Kapitel 6 - Advocatus Diaboli Asche staubte unter den Füßen des schwarzen Wolfes mit den roten Augen. Es war nicht so, dass er nicht weniger hätte aufwirbeln können, aber er bekam so noch mehr Aufmerksamkeit, als ohne hin schon. Schmunzelnd blickte er die Gesichter der anderen Diener, die ihm beim Gang durch das finstere Schloss des Fürsten begegneten. Allerlei Gemunkel vernahm er und liebte es die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie irrten sich, wenn sie annahmen, dass er Halbdämon wäre und sie fürchteten ihn, weil sie glaubten er wäre der Hölle selbst entsprungen. Spectio* war jedoch wirklich kein gewöhnlicher Diener des Fürsten der Finsternis, der als einer seiner neuen schwarzen Magier sein Unwesen trieb. Er war jedoch tatsächlich dem Feuerelement zugehörig, denn er war zum Teil ein Salamander. Einen Großteil seiner Fähigkeiten hatte er von seinem Vater geerbt und dieser wiederum von seinem Vater. Die roten Augen waren nicht allen Wesen seiner Spezies gegeben, aber es kam ab und an vor. „Halbblut!“, rief jemand hinter ihm, „Geselle dich gefälligst zu deines Gleichen.“ Amüsiert drehte sich Spectio um und blickte einem grauen Schakal entgegen: „Viertelblut wäre treffender.“ Er pustete eine kleine Flamme aus seinem Mund und grinste: „Du bist nicht zufällig feuerfest?“ Der Schakal machte einige Schritte zurück und knurrte ihn wütend an: „Erstick an deinen Flammen.“ „Unmöglich“, lachte Spectio, „Nicht mal ein Dämon würde daran ersticken und die sind lang nicht so feuerfest wie ich.“ Nun stolperte der andere Diener noch einen Schritt zurück, drehte sich flugs um und rannte davon. „Hach“, machte Spectio entspannt und gut gelaunt, „Das wird ein toller Tag.“ Seine Spezies entstand aus Lichtelfen, welche vermehrt in den Kämpfen mit Satans Untergebenen eingesetzt worden waren. Nicht immer lösten sich diese kleinen Wesen wieder auf, wenn sie ein Element aufnahmen. Stattdessen verwandelten sie sich in etwas völlig neues und eigenständiges Wesen. Die Salamander entstanden aus Lichtelfen, die das Feuerelement angenommen hatten. Oftmals war hier Dämonenfeuer im Spiel gewesen, so auch bei Spectios Großvater, der jegliche Erinnerung an sein Dasein als Lichtelfe verloren hatte. Das war etwas, was immer geschah und plötzlich mussten sie in dem aktuellen Geschehen reagieren, um nicht selbst Opfer des Kampfes zu werden. Sein Großvater strahlte wie alle Salamander eine unglaubliche Hitze aus und hatte sich mit seiner Liebsten nur im Wasser treffen können, um sie überhaupt berühren zu dürfen. Ohne diese Abkühlung hätte sie wohl Verbrennungen davongetragen und eine Vermischung der Art wäre gar nicht möglich geworden. Allerdings erwärmte sich das Wasser mit der Zeit auch entsprechend und ein zu langer Aufenthalt war nicht möglich. Als Viertelblut hatte Spectio solche Probleme nicht. Er genoss die Vorzüge der Salamandergene und müsste nicht darauf verzichten normal mit anderen Wesen umzugehen. Spectio kam gerade in die Eingangshalle schlendert, als ein Diener auf allen vieren aus dem Thronsaal kroch. Bevor er diesen jedoch komplett verlassen hatte, wurde er von Satan am rechten Bein in die Höhe gezogen: „Wie kannst du es wagen dich ohne Erlaubnis zu entfernen?“ Interessiert beobachtete Spectio das Geschehen und blieb einfach stehen. „AH! So helft mir doch!“, schrie der Kopfrumhängende und zappelte dabei wild umher. Wütend schnaubte Satan und schleuderte ihn quer durch die Eingangshalle, sodass er gegen die nächste Wand knallte. Nun ging sein Blick zu Spectio: „Erledige ihn!