er wollte und das sein Leben lang. Der Teufel ging darauf ein unter der Bedingung, dass Sentis Freiheit ihn niemals von seiner Verpflichtung als Diener entbinden würde. Satan hatte sich damit sein eigenes Strick gedreht. Schon wenige Jahre darauf, wollte Satan ihn töten, da er ihm als unnützer Diener erschien. Jedoch erklärte Sentis ihm dann, dass er so viel Freiheit haben darf, wie er möchte, aber ihn das nicht von seiner Verpflichtung als Diener entbinden durfte. Wenn Satan ihn nun aber töten würde, wäre er frei und entbunden von seiner Verpflichtung. Also widersprach er seiner eigenen Abmachung und diese Tatsache gefiel Satan nicht, weswegen Sentis immer noch lebte und das vielleicht noch viele weitere Jahre. Corvus knurrte verärgert: „Provoziere mich nicht, Sentis. Du könntest es bereuen.“ Sentis war ziemlich selbstsicher und grinste überlegen: „Wer weiß, welcher von uns beiden es schließlich wirklich bereuen wird.“ Die anderen mischten sich da gar nicht weiter ein. Das war eine Sache zwischen Sentis und Corvus. Corvus wand seinen Blickt von Sentis ab, stand von dem Stuhl im Besprechungsraum auf und ging in sein Zimmer. Dort würde er heute Nacht und wahrscheinlich auch weitere Nächte schlafen müssen. Zumindest war es gemütlicher, als die Zimmer in der Hölle und das Bett auch wesentlich bequemer. Keine Löcher, kein morsches Holz und das Kissen hatte auch noch Federn. Wer wusste schon, wem das Haus vorher gehört hatte und was die sechs Diener mit den Vorbesitzern gemacht hatten. Ein lautes Lachen war zu hören, was eindeutig von Sentis stammte. Corvus ballte die Fäuste. Er war kurz davor auf Sentis los zu gehen und ob Sentis dann auch noch heil aus der Sache wieder herauskam, war eine andere Frage. Corvus ging zu dem Bett und ließ sich darauf fallen. Es tat wirklich gut, mal in einem weicheren Bett liegen zu können. Etwas entspannter schloss er nun die Augen. Seine Prellungen und die Wunde am Arm waren noch immer nicht verheilt. Seine Kräfte würde er vermutlich noch für die weißen Magier brauchen. Noch nie zuvor hatte er gegen weiße Magier kämpfen müssen. Er hatte schon einen Diener betreut, der es mit Hexern zu tun hatte, aber weiße Magier waren mal was ganz Neues. „Zu feige, Corvus?“ kam nun höhnisch von Sentis. Absichtlich sagte er es besonders laut, damit Corvus ihn auch ja hörte. Ehe Corvus darauf reagieren konnte, hörte er einen dumpfen Laut. Diritas hatte Sentis am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt: „Hör mal zu, Sentis. Wir alle hier hängen an unserem Leben. Wenn du unbedingt sterben möchtest, dann nimm doch dein Schwert und bringe es zu Ende. Es wird dich niemand aufhalten. Aber wenn das nicht dein Wunsch sein sollte, dann solltest du damit jetzt aufhören. Sonst werde ich es nämlich zu Ende bringe, da ich keinen wütenden Corvus im Rücken haben will. Haben wir uns verstanden?“ Sentis knurrte verärgert, nickte dann aber: „Verstanden. Jetzt lass mich los, sonst kannst du was erleben.“ Diritas ließ ihn einfach wieder los und setzte sich dann zu Leana, die bereits die Karte überblickte, ob sie noch einen Hinweis finden könnten, wo die weißen Magier sich gerade aufhielten. Sentis staubte sich ab, als wäre er gerade in einem Kampf von Erde und Staub bedeckt worden, dabei hatte Diritas ihn nur etwas unsanft gegen die Wand gedrückt. Welche Erleichterung. Zumindest einer in der Gruppe scheint etwas verstand zu haben. Aber Diritas und Leana sind auch schon ewig als Attentäter tätig, soweit ich weiß. Da musste man ja auch wissen, wie man mit solchen Störenfrieden umgeht. In der Nacht träumte Corvus wieder. Er lief durch die dunkle Stadt, die Häuser wirkten alle viel größer als sie waren, niemand war dort. Überall die Krähen, die lautstark krächzten. Langsam und unsicher lief er durch die Straßen. Die Krähen folgten ihm, daran war kein Zweifel. Es waren so viele, unmöglich sie zu zählen. Es war vollkommen still, abgesehen von dem Krächzen der Krähen. Corvus schluckte und lief weiter die Straße entlang. Seltsamer Weise konnte er sich entsinnen, dass er das schon einmal geträumt hatte und sich in einem Traum befinden musste. Wenn er weiterginge, würde er sicherlich wieder zu dem Pavillon am Ende der Stadt kommen und dort wäre sicherlich die weiße Wölfin. Tatsächlich erblickte Corvus sie am Ende der Stadt in dem Pavillon. Sie leuchtete, wie beim letzten Mal, jedoch drehte sie sich zu ihm um. „Apollon“, sagte sie klangvoll. „Wer bist du?“, rief er. Noch nie war ihm diese weiße Wölfin begegnet, also warum träumte er von ihr!? „Schau in dein Inneres…“, sprach sie. Ihre Stimme klang dabei so, als wäre sie weit entfernt. Urplötzlich erwachte Corvus aus dem Traum und richtete sich auf. Ich verliere langsam den Verstand, wie mir scheint. Das kann ich mir nicht leisten. Ich muss wieder einen klaren Kopf bekommen. Noch immer mit dem Traum im Kopf stand er auf und verließ das Zimmer. Er schaute, ob die anderen schon wach waren. Zu seiner Überraschung waren sie das tatsächlich. Zu fünft saßen sie am Tisch zusammen und überlegten, wo sie nach den Magiern suchen sollten. Diritas war bereits beim Studieren der Karte etwas aufgefallen: „Schaut doch mal genau hin. Egal, wo wir auf die weißen Magier getroffen sind, es war immer in dem gleichen Bezirk.“ Leana nickte zustimmend: „Dann sollten wir diesen Bezirk mal genauer absuchen. Wenn wir Glück haben, finden wir sie.“ Sentis interessierte das alles recht wenig. Er saß mit einem Stuhl an der Wand und schien vor sich hin zu dösen. Corvus beachtete ihn gar nicht weiter und ging zum Tisch, um selbst einen Blick auf die Karte zu werfen. Leana zeigte ihm mit dem Finger den Umkreis des Bezirks: „Der Bezirk ist nicht sonderlich groß. Es wird also nicht allzu schwierig sein ihn abzusuchen.“ Corvus nickte nur. Der Traum wollte einfach nicht aus seinen Gedanken verschwinden und beschäftigte ihn mehr, als gut für ihn war. Wenn er sich nicht konzentrierte, könnte er hier sehr bald Schwierigkeiten bekommen. Spätestens dann, wenn sie gegen die weißen Magier kämpfen müssten und er nicht bei der Sache war. So etwas konnte schnell auch mal zum Tod führen. Leana schaute Corvus fragend an, hatte aber keine Zeit sich darüber weiter Gedanken zu machen. Diritas stand auf: „Brechen wir auf.