“ Freudig rannte Spectio auf den am Boden liegenden Diener zu und ließ seine Hände über dessen Körper gleiten. Überall dort, wo seine Hände gewesen waren, stand der Diener in Flammen, wobei er sich schreiend windete. Sein rechtes Bein bewegte sich dabei kaum, vermutlich war es gebrochen oder die Bänder waren gerissen. Unwichtig, denn bald würde nichts mehr von ihm übrig sein, außer Asche. Nachdem der Diener nun lichterloh brannte, wand sich Spectio Satan zu und kniete respektvoll nieder, wobei er den Kopf senkte: „Ich hoffe sein Tod ist qualvoll genug für diese unerhörte Beleidigung euch gegenüber, mein Fürst.“ „Du darfst gehen“, entgegnete der Fürst kurz und wand sich ab, um zurück in den Thronsaal zu gehen. Doch Spectio hoffte auf ein Gespräch und verblieb wo er war: „Mein Fürst, verzeiht, wenn ich eure Zeit in Anspruch nehme, doch könnte ich euch helfen die Diener besser zu organisieren. Ihr müsst euch nicht mit unfähigen Neulingen quälen, die Diener könnten Aufgaben bekommen, die ihrem Können entsprechen, feste Regeln und sicher einiges mehr. Die Leistungen würden sich sicher verbessern.“ Nur mit geringem Interesse hatte Satan seine Worte vernommen und lief weiter zurück in die reine Finsternis seines Thronsaales: „Ich brauche nichts zu ändern. Sie müssen einfach besser arbeiten. Geh!“ „Ganz wie ihr wünscht, mein Fürst“, entgegnete Spectio und obwohl der Fürst längst zurück auf seinen Thron Platz genommen hatte sowie Spectio nur in der Eingangshalle kniete, erhob er sich respektvoll und entfernte sich langsam. Eine angenehme Brise wehte durch den Kobos Wald, indem die Schneeflocken tanzten, ehe sie sanft auf der weichen Schneedecke sich niederließen. „Hör auf zu Trödeln Avis, wir sind doch gleich Zuhause“, ermahnte Saltus ihn, während er über den Schnee hinweg lief, fast als würde er schweben. Nur leichte Fußabdrücke waren zu erkennen, nur Avis stapfte hinterher und hatte schon Schnee in den Schuhen: „Ich mache so schnell ich kann. Wenn du dich weiter beschwerst, dann fliege ich.“ Lachend drehte sich Saltus zu ihm, inzwischen waren 15 Jahre vergangen: „Da meintest du gestern noch, dass du wegen des kalten Windes frierst. Die warme Kleidung wäre dir lieber.“ Beide waren in warmer Baumwolle gekleidet und hatten einen zusätzlichen Mantel gegen die Kälte an. Sie lebten mit den anderen westlichen Hexern und Hexen in diesem Wald und waren auf dem Weg zurück zum Dorf. „Wir hätten im Dorf bleiben sollen“, konterte Avis, der sich seit seiner Erschaffung vor 15 Jahren kein Stück verändert hatte, „Wer sucht auch schon Kräuter im Schnee?“ „Mir fehlte was“, entgegnete Saltus lächelnd, „Und wir haben ja auch ein paar Überbleibsel gefunden. Also hat sich der Ausflug gelohnt.“ Seitdem Saltus sich den westlichen Hexern und Hexen angeschlossen hatte, waren seine Fähigkeiten schnell gewachsen und auch er hatte mit seinem Wissen für Aufsehen gesorgt. Avis schien tatsächlich das Erste eigenständige geschaffene Wesen in dieser Gegend gewesen zu sein, so etwas kannte man bis dahin noch gar nicht. Inzwischen gab es einige dieser Wesen und man hatte sich dazu entschlossen sie der Einfachheit halber Geschaffene zu nennen. „Sieh mal Avis, im Dorf scheint was vor sich zu gehen“, wand sich Saltus an ihn, ohne sich umzudrehen. Durch den dicken Schnee war Avis noch ein Stück zurückgefallen, holte den Abstand nun aber auf, da Saltus stehen geblieben war: „Was gibt es denn?