“ Als sie aus dem Haus gingen, trottete Sentis ihnen langsam hinterher. Corvus folgte ihnen ohne jedoch weitere Anweisungen zu geben. Zum einen hat er überhaupt keinen Kopf dazu und zum anderen wollte er sich nicht unnötig Arbeit machen, wenn sie bereits alles im Griff hatten. Während sie begannen die Häuser und Gärten des Bezirks näher unter die Lupe zu nehmen, beobachtete Corvus ihre Arbeitsweise und wie sorgfältig sie waren. Sentis machte Zeitweise gar nichts und lehnte sich an Bäume oder Wände, während die anderen ihrer Arbeit nachgingen. Egeo wirkte immer sehr nervös und ängstlich. Er war für diesen Job wirklich nicht geeignet. Es war ein Wunder, dass er bisher überlebt hatte. „Seht euch das an“, riefen Fel und Odi zugleich und setzten auch so fort, „hier sind alle Fenster zugezogen, obwohl helllichter Tag ist.“ Corvus blickte zu dem Haus: „Dann gehen wir mal nach schauen, wer dort lebt.“ Sie schlichen über das Grundstück. An einer Seite des Hauses machte Diritas sich daran das Fenster leise heraus zu nehmen und aus den Angeln zu heben. Vorsichtig stellte er es auf dem Boden ab. Einer nach dem anderen stieg durch das Fenster ohne Lärm zu verursachen. Corvus stieg als letzter hindurch und gab dann mit den Händen Zeichen, wo sie langgehen sollten. Sie mussten nicht weit gehen, als sie stimmten hörten. Es war jemand hier. Corvus versuchte heraus zu hören, wie viele es waren und hob die Finger, um ihnen zu zeigen, dass er vier Stimmen heraushörte. Sie schlichen langsam in die Richtung aus der die Stimmen kamen. Die Tür zu dem Zimmer stand weit offen. Vorsichtig blickte Diritas hinein. Er entfernte sich wieder und flüsterte zu den anderen: "Da sind sie. Es sind vier Wölfe." Jeder von ihnen wusste, wie vorzugehen war. Das Ziel musste getötet werden. So war der Befehl vom Teufel gewesen. Mit einem kurzen Nicken bestätigten sie sich ihre Kampfbereitschaft und zogen ihre Waffen. Leana und Diritas kämpften mit Dolchen, Sentis hatte einen Säbel, Fel und Odi hatten jeder ein Schwert und Egeo war Messerwerfer. Er hatte einen Gürtel mit sechs Messern um. Kurz darauf stürmten sie alle in den Raum. Die weißen Magier reagieren sofort und sprangen von ihrem gemütlichen Kreis am Tisch auf. Corvus folgte ihnen langsam in den Raum, blieb dann aber wie erstarrt stehen. Sein Blick fiel nur einen der weißen Magier, auf die weiße Wölfin aus seinen Träumen. Ohne zu zögern stürmten die sechs Diener auf die vier weißen Magier zu. Die weiße Wölfin blickte Corvus direkt an und tief in seine Augen, dabei blinzelte sie nicht ein einziges Mal. Es war ein Blick der so viel Wärme ausstrahlte, wie Corvus sie nicht kannte. Jedoch wirkte irgendetwas daran so vertraut. Was in Sekunden ab lief, kam Corvus wie eine Ewigkeit vor. Diritas und Leana kämpften gemeinsam gegen den weißen Magier mit dem Tuch über dem linken Auge, während Egeo mit seinen Messern auf den Wolf in Samt gekleideten warf. Zur gleichen Zeit griffen Feld und Odi den Ältesten unter ihnen an, welcher bereits einen Gehstock bei sich trug. Sentis nahm sich die weiße Wölfin vor. Der Wolf mit dem Tuch wich spielend leicht aus, als wäre er mit ihren Bewegungen eins. Egeos Messer prallten an dem Samt ab, als sei es eine Stahlrüstung und auch Fel und Odi hatten kein Glück. Sie konnten den alten Wolf nicht treffen. Ein unsichtbarer Schutzschild umgab ihn, den kein Schwert der Welt hätte durchdringen können. Doch Corvus‘ Blick war nur auf die weiße Wölfin gerichtet, die Sentis gerade mit seinem Säbel in zwei schnitt. Jedenfalls hätte das passieren müssen, jedoch strich der Säbel ins Leere und nicht als weiße Federn blieben. Die anderen drei Wölfe flohen durch die geschlossenen Fenster. Es krachte laut und Scherben flogen zu Boden. Sie alle brauchten einen Moment, um das Geschehen zu verkraften. Schweigen herrschte zwischen den Dienern. Leana übernahm das das Wort: „Sollen wir ihnen folgen?“ Alle Augen drehten sich zu Corvus, der nun eine Entscheidung treffen musste. Sollen wir Ihnen folgen? Ich weiß es nicht. Verdammt! Ich weiß es nicht! "Es ist eh schon zu spät", sagte er dann ruhig, "gehen wir zurück." Auf dem Weg zurück war Corvus ganz in seiner Gedankenwelt versunken. Keiner der anderen sprach auch nur ein Wort. Dieser Traum... die weiße Wölfin... sie hat mich angestarrt... was hat das alles zu bedeuten? Ich muss ruhig bleiben. Wenn ich keinen klaren Kopf bewahre, werde ich das schwer büßen müssen. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir herausfinden, wo ihre Schwächen liegen. Nicht einer von ihnen hat getroffen. Was für eine Schande! Corvus betrat zuletzt das Haus in dem sie ihren Stützpunkt gegründet hatten. Viel Zeit um sich auszuruhen und evtl. einen neuen Plan auszuarbeiten hatte er jedoch nicht. Satan rief bereits nach ihm. Gerade jetzt nach diesem Misserfolg, als wüsste er, was geschehen ist. Mir bleibt auch nichts erspart. Ohne ein weiteres Wort verschwand Corvus zurück in die Hölle. Er tauchte direkt in der Eingangshalle des Schlosses wieder auf. Hier hielt sich eigentlich so gut wie nie jemand auf. Schließlich führte von hier ein großes Tor direkt zum Thronsaal und weitere Gänge zu den verschiedenen Schlafplätzen für Diener und Dämonen. Entschlossen betrat er den Thronsaal und kniete sich mit gesenktem Blick nieder: „Ihr habt gerufen, mein Fürst.“ Satan blickte zu Corvus, auch wenn Corvus dieses nicht sehen konnte, spürte er praktisch den prüfenden Blick des Fürsten. Er wartete nur darauf, dass er wieder einen Fehler machen würde und wäre er noch so klein. „Berichte!“ forderte der Fürst der Finsternis ihn auf. Corvus sprach ruhig und gleichmäßig, jede Gefühlsregung könnte eine Schwäche preisgeben und missfallen beim Teufel auslösen: „Die sechs Diener denken nicht ausreichend mit. Die Orte, an denen sie den weißen Magiern begegnet sind, haben sie nicht einmal abgesucht. Ich habe mir mit ihnen das letzte Haus in dem sie gesichtet worden sind vorgenommen. Wir haben es gründlich durchsucht und sind nur auf einen geheimen Raum gestoßen, der jedoch schon leer geräumt gewesen war.“ Satan schnaubte gelangweilt: „Erspare mir die Details. Wie weit seid ihr?“ Corvus setzte fort und ließ die Einzelheiten beiseite: „Beim zweiten Versuch die gesuchten Magier zu finden, hatten wir Erfolg. Allerdings sind sie uns entwischt.“ Man hörte wie etwas über einen Untergrund schabte. Vermutlich waren es Satans Krallen, die die Thronlehnen zerkratzten: „Ihr habt sie entkommen lassen?“ Jetzt musste er sich schnell was einfallen lassen, um den Fürsten wieder zu beruhigen, aber ehe Corvus einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, wurde er bereits von einer schwarzen Magiewelle getroffen und gegen die Wand geworfen. Kaum das er versuchte sich aufzurichten, folgte gleich die Nächste. Man hörte wie Satan von seinem Thron sich erhob: „Ich habe dich zu den Sechs geschickt, damit dieses nicht passiert. Wage es ja nicht mich noch einmal zu enttäuschen!