“ Die westlichen Hexer und Hexen lebten wie die gewöhnlichen Leute in Häusern, allerdings waren die Häuser alles andere als gewöhnlich. Ein Großteil des Lebens spielte sich in den Bäumen ab, auf denen Holzhäuser gebaut worden waren sowie mit ihren Stämmen verschmolzen. Fast alle Häuser waren zweistöckig mit einem Eingang am Boden und einem weiteren auf dem Baum. Unten betrat man den Baum durch eine Tür, die ins Innere des Stammes führte, welche in der Regel einen Durchmesser von 8 bis 12 Meter hatte. Dabei befand sich dort meistens das Wohn- und Esszimmer, sowie die Unterrichtsräume für die jungen Hexer und Hexen. Von dort aus kam man über eine Holzleiter in den zweiten Stock, welcher durch die Holzanbauten ergänzt wurde. Die obere Tür führte auf eine Art Balkon, der sich rund herum um das Haus zog sowie über Hängebrücken die Häuser der anderen verband. Oftmals diente der obere Stock nicht nur als Schlafplatz, sondern auch als Arbeitsraum. Allerdings befanden sich die meisten Dorfbewohner gerade am Boden und drängten sich um zwei Fremde, statt bei dieser Kälte gemütlich in ihren Häusern. „Als Herrscher habe ich schon die entsprechende Erfahrung und habe mich mit meinem Können abgehoben. Ich wäre sicher genau der Richtige für euch“, versuchte Certus* , ein grau-bräunlicher Wolf mit grünen Augen von sich zu überzeugen. Certus war der Anführer des Dorfes, wurde allerdings von einigen in Frage gestellt. Während Certus sprach, kamen auch Saltus und Avis näher, um sich ein Bild von dem Geschehen zu machen. Einer der beiden Fremden war ein Fuchs mit dem typisch rot-bräunlichem Fell, weißer Schweifspitze, einer weißen Ohrenspitze, während die linke jedoch schwarz war. Seine bernsteinfarbenen Augen strahlten Wärme aus, geduldig blickte er in die Runde: „Nur keine Sorge, wir werden uns anschauen was ihr könnt und werden den Hexer oder die Hexe auswählen, die am besten zu uns passt.“ „Vor allem unseren Anforderungen entspricht“, ergänzte der braune Schakal mit den tiefgründigen braunen Augen, Secundus* und ich treffen diese Entscheidung gemeinsam und wenn wir uns beide nicht zu 100 Prozent sicher sind, wird es keiner von euch.“ Wie auch Saltus trugen alle Dorfbewohner, sowie die beiden Fremden warme Baumwollkleidung. „Um was geht es denn eigentlich?“ hinterfragte Saltus nun, der dem Gespräch nicht ganz folgen konnte. Die beiden blickten fast zugleich zu Saltus, ehe Secundus begann es zu erklären: „Wie wir eben schon den anderen erklärt haben, kommen wir von den nördlichen Hexern und Hexen. Immer öfter kommt es nun auch schon zu Zwischenfällen unter unseresgleichen, daher werden wir die oberste Entscheidungsebene ins Leben rufen, eine Art Wächter über die Hexerei. Wir nennen es das Hexerdreieck, da es aus drei Personen bestehen wird, die der Hexerei mächtig sind.“ „Drei wegen dem Dreiheitsgebot sicherlich. Dann viel Erfolg dabei“, entgegnete Saltus und wandte sich zum Gehen, „Komm Avis, dir ist bestimmt inzwischen ganz schön kalt.“ Das Dreiheitsgebot hatte sich mit der Zeit unter den Hexern und Hexen ergeben, denn die meisten größeren Zauber wirkten besser, wenn man drei Hexer oder Hexen hatte, drei, sechs oder neun Zutaten verwendete oder einen wichtigen Teil des Zauberspruches dreimal sprach. „Saltus, hast du gar kein Interesse daran?“, hackte Avis nach, während er ihm zu ihrem Baum folgte. „Ach nein, das ist nichts für mich“, entgegnete er und öffnete die Tür, ehe er in das warme Wohn- und Esszimmer trat. Avis schloss die Tür hinter ihnen und beide legten direkt Mäntel und Schuhe ab. Ehe Avis zur Decke greifen konnte, hatte Saltus ihm die schon übergeworfen und rubbelte ihn warm: „Besser? Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch alleine gehen.