“ Corvus hatte sich soweit wieder aufgerichtet, dass er wieder niederkniete. Er versuchte nicht zu angeschlagen zu klingen: „Ich werde euch nicht enttäuschen, mein Fürst.“ Satan schnaubte erneut, immer noch verärgert: „Wie machen sich die einzelnen Diener?“ Auch hier berichtete Corvus ruhig und sachlich, wie es von ihm erwartet wurde: „Leana und Diritas scheinen ein gut eingespieltes Team zu sein. Von Fel und Odi konnte ich mir noch kein genaues Bild machen. Wie immer ist Sentis ein absoluter Faulpelz. Ich würde noch immer dazu raten ihn zu erledigen. Und Egeo ist absolut untauglich. Er fürchtet sich.“ Auf Sentis ging Satan gar nicht weiter ein, aber er war verärgert: „Erledige Egeo! Ich brauche niemanden der untauglich ist.“ Er ließ noch eine weitere Magiewelle auf Corvus los und erneut krachte er gegen die Wand: „Damit du mir ja nicht vergisst, was deine Aufgabe ist. Erledigt die weißen Magier!“ Corvus schaffte es kaum noch sich soweit aufzurichten, dass er zumindest niederkniete: „Wie ihr wünscht, mein Fürst.“ „Geh!“ befahl Satan. Mit aller Kraft erhob sich Corvus und verließ den Thronsaal, wobei er sich an der Wand entlang abstützte. Corvus hatte sich nicht sofort wieder zu den sechs Dienern begeben, sondern in sein Zimmer in der Hölle und dort mit den noch übrigen Verbänden aus der Schublade des Schreibtisches angefangen die alten Verbände gegen neue auszutauschen sowie sich die schmerzenden Stellen zu reiben. Das werden sie mir büßen, dass ich für ihr Versagen bestraft wurde. Egeo wird einen grausamen Tod erleiden und den restlichen fünf werde ich Feuer unterm Hintern machen! Ich habe so die Schnauze voll davon immer meinen Kopf für andere Diener hin zuhalten. Er zog noch den letzten Verband fest und stand dann von dem hölzernen Stuhl auf, der vor dem Schreibtisch stand. Seine Wut ließ ihn fast die Schmerzen vergessen und trieb ihn voran. Kaum das er bei den sechs Dienern auftauchte, viel sein kaltblütiger Blick auf Egeo. Alle hielten für einen Moment die Luft an bis auf Sentis. Der lehnte an der Wand und schien Corvus einfach zu ignorieren. „Egeo!“ sagte Corvus in sehr verärgerten Tonfall, „Du kommst mit mir!“ Egeo zitterte leicht, aber widersprach nicht. Er folgte Corvus nach draußen. Dieser lief voraus, achtete aber immer darauf, dass Egeo ihm weiter folgte. Sie gingen Richtung Stadtrand. Corvus wollte an einen ungestörten Ort, da sie hier noch weiter ihren Auftrag erfüllen mussten, konnte er sich nicht leisten, dass die Polizei ihn hier als Mörder suchte, der er nun mal war und auch gleich wieder sein würde. Egeo sprach währenddessen auch nicht ein Wort. Er war vor Angst so betäubt, dass er es nicht einmal schaffte ans Abhauen zu denken, sondern brav Corvus folgte. Vielleicht wollte er auch noch gar nicht wahrhaben, welches Schicksal ihn erwarten würde oder er hoffte auf eine einfache Standpauke. Doch wer schon länger beim Teufel diente wusste, dass Corvus keine langen Reden schwang, sondern einfach eine Arbeit als Henker erfüllte. Am Stadtrand gab es einen alten Friedhof, der von den Bewohnern nicht mehr genutzt wurde, jedoch unter Denkmalschutz stand. Die alten Gräber hier waren bereits verwildert und viele Inschriften konnte man nicht mehr entziffern. Das war genau der Ort, den Corvus brauchte. Er ging durch das alte, eiserne Tor des Friedhofs und lief mit Egeo zwischen den überwucherten Gräbern entlang. Egeo blieb nach einer Weile einfach stehen: „Du willst doch etwas von mir.“ Corvus drehte sich zu ihm um. Sein Grinsen hatte etwas Beängstigendes an sich: „Ja, richtig.“ Er legte seine Hand auf Egeos Schulter, als würde er ihn beruhigen wollen. Was natürlich nicht der Fall war. Egeo folgte der Bewegung mit seinem Blick. Ehe er die Frage äußern konnte, die ihm gerade in den Kopf geschossen war, sprach Corvus bereits ein Wort aus: „Caedes!“ Sofort hielt Egeo sich schmerzend den Bauch und sackte auf die Knie. Ein Schrei wollte aus ihm heraus brechen, jedoch röchelte er bereits stark, sodass kein Ton mehr seine Lippen verließ. Entsetzt fasste er sich an den Hals, während er spürte, wie das Blut seine Lunge zu schnürte. Seine Augen wurden leer und er kippte zur Seite. Corvus schaute auf ihn hinab und gab ihm noch einmal einen kräftigen Tritt um zu überprüfen, ob er wirklich tot war und grinste zufrieden: „Du hattest einfach nicht das Zeug zum Diener.“ Er lachte und ging an ihm vorbei zurück zu den nun nur noch fünf Dienern. Seinen meisten Zorn hatte er bereits an Egeo auslassen können, den Rest würden sie jetzt zu spüren bekommen. Corvus fühlte sich auf dem Rückweg um einiges besser diesen untauglichen Diener entsorgt zu haben. Es sollte wirklich jemanden geben, der erst einmal einen Test mit möglichen Kandidaten macht bevor Satan sie dann tatsächlich verpflichtet. Das war doch einfach nur unnötige Arbeit. Abgesehen davon flohen viele der neuen Diener, da sie einfach gar nicht für diesen Job geeignet waren. Als Corvus das Haus wieder betrat und die restlichen fünf Diener erblickte, scheuchte er diese auch sofort auf: „Los! Bewegt euch! Mir ist egal, wie ihr die weißen Magier aufspürt. Sucht von mir aus die ganze Stadt ab, aber findet sie! Los! Los!“ Jeder von ihnen ahnte, was mit Egeo passiert war, dazu musste man auch kein großes Genie sein. Wenn Corvus alleine zurück kam, konnte das nur bedeuten, dass Egeo bereits tot war. So zögerten sie nicht und machten sich ohne Wiederworte sofort auf den Weg. Nur Sentis stoppte vor Corvus und blickte ihm in die Augen: „Du magst vielleicht darüber entscheiden, wer von uns schließlich überlebt, aber denke immer daran... wir sind unsterblich, während du alt wirst, werden wir so jung bleiben. Alte Diener, die ihren Dienst nicht tun, kann selbst der Fürst nicht gebrauchen.“ Er lachte amüsiert über seine eigene Äußerung und folgte dann den anderen vier Dienern. Was für ein Idiot! Ich gehe nicht davon aus, dass ich überhaupt solange lebe, um alt zu werden. So ein Spinner! Corvus machte sich kurz darauf auch selbst auf den Weg, getrennt von den Dienern. Eigentlich mochte er auch gar nicht so sehr Gesellschaft und die Betreuung von Dienern, die ihre Arbeit nicht ordnungsgemäß machten, hasste er mehr, als das eliminieren genau dieser. Wenn er ehrlich war, genoss er es sogar, wenn er einen von diesen unnützen Dienern ausschaltete. Ein ausgeschalteter Diener bedeutete einen einiger maßen zufriedenen Fürsten. Langsam lief er die Straßen entlang, jedoch konnte er nichts Auffälliges entdecken. Abgesehen von den alltäglichen Einwohnern der Stadt, die ihn misstrauisch und auch etwas seltsam teilweise anschauten, war niemand anzutreffen. Aber irgendwo mussten die weißen Magier doch leben. Die Stadt war allerdings auch recht groß und bis sie alles abgesucht hätten, würde einige Zeit vergehen. Zeit die sie nicht hatten. Nach stundenlanger Suche trafen die Diener und Corvus wieder im Haus zusammen. Auch keiner der Diener hatte Erfolg. Es schien so, als hätten sich die weißen Magier in Luft aufgelöst. Tag für Tag setzten sie die Suche fort, aber blieben erfolglos. Als wäre das nicht schon genug, träumte Corvus auch weiterhin Nacht für Nacht von der weißen Wölfin. Sie schien ihn regelrecht zu rufen. Immer wieder sagte sie ihm, dass er in sein Inneres schauen sollte. Er befürchtete immer mehr den Verstand zu verlieren. Um sich nichts anmerken zu lassen, schickte er die Diener jeden Tag wieder los, egal wie sehr sie behaupteten, dass dieses eh keinen Sinn hätte und sie genauso gut Däumchen drehen konnten. Es war als würden sie auf ein Wunder warten, dass nie geschehen würde. Corvus machte sich oft alleine auf die Suche. Er wusste nicht, wo genau die anderen Diener unterwegs waren oder was sie überhaupt machten, um die weißen Magier aufzuspüren. Alles was ihn interessierte war endlich zu Erfolg zu kommen und hoffentlich dann wieder ganz normal schlafen zu können. Ohne von einer weißen Wölfin zu träumen, die ihm sagte, dass er in sein Inneres schauen sollte. Er wusste ja nicht mal, was sie damit meinte. Also war ihm egal, was die anderen Diener trieben, solange sie möglichst bald ihren Auftrag erfüllen würden. Corvus bog in einen Innenhof ein und lief diesen ab, auf der Suche nach Hinweisen. Wobei er allerdings nicht genau sagen konnte, was genau ein Hinweis sein könnte. Schließlich waren seine Informationen nicht gerade ausführlich. Der Innenhof wurde von mehreren weiß bis grau gestrichenen Mehrfamilienhäusern umringt. Diese hatten alle einen Hinterausgang zum Innenhof. Auch hatten die meisten Bewohner über ihre Balkone einen guten Einblick in diesen. Der Innenhof selbst war mit einem Spielplatz, einer breiten Grünfläche und einigen Sitzbänken ausgestattet. Am Rand fanden einige Mülltonnen ihren Platz. Alles schien ganz gewöhnlich. Doch hatte Corvus wie durch ein Wunder Glück und in diesem Innenhof kam ihm ein weißer Magier entgegen. Durch seine weiße Kleidung war er schon auffällig genug, aber er hatte Corvus auch durch eine kleine Lichtkugel in der Hand klar signalisiert, was er war. Es war keiner der vier, denen sie vor einigen Tagen begegnet waren, dennoch freute sich Corvus über diesen Erfolg und er grinste dem weißen Magier zufrieden entgegen: „Und ich dachte schon, dass ihr euch alle aus dem Staub gemacht habt.“ „Oh nein“, entgegnete der Magier, „wir sind noch immer hier. Wir lassen uns doch nicht von ein paar Dienern des Teufels vertreiben, Corvus.“ „Du hast also von mir gehört“, stellte Corvus fest, „dann weißt du ja auch, was dich jetzt erwartet.“ „Genau deswegen bin ich hier“, antwortete er lächelnd, „um mich mit dir zu duellieren.“ Corvus lachte amüsiert darüber und zögerte es nicht länger heraus. Sofort schoss er gleich mehrere schwarze Magiekugeln schnell nacheinander auf den weißen Magier. Dieser wich jedoch geschickt aus und wurde nicht ein einziges Mal getroffen. Wenn ihm jedoch wirklich gelegentlich eine Kugel zu nahe kam, schützte dieser sich einfach mit einem Schutzschild aus weißer Magie. Corvus hatte überhaupt keine Chance ihn auf diese Weise zu Schaden. Seltsamer Weise ging der weiße Magier bisher nicht zum Gegenangriff über. So wird das nichts. Da muss ich wohl zum direkten Angriff übergehen. Corvus stellte seine Angriffe mit schwarzer Magie ein und rannte nun direkt auf den Magier zu. Der Magier machte nicht einmal den Versuch auszuweichen, sondern ließ Corvus auf ihn zukommen. Er fing Corvus Faustschläge jeweils mit einer Hand ab und hielt ihn fest. Die beiden ringten miteinander. Eine Weile schien es so, als wären sie gleichstark, ehe sie sich so sehr ineinander verfingen, dass sie am Boden rollten. Corvus befreite seine Hände und drückte mit diesen den Hals des Magiers zu. Wenn er es schaffen könnte den Magier zu erwürgen, hätten sie zumindest einen kleinen Erfolg zu verzeichnen. Der Magier hatte jedoch nun auch die Hände frei und schlug Corvus ein paar Mal kräftig ins Gesicht, bis Corvus losließ. Es war nun sehr offensichtlich, dass der Magier viel stärker war als Corvus. Mit einem gezielten Tritt stieß der Magier Corvus von sich. Ehe Corvus aufstehen konnte, wurde er bereits von einer weißen Magiekugel getroffen, die es in sich hatte. Corvus zuckte am Boden zusammen. „Du bist gar nicht mal schlecht“, stellte der Magier in ruhigen Ton fest. Obwohl dieser nun die Gelegenheit hätte Corvus, den Henker des Teufels zu erledigen, ging er einfach davon und ließ Corvus zurück. Der Schmerz, welcher durch die weiße Magiekugel verursacht wurde, klang nach ein paar Minuten ab und Corvus richtete sich wieder auf. Verdammt! Ich habe versagt. Die Fünf bringen es zu gar nichts und ich verliere den Kampf. Der Fürst wird toben vor Wut.

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Teil 3 - Die Krähe im Wolfspelz
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Auch nachdem ich mich als Henker des Teufels vorgestellt hatte und ihm offenbarte, was ihn erwartete, wenn er nicht anfing seine Arbeit besser zu machen, schaute er mich unbeeindruckt an. „Du hast mir gar nichts zu sagen“, waren seine Worte gewesen. Ich hatte damals wirklich großen Ärger mit ihm. Eine Woche lang beobachtete ich ihn und langweilte mich dabei zu Tode. Er saß die meiste Zeit nur irgendwo rum, sonnte sich oder ging sogar in Bars und betrank sich, wobei er ab und zu mit dem ein oder anderen Karten spielte. Sentis war wohl der untauglichste und faulste Diener, den der Teufel besaß und doch behielt er ihn. Bis heute verstehe ich das nicht. Was ist an Sentis nur so besonders? Er ist nicht mal ein Magier, nur ein ehemals Sterblicher, der gut mit dem Schwert umgehen kann. Seine besondere Fähigkeit ist, dass er sein Schwert in schwarzer Magie aufleuchten lassen kann, um damit mehr Schaden zu verursachen. Unheimlich wichtig. Sentis blickte mit herausforderndem Blick zu Corvus rüber. Corvus würde ihm am liebsten die Kehle herausreißen, aber erst wenn der Teufel