“ „Das ist schon in Ordnung so. Ich möchte da sein, wenn du mich brauchen solltest“, meinte Avis, während er die Wärme genoss. Ein runder Tisch stand in der Mitte des Raumes, an ihm vier Stühle, ein kleiner Ofen an einer der Wände, welcher zum Kochen sowie zum Heizen genutzt wurde, sowie ein rundes Regal an der Wand gegenüber mit allerlei Geschirr darin, welches aus Holz bestand. Avis setzte sich auf einen der Stühle, behielt die Decke aber um sich: „Das ist doch eigentlich eine gute Sache, dieses Hexerdreieck, oder nicht?“ Saltus ging zur Treppe und stieg die Stufen hinauf, während er Avis antwortete: „Kann schon sein. Ich habe bisher keine Probleme mit anderen Hexern und Hexen gehabt. Wer weiß was die im Norden so treiben. Es wird sich schon wer finden, die waren ja scheinbar alle interessiert.“ Dann war er im zweiten Stock verschwunden. Am Rande des Kobos Waldes lag die Hauptstadt Segesta des Landes Tanach, viele der westlichen Hexer stammten von dort oder der näheren Umgebung. So auch Proditor* , der immer mal wieder in die Stadt zurückkehrte, so wie auch jetzt. „Meister, wohin geht es heute?“, fragte der schneeweiße kleine Panda hinter ihm. Er war Proditors Geschaffener, existierte gerade einmal seit zwei Wochen und war stets darauf bedachte seinen Meister zufrieden zu stellen. Da Proditor ihn aus Schnee erschaffen hatte, machte ihm die Kälte nichts aus, er trug lediglich eine lange braune Hose. Seine Augen waren eisblau, was ein starker Kontrast zu seinem Meister war, der die typischen Fellfarben eines kleinen Pandas hatte, sowie dunkle braune Augen. Proditor zog sich die Kapuze seines schwarzen Umhangs noch etwas weiter ins Gesicht: „Ins Armenviertel.“ Natürlich hätte Proditor sich einfach dort hin teleportieren können, denn Hexer und Hexen war es wie den dunklen Magiern möglich an jeden beliebigen Ort zu verschwinden, aber die Nicht-Magischen begannen immer mehr sich gegen Magie auszusprechen und selbst die Lichtmagier abzugrenzen. Die Furcht war schon immer ein schlechter Ratgeber und spaltete mehr und mehr die Gesellschaft. Hier und dort wurde bereits getuschelt, denn Proditors Geschaffener hatte viel zu wenig an für das kalte Wetter. Da war die Vermutung nahe, dass mit ihm etwas nicht stimmte, was die Anwohner veranlasste Abstand zu halten. „Nicht trödeln, Schneeflocke“, murrte Proditor während er seine Schritte noch etwas beschleunigte, „Wir haben es eilig.“ „Natürlich Meister, ich bleibe direkt hinter euch“, beteuerte Schneeflocke sogleich und senkte etwas betrübt den Kopf, „Ihr werdet keinen Grund haben unzufrieden zu sein.“ Die Miene des Hexers hellte sich auf, als das Armenviertel in Sicht kam. Die heruntergekommenen Häuser aus Lehm, Holz und Stroh drohten unter den Schneemassen nachzugeben, undichte Dächer ließen Kälte und Nässe hinein, was das Leben zunehmend erschwerte. Niemand aus den wohlhabenderen Häusern, die bereits teilweise aus Stein gebaut waren, kam den Leuten dort zu Hilfe. Somit waren die Armenviertel eine potenzielle Quelle für neue Diener des Fürsten der Finsternis, die einem Wunsch gegen das ewige Dienerleben gerne akzeptierten. Genau aus diesem Grund kam auch Proditor dort hin, er wollte eine Audienz beim Fürsten der Finsternis. Bisher war es ihm nicht gelungen Certus vom Thron zu stoßen, aber mit neuer zusätzlicher Magie, würde er dem ein ganzes Stück näherkommen. Kaum das die beiden das Armenviertel betraten, bettelten die ersten auch schon nach etwas zu essen und sei es noch so wenig. Es widerte Proditor an und er stieß eine Frau, die sich ihm nährte einfach weg: „Verschwinde, sonst überlege ich mir, ob ich dich nicht in Einzelteilen für einen meiner Zauber verwende. Ekliges Gesindel.“ Seine garstige Haltung war direkt jemanden aufgefallen, der auf ihn zukam und nicht weniger ärmlich wirkte, wie die anderen Bewohner dort. Der einzige Unterschied zwischen ihnen war, dass der fremde Wolf geradezu wirkte, als hätte er in Asche gebadet: „Ihr seid nicht von hier, aber ich mag euren Umgangston. Habt Ihr nicht schon immer einen Wunsch auf der Seele, etwas unausgesprochenes?“ Abschätzend blickte Proditor zu ihm, er versuchte sich unbeeindruckt zu zeigen: „Einen Wunsch? Nun, da gäbe es tatsächlich etwas. Ihr seid doch wohl nicht etwa einer dieser dunklen Magier?“ Der Wolf grinste verschlagen und kam noch etwas näher an Proditor heran, während er leiser zu ihm sprach: „Ertappt. Aber wer kann schon bei einem Wunsch nein sagen? Ihr würdet es nicht bereuen.“ Proditor hielt ihm die Hand hin: „Ich würde sagen, wir kommen ins Geschäft. Bring mich und meinen Geschaffenen zum Fürsten.“ Ohne jegliches Zögern schlug der Wolf ein und verschwand mit den beiden in schwarzem Rauch. Kurz darauf tauchten sie aus selbigen in der Hölle wieder auf, direkt vor dem Schloss des Fürsten. Schneeflocke fühlte sich sofort unwohl und schlug die Arme um sich selbst: „Meister, es ist so schrecklich heiß hier.“ „Hör auf zu jammern“, ermahnte Proditor ihn und blickte sich dabei grinsend um. Die meisten Dämonen saßen vor dem Schloss herum und wirkten wenig bedrohlich, eher gelangweilt. Dampf stieg aus dem Lavafluss auf, wenn kleine Steine hineinfielen und ein zischendes Geräusch verursachten, während die gesamte Hölle in Finsternis gehüllt war. Ein leichtes Husten war von Proditor zu vernehmen, was seine Begeisterung ein wenig dämpfte: „Ein bisschen viel Staub hier. Ansonsten hätte ich auch gerne so ein protziges Schloss mit einem düsteren Wald und einem Lavafluss. Das hätte definitiv Stil.“ Mit fragendem Blick deutete der Wolf ihm ins Schloss folgen: „Hier entlang. Der Fürst wird sicher erfreut sein einen neuen Diener begrüßen zu dürfen.“ Während Proditor freudig dem Diener über die Brücke folgte, hinein in die Eingangshalle, fühlte sich Schneeflocke alles andere als wohl. Ihm war viel zu warm und er fühlte sich unbehaglich. Dichte folgte er den beiden, um seinen Meister auf keinen Fall zu verlieren. Sie durchschritten die Eingangshalle und betraten den Thronsaal, wo der Diener sich mit gesenktem Blick niederkniete: „Mein Fürst, ich habe euch einen neuen Diener gebracht.“ Angestrengt versuchte Proditor etwas in der Finsternis zu erkennen, aber egal wie sehr er seine Augen bemühte, es blieb nur tiefschwarz. Um nicht unhöflich zu erscheinen machte er eine Verbeugung: „Werter Fürst, ich komme um euch zu dienen, möchte aber wie versprochen auch meinen Wunsch erfüllt bekommen.“ Ein Schnauben war aus dem hinteren Teil des Thronsaales zu hören, ehe die düstere Stimme Satans erklang: „Nenne deinen Namen und deinen Wunsch.“ „Ich, Proditor, wünsche mir die Unsterblichkeit, außerdem hörte ich, dass ihr mir die dunkle Magie zur Verfügung stellt für meine Dienste“, verkündete er und erwartete, dass Satan keinerlei Einwände haben würde. Schließlich liefen jede Menge dunkle Magier herum, wobei nicht mal mehr alle in seinen Diensten waren. Es gab inzwischen auch gebürtige Dunkelmagier, die dem Fürsten nicht verpflichtet waren und ihr eigenes Leben führen konnten oder sich diesem doch freiwillig verpflichteten. Erneut erhob sich die Stimme Satans, um Proditors Pakt zu wiederholen: „Ich gebe dir die Unsterblichkeit und als Fähigkeit die dunkle Magie, dafür wirst du bis in alle Ewigkeit mir treu dienen. Einverstanden?