den Befehl gab, durfte Corvus ihn töten und bei Sentis müsste da schon einiges passieren. Was Corvus nämlich nicht wusste, dass Sentis aus der Zeit der Könige und Ritter stammte. Dort war Sentis der einzige Sohn des Königs eines großen Reiches gewesen. Er hätte das alles geerbt. Doch Sentis wollte gar kein König werden. Ihn rief die Freiheit, wie er selbst immer behauptete. Als König wäre er Gefangener seines eigenen Reiches, müsste für das Volk sorgen, Politik mit anderen Reichen führen und schön gesittet und vorbildlich sein. Nein! Das wollte Sentis nicht. Durch Zufall, bei einem seiner heimlichen Ausflüge, traf Sentis auf einen Diener des Fürsten der Finsternis. Als dieser ihm von der Möglichkeit eines Wunsches beim Fürsten eröffnete, musste Sentis einfach seine Chance ergreifen. Sentis traf einen sehr ungewöhnlichen Handel mit Satan. Für seine Dienste als Diener bis in alle Ewigkeit, wollte Sentis die Unsterblichkeit, aber das war lange noch nicht alles. Beim Handel mit Satan bot Sentis ihm sein Reich an. Satan müsste nur seinen Vater, den damaligen König töten und das Reich gehörte ihm. Im Austausch dafür wollte Sentis so viel Freiheit, wie er wollte und das sein Leben lang. Der Teufel ging darauf ein unter der Bedingung, dass Sentis Freiheit ihn niemals von seiner Verpflichtung als Diener entbinden würde. Satan hatte sich damit sein eigenes Strick gedreht. Schon wenige Jahre darauf, wollte Satan ihn töten, da er ihm als unnützer Diener erschien. Jedoch erklärte Sentis ihm dann, dass er so viel Freiheit haben darf, wie er möchte, aber ihn das nicht von seiner Verpflichtung als Diener entbinden durfte. Wenn Satan ihn nun aber töten würde, wäre er frei und entbunden von seiner Verpflichtung. Also widersprach er seiner eigenen Abmachung und diese Tatsache gefiel Satan nicht, weswegen Sentis immer noch lebte und das vielleicht noch viele weitere Jahre. Corvus knurrte verärgert: „Provoziere mich nicht, Sentis. Du könntest es bereuen.“ Sentis war ziemlich selbstsicher und grinste überlegen: „Wer weiß, welcher von uns beiden es schließlich wirklich bereuen wird.“ Die anderen mischten sich da gar nicht weiter ein. Das war eine Sache zwischen Sentis und Corvus. Corvus wand seinen Blickt von Sentis ab, stand von dem Stuhl im Besprechungsraum auf und ging in sein Zimmer. Dort würde er heute Nacht und wahrscheinlich auch weitere Nächte schlafen müssen. Zumindest war es gemütlicher, als die Zimmer in der Hölle und das Bett auch wesentlich bequemer. Keine Löcher, kein morsches Holz und das Kissen hatte auch noch Federn. Wer wusste schon, wem das Haus vorher gehört hatte und was die sechs Diener mit den Vorbesitzern gemacht hatten. Ein lautes Lachen war zu hören, was eindeutig von Sentis stammte. Corvus ballte die Fäuste. Er war kurz davor auf Sentis los zu gehen und ob Sentis dann auch noch heil aus der Sache wieder herauskam, war eine andere Frage. Corvus ging zu dem Bett und ließ sich darauf fallen. Es tat wirklich gut, mal in einem weicheren Bett liegen zu können. Etwas entspannter schloss er nun die Augen. Seine Prellungen und die Wunde am Arm waren noch immer nicht verheilt. Seine Kräfte würde er vermutlich noch für die weißen Magier brauchen. Noch nie zuvor hatte er gegen weiße Magier kämpfen müssen. Er hatte schon einen Diener betreut, der es mit Hexern zu tun hatte, aber weiße Magier waren mal was ganz Neues. „Zu feige, Corvus?“ kam nun höhnisch von Sentis. Absichtlich sagte er es besonders laut, damit Corvus ihn auch ja hörte. Ehe Corvus darauf reagieren konnte, hörte er einen dumpfen Laut. Diritas hatte Sentis am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt: „Hör mal zu, Sentis. Wir alle hier hängen an unserem Leben. Wenn du unbedingt sterben möchtest, dann nimm doch dein Schwert und bringe es zu Ende. Es wird dich niemand aufhalten. Aber wenn das nicht dein Wunsch sein sollte, dann solltest du damit jetzt aufhören. Sonst werde ich es nämlich zu Ende bringe, da ich keinen wütenden Corvus im Rücken haben will. Haben wir uns verstanden?“ Sentis knurrte verärgert, nickte dann aber: „Verstanden. Jetzt lass mich los, sonst kannst du was erleben.“ Diritas ließ ihn einfach wieder los und setzte sich dann zu Leana, die bereits die Karte überblickte, ob sie noch einen Hinweis finden könnten, wo die weißen Magier sich gerade aufhielten. Sentis staubte sich ab, als wäre er gerade in einem Kampf von Erde und Staub bedeckt worden, dabei hatte Diritas ihn nur etwas unsanft gegen die Wand gedrückt. Welche Erleichterung. Zumindest einer in der Gruppe scheint etwas verstand zu haben. Aber Diritas und Leana sind auch schon ewig als Attentäter tätig, soweit ich weiß. Da musste man ja auch wissen, wie man mit solchen Störenfrieden umgeht. In der Nacht träumte Corvus wieder. Er lief durch die dunkle Stadt, die Häuser wirkten alle viel größer als sie waren, niemand war dort. Überall die Krähen, die lautstark krächzten. Langsam und unsicher lief er durch die Straßen. Die Krähen folgten ihm, daran war kein Zweifel. Es waren so viele, unmöglich sie zu zählen. Es war vollkommen still, abgesehen von dem Krächzen der Krähen. Corvus schluckte und lief weiter die Straße entlang. Seltsamer Weise konnte er sich entsinnen, dass er das schon einmal geträumt hatte und sich in einem Traum befinden musste. Wenn er weiterginge, würde er sicherlich wieder zu dem Pavillon am Ende der Stadt kommen und dort wäre sicherlich die weiße Wölfin. Tatsächlich erblickte Corvus sie am Ende der Stadt in dem Pavillon. Sie leuchtete, wie beim letzten Mal, jedoch drehte sie sich zu ihm um. „Apollon“, sagte sie klangvoll. „Wer bist du?“, rief er. Noch nie war ihm diese weiße Wölfin begegnet, also warum träumte er von ihr!? „Schau in dein Inneres…“, sprach sie. Ihre Stimme klang dabei so, als wäre sie weit entfernt. Urplötzlich erwachte Corvus aus dem Traum und richtete sich auf. Ich verliere langsam den Verstand, wie mir scheint. Das kann ich mir nicht leisten. Ich muss wieder einen klaren Kopf bekommen. Noch immer mit dem Traum im Kopf stand er auf und verließ das Zimmer. Er schaute, ob die anderen schon wach waren. Zu seiner Überraschung waren sie das tatsächlich. Zu fünft saßen sie am Tisch zusammen und überlegten, wo sie nach den Magiern suchen sollten. Diritas war bereits beim Studieren der Karte etwas aufgefallen: „Schaut doch mal genau hin. Egal, wo wir auf die weißen Magier getroffen sind, es war immer in dem gleichen Bezirk.“ Leana nickte zustimmend: „Dann sollten wir diesen Bezirk mal genauer absuchen. Wenn wir Glück haben, finden wir sie.