“ Schneeflocke wurde zunehmend unruhig, er fühlte sich, als würde er gekocht werden. Sein Meister wollte doch wohl hoffentlich nicht dortbleiben und das auf Ewig. „Einverstanden“, entgegnete Proditor zufrieden, „Wir sind im Geschäft.“ Eine dunkle Aura erfasste Proditor, die in ihm verschwinden zu schien. Es war nur ein kurzer Augenblick, doch der Pakt war damit besiegelt. „Geht!“, forderte Satan sie auf, „Ich rufe dich, sobald ich dich brauche.“ Der Wolf erhob sich und verließ zusammen mit Proditor und Schneeflocke den Thronsaal. „Viel Glück“, rief er Proditor noch zu, ehe er seiner Wege ging in einen der Gänge des Schlosses. „Meister“, wand sich Schneeflocke kläglich an Proditor, „bitte lasst uns gehen. Ich halte es hier nicht mehr aus.“ Genervt blickte Proditor zu seinem Geschaffenen: „Ach ja, Schneeflocken können ja keine Hitze ab.“ In einem Sturm aus schwarzem Laub verschwanden die beiden aus der Hölle zurück in den Kobos Wald, jedoch noch fern von dem Dorf der Hexer und Hexen. Keinen Moment erkundigte sich Proditor nach dem Wohlbefinden von Schneeflocke, stattdessen ging er direkt dazu über mit seinem Plan fortzufahren: „Ich habe zu üben mit meiner neuen Magie. Sieh zu, dass du ein paar von meinen Vorräten holst. Ich habe Großes vor.“ „Natürlich, Meister, ich eile“, bestätigte Schneeflocke seinen Auftrag und lief sofort Richtung Dorf. Als er jedoch außer Sichtweite seines Meisters war, ließ er sich erleichtert rücklinks in den Schnee fallen und atmete tief durch: „Das war so schrecklich. Ich hoffe, er tut das nie wieder.“ „Das meiste sind Schlafräume, dann gibt es den Kerker, den Thronsaal, die Eingangshalle und die Tore zu den Höllendämonen, die Kammer in der Nähe und keine Ahnung ob hinter den Höllendämonen noch was liegt. Vom Umriss des Schlosses… habe ich was vergessen?“, sprach Spectio zu sich selbst, während er durch einen der Gänge des Schlosses geradewegs zur Eingangshalle unterwegs war. Seinen Kohlestift hatte er dabei immer wieder nachdenklich auf das Papier getippt. Mehrere Seiten Notizen hatte er sich bereits gemacht, um Satan vielleicht doch noch stichhaltig von seiner Idee überzeugen zu können. Als er die Eingangshalle betrat, schwenkte sein Blick zur Wendeltreppe, die wohl in den Turm führen musste: „Da war ich noch nicht.“ Die Treppe lag außerhalb von Satans Sichtbereich aus dem Thronsaal und dennoch hatte Spectio noch nie jemanden dort hinauf gehen sehen. Zügig schritt er durch die Eingangshalle und trat auf die erste Stufe der Treppe, dabei blickte er nach oben, konnte aber nur weitere Teile der geschwungenen Treppe und Steinwände erkennen: „Dann mal los.“ Es waren einige Stufen bis ganz nach oben, doch schließlich betrat er das Turmzimmer und wirkte regelrecht enttäuscht: „Was ist das hier?“ Gähnende Leere zog sich durch den gesamten Raum, bis auf einen zusammengerollten Teppich in der Mitte. Spectio ging zu der von Asche und Staub bedeckten Teppichrolle und zog etwas daran, damit er sich ein Stück abrollte: „Wieso ist hier ein Teppich und der ist nicht mal besonders schick.“ Tatsächlich war der Teppich einfach nur schwarz, recht lang und schmal sowie mit einigen Knickschäden ausgestattet. Ratlos was man mit diesem Ding machen sollte, rollte er das Stück wieder auf und ging zum Turmfenster von welchem man direkt vor das Schloss blicken konnte: „Der Ausblick ist gut, das Zimmer könnte ich gut zum Arbeitszimmer umfunktionieren. Den hässlichen Teppich vermisst eh keiner.