“ Sentis interessierte das alles recht wenig. Er saß mit einem Stuhl an der Wand und schien vor sich hin zu dösen. Corvus beachtete ihn gar nicht weiter und ging zum Tisch, um selbst einen Blick auf die Karte zu werfen. Leana zeigte ihm mit dem Finger den Umkreis des Bezirkes: „Der Bezirk ist nicht sonderlich groß. Es wird also nicht allzu schwierig sein ihn abzusuchen.“ Corvus nickte nur. Der Traum wollte einfach nicht aus seinen Gedanken verschwinden und beschäftigte ihn mehr, als gut für ihn war. Wenn er sich nicht konzentrierte, könnte er hier sehr bald Schwierigkeiten bekommen. Spätestens dann, wenn sie gegen die weißen Magier kämpfen müssten und er nicht bei der Sache war. So etwas konnte schnell auch mal zum Tod führen. Leana schaute Corvus fragend an, hatte aber keine Zeit sich darüber weiter Gedanken zu machen. Diritas stand auf: „Brechen wir auf.“ Als sie aus dem Haus gingen, trottete Sentis ihnen langsam hinterher. Corvus folgte ihnen ohne jedoch weitere Anweisungen zu geben. Zum einen hat er überhaupt keinen Kopf dazu und zum anderen wollte er sich nicht unnötig Arbeit machen, wenn sie bereits alles im Griff hatten. Während sie begannen die Häuser und Gärten des Bezirkes näher unter die Lupe zu nehmen, beobachtete Corvus ihre Arbeitsweise und wie sorgfältig sie waren. Sentis machte Zeitweise gar nichts und lehnte sich an Bäume oder Wände, während die anderen ihrer Arbeit nachgingen. Egeo wirkte immer sehr nervös und ängstlich. Er war für diesen Job wirklich nicht geeignet. Es war ein Wunder, dass er bisher überlebt hatte. „Seht euch das an“, riefen Fel und Odi zugleich und setzten auch so fort, „hier sind alle Fenster zugezogen, obwohl helllichter Tag ist.“ Corvus blickte zu dem Haus: „Dann gehen wir mal nachschauen, wer dort lebt.“ Sie schlichen über das Grundstück. An einer Seite des Hauses machte Diritas sich daran das Fenster leise heraus zu nehmen und aus den Angeln zu heben. Vorsichtig stellte er es auf dem Boden ab. Einer nach dem anderen stieg durch das Fenster ohne Lärm zu verursachen. Corvus stieg als letzter hindurch und gab dann mit den Händen Zeichen, wo sie langgehen sollten. Sie mussten nicht weit gehen, als sie stimmten hörten. Es war jemand hier. Corvus versuchte heraus zu hören, wie viele es waren und hob die Finger, um ihnen zu zeigen, dass er vier Stimmen heraushörte. Sie schlichen langsam in die Richtung aus der die Stimmen kamen. Die Tür zu dem Zimmer stand weit offen. Vorsichtig blickte Diritas hinein. Er entfernte sich wieder und flüsterte zu den anderen: "Da sind sie. Es sind vier Wölfe." Jeder von ihnen wusste, wie vorzugehen war. Das Ziel musste getötet werden. So war der Befehl vom Teufel gewesen. Mit einem kurzen Nicken bestätigten sie sich ihre Kampfbereitschaft und zogen ihre Waffen. Leana und Diritas kämpften mit Dolchen, Sentis hatte einen Säbel, Fel und Odi hatten jeder ein Schwert und Egeo war Messerwerfer. Er hatte einen Gürtel mit sechs Messern um. Kurz darauf stürmten sie alle in den Raum. Die weißen Magier reagieren sofort und sprangen von ihrem gemütlichen Kreis am Tisch auf. Corvus folgte ihnen langsam in den Raum, blieb dann aber wie erstarrt stehen. Sein Blick fiel nur einen der weißen Magier, auf die weiße Wölfin aus seinen Träumen. Ohne zu zögern stürmten die sechs Diener auf die vier weißen Magier zu. Die weiße Wölfin blickte Corvus direkt an und tief in seine Augen, dabei blinzelte sie nicht ein einziges Mal. Es war ein Blick der so viel Wärme ausstrahlte, wie Corvus sie nicht kannte. Jedoch wirkte irgendetwas daran so vertraut. Was in Sekunden ablief, kam Corvus wie eine Ewigkeit vor. Diritas und Leana kämpften gemeinsam gegen den weißen Magier mit dem Tuch über dem linken Auge, während Egeo mit seinen Messern auf den Wolf in Samt gekleideten warf. Zur gleichen Zeit griffen Feld und Odi den Ältesten unter ihnen an, welcher bereits einen Gehstock bei sich trug. Sentis nahm sich die weiße Wölfin vor. Der Wolf mit dem Tuch wich spielend leicht aus, als wäre er mit ihren Bewegungen eins. Egeos Messer prallten an dem Samt ab, als sei es eine Stahlrüstung und auch Fel und Odi hatten kein Glück. Sie konnten den alten Wolf nicht treffen. Ein unsichtbarer Schutzschild umgab ihn, den kein Schwert der Welt hätte durchdringen können. Doch Corvus‘ Blick war nur auf die weiße Wölfin gerichtet, die Sentis gerade mit seinem Säbel in zwei schnitt. Jedenfalls hätte das passieren müssen, jedoch strich der Säbel ins Leere und nicht als weiße Federn blieben. Die anderen drei Wölfe flohen durch die geschlossenen Fenster. Es krachte laut und Scherben flogen zu Boden. Sie alle brauchten einen Moment, um das Geschehen zu verkraften. Schweigen herrschte zwischen den Dienern. Leana übernahm das das Wort: „Sollen wir ihnen folgen?“ Alle Augen drehten sich zu Corvus, der nun eine Entscheidung treffen musste. Sollen wir Ihnen folgen? Ich weiß es nicht. Verdammt! Ich weiß es nicht! "Es ist eh schon zu spät", sagte er dann ruhig, "gehen wir zurück." Auf dem Weg zurück war Corvus ganz in seiner Gedankenwelt versunken. Keiner der anderen sprach auch nur ein Wort. Dieser Traum... die weiße Wölfin... sie hat mich angestarrt... was hat das alles zu bedeuten? Ich muss ruhig bleiben. Wenn ich keinen klaren Kopf bewahre, werde ich das schwer büßen müssen. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir herausfinden, wo ihre Schwächen liegen. Nicht einer von ihnen hat getroffen. Was für eine Schande! Corvus betrat zuletzt das Haus in dem sie ihren Stützpunkt gegründet hatten. Viel Zeit um sich auszuruhen und evtl. einen neuen Plan auszuarbeiten hatte er jedoch nicht. Satan rief bereits nach ihm. Gerade jetzt nach diesem Misserfolg, als wüsste er, was geschehen ist. Mir bleibt auch nichts erspart. Ohne ein weiteres Wort verschwand Corvus zurück in die Hölle. Er tauchte direkt in der Eingangshalle des Schlosses wieder auf. Hier hielt sich eigentlich so gut wie nie jemand auf. Schließlich führte von hier ein großes Tor direkt zum Thronsaal und weitere Gänge zu den verschiedenen Schlafplätzen für Diener und Dämonen. Entschlossen betrat er den Thronsaal und kniete sich mit gesenktem Blick nieder: „Ihr habt gerufen, mein Fürst.“ Satan blickte zu Corvus, auch wenn Corvus dieses nicht sehen konnte, spürte er praktisch den prüfenden Blick des Fürsten. Er wartete nur darauf, dass er wieder einen Fehler machen würde und wäre er noch so klein. „Berichte!“ forderte der Fürst der Finsternis ihn auf. Corvus sprach ruhig und gleichmäßig, jede Gefühlsregung könnte eine Schwäche preisgeben und missfallen beim Teufel auslösen: „Die sechs Diener denken nicht ausreichend mit. Die Orte, an denen sie den weißen Magiern begegnet sind, haben sie nicht einmal abgesucht. Ich habe mir mit ihnen das letzte Haus in dem sie gesichtet worden sind vorgenommen. Wir haben es gründlich durchsucht und sind nur auf einen geheimen Raum gestoßen, der jedoch schon leer geräumt gewesen war.“ Satan schnaubte gelangweilt: „Erspare mir die Details. Wie weit seid ihr?“ Corvus setzte fort und ließ die Einzelheiten beiseite: „Beim zweiten Versuch die gesuchten Magier zu finden, hatten wir Erfolg. Allerdings sind sie uns entwischt.“ Man hörte wie etwas über einen Untergrund schabte. Vermutlich waren es Satans Krallen, die die Thronlehnen zerkratzten: „Ihr habt sie entkommen lassen?“ Jetzt musste er sich schnell was einfallen lassen, um den Fürsten wieder zu beruhigen, aber ehe Corvus einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, wurde er bereits von einer schwarzen Magiewelle getroffen und gegen die Wand geworfen. Kaum das er versuchte sich aufzurichten, folgte gleich die Nächste. Man hörte wie Satan von seinem Thron sich erhob: „Ich habe dich zu den Sechs geschickt, damit dieses nicht passiert. Wage es ja nicht mich noch einmal zu enttäuschen!“ Corvus hatte sich soweit wieder aufgerichtet, dass er wieder niederkniete. Er versuchte nicht zu angeschlagen zu klingen: „Ich werde euch nicht enttäuschen, mein Fürst.“ Satan schnaubte erneut, immer noch verärgert: „Wie machen sich die einzelnen Diener?“ Auch hier berichtete Corvus ruhig und sachlich, wie es von ihm erwartet wurde: „Leana und Diritas scheinen ein gut eingespieltes Team zu sein. Von Fel und Odi konnte ich mir noch kein genaues Bild machen. Wie immer ist Sentis ein absoluter Faulpelz. Ich würde noch immer dazu raten ihn zu erledigen. Und Egeo ist absolut untauglich. Er fürchtet sich.“ Auf Sentis ging Satan gar nicht weiter ein, aber er war verärgert: „Erledige Egeo! Ich brauche niemanden der untauglich ist.“ Er ließ noch eine weitere Magiewelle auf Corvus los und erneut krachte er gegen die Wand: „Damit du mir ja nicht vergisst, was deine Aufgabe ist. Erledigt die weißen Magier!“ Corvus schaffte es kaum noch sich soweit aufzurichten, dass er zumindest niederkniete: „Wie ihr wünscht, mein Fürst.“ „Geh!“ befahl Satan. Mit aller Kraft erhob sich Corvus und verließ den Thronsaal, wobei er sich an der Wand entlang abstützte. Corvus hatte sich nicht sofort wieder zu den sechs Dienern begeben, sondern in sein Zimmer in der Hölle und dort mit den noch übrigen Verbänden aus der Schublade des Schreibtisches angefangen die alten Verbände gegen neue auszutauschen sowie sich die schmerzenden Stellen zu reiben. Das werden sie mir büßen, dass ich für ihr Versagen bestraft wurde. Egeo wird einen grausamen Tod erleiden und den restlichen fünf werde ich Feuer unterm Hintern machen! Ich habe so die Schnauze voll davon immer meinen Kopf für andere Diener hin zuhalten. Er zog noch den letzten Verband fest und stand dann von dem hölzernen Stuhl auf, der vor dem Schreibtisch stand. Seine Wut ließ ihn fast die Schmerzen vergessen und trieb ihn voran. Kaum das er bei den sechs Dienern auftauchte, viel sein kaltblütiger Blick auf Egeo. Alle hielten für einen Moment die Luft an bis auf Sentis. Der lehnte an der Wand und schien Corvus einfach zu ignorieren. „Egeo!“ sagte Corvus in sehr verärgerten Tonfall, „Du kommst mit mir!“ Egeo zitterte leicht, aber widersprach nicht. Er folgte Corvus nach draußen. Dieser lief voraus, achtete aber immer darauf, dass Egeo ihm weiter folgte. Sie gingen Richtung Stadtrand. Corvus wollte an einen ungestörten Ort, da sie hier noch weiter ihren Auftrag erfüllen mussten, konnte er sich nicht leisten, dass die Polizei ihn hier als Mörder suchte, der er nun mal war und auch gleich wieder sein würde. Egeo sprach währenddessen auch nicht ein Wort. Er war vor Angst so betäubt, dass er es nicht einmal schaffte ans Abhauen zu denken, sondern brav Corvus folgte. Vielleicht wollte er auch noch gar nicht wahrhaben, welches Schicksal ihn erwarten würde oder er hoffte auf eine einfache Standpauke. Doch wer schon länger beim Teufel diente wusste, dass Corvus keine langen Reden schwang, sondern einfach eine Arbeit als Henker erfüllte. Am Stadtrand gab es einen alten Friedhof, der von den Bewohnern nicht mehr genutzt wurde, jedoch unter Denkmalschutz stand. Die alten Gräber hier waren bereits verwildert und viele Inschriften konnte man nicht mehr entziffern. Das war genau der Ort, den Corvus brauchte. Er ging durch das alte, eiserne Tor des Friedhofs und lief mit Egeo zwischen den überwucherten Gräbern entlang. Egeo blieb nach einer Weile einfach stehen: „Du willst doch etwas von mir.“ Corvus drehte sich zu ihm um. Sein Grinsen hatte etwas Beängstigendes an sich: „Ja, richtig.“ Er legte seine Hand auf Egeos Schulter, als würde er ihn beruhigen wollen. Was natürlich nicht der Fall war. Egeo folgte der Bewegung mit seinem Blick. Ehe er die Frage äußern konnte, die ihm gerade in den Kopf geschossen war, sprach Corvus bereits ein Wort aus: „Caedes!“ Sofort hielt Egeo sich schmerzend den Bauch und sackte auf die Knie. Ein Schrei wollte aus ihm heraus brechen, jedoch röchelte er bereits stark, sodass kein Ton mehr seine Lippen verließ. Entsetzt fasste er sich an den Hals, während er spürte, wie das Blut seine Lunge zu schnürte. Seine Augen wurden leer und er kippte zur Seite. Corvus schaute auf ihn hinab und gab ihm noch einmal einen kräftigen Tritt um zu überprüfen, ob er wirklich tot war und grinste zufrieden: „Du hattest einfach nicht das Zeug zum Diener.“ Er lachte und ging an ihm vorbei zurück zu den nun nur noch fünf Dienern. Seinen meisten Zorn hatte er bereits an Egeo auslassen können, den Rest würden sie jetzt zu spüren bekommen. Corvus fühlte sich auf dem Rückweg um einiges besser diesen untauglichen Diener entsorgt zu haben. Es sollte wirklich jemanden geben, der erst einmal einen Test mit möglichen Kandidaten macht bevor Satan sie dann tatsächlich verpflichtet. Das war doch einfach nur unnötige Arbeit. Abgesehen davon flohen viele der neuen Diener, da sie einfach gar nicht für diesen Job geeignet waren. Als Corvus das Haus wieder betrat und die restlichen fünf Diener erblickte, scheuchte er diese auch sofort auf: „Los! Bewegt euch! Mir ist egal, wie ihr die weißen Magier aufspürt. Sucht von mir aus die ganze Stadt ab, aber findet sie! Los! Los!“ Jeder von ihnen ahnte, was mit Egeo passiert war, dazu musste man auch kein großes Genie sein. Wenn Corvus alleine zurück kam, konnte das nur bedeuten, dass Egeo bereits tot war. So zögerten sie nicht und machten sich ohne Wiederworte sofort auf den Weg. Nur Sentis stoppte vor Corvus und blickte ihm in die Augen: „Du magst vielleicht darüber entscheiden, wer von uns schließlich überlebt, aber denke immer daran... wir sind unsterblich, während du alt wirst, werden wir so jung bleiben. Alte Diener, die ihren Dienst nicht tun, kann selbst der Fürst nicht gebrauchen.“ Er lachte amüsiert über seine eigene Äußerung und folgte dann den anderen vier Dienern. Was für ein Idiot! Ich gehe nicht davon aus, dass ich überhaupt solange lebe, um alt zu werden. So ein Spinner! Corvus machte sich kurz darauf auch selbst auf den Weg, getrennt von den Dienern. Eigentlich mochte er auch gar nicht so sehr Gesellschaft und die Betreuung von Dienern, die ihre Arbeit nicht ordnungsgemäß machten, hasste er mehr, als das eliminieren genau dieser. Wenn er ehrlich war, genoss er es sogar, wenn er einen von diesen unnützen Dienern ausschaltete. Ein ausgeschalteter Diener bedeutete einen einiger maßen zufriedenen Fürsten. Langsam lief er die Straßen entlang, jedoch konnte er nichts Auffälliges entdecken. Abgesehen von den alltäglichen Einwohnern der Stadt, die ihn misstrauisch und auch etwas seltsam teilweise anschauten, war niemand anzutreffen. Aber irgendwo mussten die weißen Magier doch leben. Die Stadt war allerdings auch recht groß und bis sie alles abgesucht hätten, würde einige Zeit vergehen. Zeit die sie nicht hatten. Nach stundenlanger Suche trafen die Diener und Corvus wieder im Haus zusammen. Auch keiner der Diener hatte Erfolg. Es schien so, als hätten sich die weißen Magier in Luft aufgelöst. Tag für Tag setzten sie die Suche fort, aber blieben erfolglos. Als wäre das nicht schon genug, träumte Corvus auch weiterhin Nacht für Nacht von der weißen Wölfin. Sie schien ihn regelrecht zu rufen. Immer wieder sagte sie ihm, dass er in sein Inneres schauen sollte. Er befürchtete immer mehr den Verstand zu verlieren. Um sich nichts anmerken zu lassen, schickte er die Diener jeden Tag wieder los, egal wie sehr sie behaupteten, dass dieses eh keinen Sinn hätte und sie genauso gut Däumchen drehen konnten. Es war als würden sie auf ein Wunder warten, dass nie geschehen würde. Corvus machte sich oft alleine auf die Suche. Er wusste nicht, wo genau die anderen Diener unterwegs waren oder was sie überhaupt machten, um die weißen Magier aufzuspüren. Alles was ihn interessierte war endlich zu Erfolg zu kommen und hoffentlich dann wieder ganz normal schlafen zu können. Ohne von einer weißen Wölfin zu träumen, die ihm sagte, dass er in sein Inneres schauen sollte. Er wusste ja nicht mal, was sie damit meinte. Also war ihm egal, was die anderen Diener trieben, solange sie möglichst bald ihren Auftrag erfüllen würden. Corvus bog in einen Innenhof ein und lief diesen ab, auf der Suche nach Hinweisen. Wobei er allerdings nicht genau sagen konnte, was genau ein Hinweis sein könnte. Schließlich waren seine Informationen nicht gerade ausführlich. Der Innenhof wurde von mehreren weiß bis grau gestrichenen Mehrfamilienhäusern umringt. Diese hatten alle einen Hinterausgang zum Innenhof. Auch hatten die meisten Bewohner über ihre Balkone einen guten Einblick in diesen. Der Innenhof selbst war mit einem Spielplatz, einer breiten Grünfläche und einigen Sitzbänken ausgestattet. Am Rand fanden einige Mülltonnen ihren Platz. Alles schien ganz gewöhnlich. Doch hatte Corvus wie durch ein Wunder Glück und in diesem Innenhof kam ihm ein weißer Magier entgegen. Durch seine weiße Kleidung war er schon auffällig genug, aber er hatte Corvus auch durch eine kleine Lichtkugel in der Hand klar signalisiert, was er war. Es war keiner der vier, denen sie vor einigen Tagen begegnet waren, dennoch freute sich Corvus über diesen Erfolg und er grinste dem weißen Magier zufrieden entgegen: „Und ich dachte schon, dass ihr euch alle aus dem Staub gemacht habt.“ „Oh nein“, entgegnete der Magier, „wir sind noch immer hier. Wir lassen uns doch nicht von ein paar Dienern des Teufels vertreiben, Corvus.“ „Du hast also von mir gehört“, stellte Corvus fest, „dann weißt du ja auch, was dich jetzt erwartet.“ „Genau deswegen bin ich hier“, antwortete er lächelnd, „um mich mit dir zu duellieren.“ Corvus lachte amüsiert darüber und zögerte es nicht länger heraus. Sofort schoss er gleich mehrere schwarze Magiekugeln schnell nacheinander auf den weißen Magier. Dieser wich jedoch geschickt aus und wurde nicht ein einziges Mal getroffen. Wenn ihm jedoch wirklich gelegentlich eine Kugel zu nahe kam, schützte dieser sich einfach mit einem Schutzschild aus weißer Magie. Corvus hatte überhaupt keine Chance ihn auf diese Weise zu Schaden. Seltsamer Weise ging der weiße Magier bisher nicht zum Gegenangriff über. So wird das nichts. Da muss ich wohl zum direkten Angriff übergehen. Corvus stellte seine Angriffe mit schwarzer Magie ein und rannte nun direkt auf den Magier zu. Der Magier machte nicht einmal den Versuch auszuweichen, sondern ließ Corvus auf ihn zukommen. Er fing Corvus Faustschläge jeweils mit einer Hand ab und hielt ihn fest. Die beiden ringten miteinander. Eine Weile schien es so, als wären sie gleichstark, ehe sie sich so sehr ineinander verfingen, dass sie am Boden rollten. Corvus befreite seine Hände und drückte mit diesen den Hals des Magiers zu. Wenn er es schaffen könnte den Magier zu erwürgen, hätten sie zumindest einen kleinen Erfolg zu verzeichnen. Der Magier hatte jedoch nun auch die Hände frei und schlug Corvus ein paar Mal kräftig ins Gesicht, bis Corvus losließ. Es war nun sehr offensichtlich, dass der Magier viel stärker war als Corvus. Mit einem gezielten Triff stieß der Magier Corvus von sich. Ehe Corvus aufstehen konnte, wurde er bereits von einer weißen Magiekugel getroffen, die es in sich hatte. Corvus zuckte am Boden zusammen. „Du bist gar nicht mal schlecht“, stellte der Magier in ruhigen Ton fest. Obwohl dieser nun die Gelegenheit hätte Corvus, den Henker des Teufels zu erledigen, ging er einfach davon und ließ Corvus zurück. Der Schmerz, welcher durch die weiße Magiekugel verursacht wurde, klang nach ein paar Minuten ab und Corvus richtete sich wieder auf. Verdammt! Ich habe versagt. Die Fünf bringen es zu gar nichts und ich verliere den Kampf. Der Fürst wird toben vor Wut.
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