“ Um sein Vorhaben auch nicht zu vergessen, drückte er das Papier gegen die Wand und notierte es bei den anderen Zimmern: Turmzimmer Arbeitszimmer. Dann ging er seine anderen Notizen noch einmal durch und sortierte das erste Blatt hinter die anderen zurück: „Aufgabengebiete… die starken Diener für die Jagd nach weißen Magiern, dann als zweites Priester und Druiden, da wo kein Glaube ist, ist auch keine Hoffnung und wer gar nicht zum Töten taugt, soll neue Diener anwerben. Innerhalb der Hölle sollte es sowas wie eine Essensausgabe geben, dann wird die Zeit gespart, die sie sonst für die Verpflegung brauchen. Warum sollen das nicht die Dämonen machen und die Ausbildung…“ Die ganze Hölle schien plötzlich zu erzittern und Satans erzürnte Stimme war bis hoch in den Turm zu hören: „Was hast du mir für einen neuen Diener gebracht!?“ Interessiert rannte Spectio die Treppe herunter, lief am Rand der Eingangshalle entlang und blieb neben dem Eingang zum Thronsaal stehen. „Mein Fürst, ich verstehe nicht…“, begann der Diener, welcher sich dort befinden musste, zu erklären. Der Fürst ließ ihn gar nicht groß zu Wort kommen, man hörte wie etwas über Stein kratzte: „Er hat mich betrogen!“ Ein Knall folgte, sowie ein schmerzhaftes Stöhnen von dem Diener: „Mein Fürst… wie kommt ihr darauf?“ „Siehst du ihn hier?“, brüllte Satan wütend, was ein erneutes Beben zur Folge hatte. Spectio rieb sich schmerzend die Ohren, er wollte definitiv nicht mit dem Diener dort drinnen tauschen. Raschelnde Ketten, das Wimmern des Dieners: „Bitte… was habt ihr vor… ich kann doch nichts dafür…“ Dann Stille. Zu gerne hätte Spectio einen Blick hineingeworfen, jedoch wagte er es nicht bei dem was er gerade gehört hatte. Der Fürst schien gerade überhaupt nicht guter Dinge zu sein. Er sollte warten, bis er sich etwas beruhigt hatte. Das Feuer knisterte geradezu gemütlich im inzwischen schneefreien Kreis, mitten im Wald. Wie von seinem Meister gewünscht, hatte Schneeflocke einige Materialien aus seinem Haus im Dorf geholt. Proditor hatte erstaunlich schnell den Bogen raus mit der dunklen Magie. Er war so voller Hass und Zwietracht, dass die Magie sich anfühlte, als wäre sie schon immer ein Teil von ihm gewesen. Aus dem Baumwollbeutel holte er einige Kräuter, wovon er lediglich das Adonisröschen, die Einbeere und das Immergrün ins Feuer warf, ehe er sich mit einer Nadel selbst in den Finger stach, um einige Bluttropfen hineinfallen zu lassen: „Im Namen Satans und den Kräften der Finsternis verfluch ich dich, Certus, auf das sich moderne Kreaturen in dein Hirn schleichen und dich in die tiefsten Abgründe der Hölle führen. Ich rufe die Kreaturen der Nacht herbei! Offenbart euch indem ihr meinen Fluch erhört! Oh ihr Kreaturen der Nacht, ihr Certus zerstört. Bringt Tod und Verderben! So sei es!“ Außerhalb des Kreises stand Schneeflocke und hielt sich ängstlich die Ohren zu, ihm gefiel nicht, was Proditor dort tat. Die Flammen des Lagerfeuers schlugen höher und färbten sich schwarz, ein starker Windzug kam innerhalb des Kreises zu Stande und das Feuer erlosch. Zufrieden grinste Proditor und blickte in die Richtung, in der das Dorf der westlichen Hexer und Hexen lag, sein Dorf: „Endlich werde ich Herrscher, dann ist das mein Volk, mein Wald und alle müssen tun, was ich sage.“ Verwundert blickte Schneeflocke zu ihm herüber und senkte die Hände wieder hinab: „Aber ihn gleich umbringen… Meister, gab es keine andere Möglichkeit?“ Zornig blickte Proditor zu ihm herüber: „Sind das etwa Widerworte? Ich könnte dich in dein erbärmliches Dasein als gefrorenes Wasser zurück verwandeln. Ich entscheide, was richtig ist, vergiss das nicht.“ „Natürlich nicht, Meister. Verzeiht“, entschuldigte sich Schneeflocke betrübt, „Es stand mir nicht zu und kommt nicht wieder vor.“ Ein lauter Aufschrei schreckte die Hexer und Hexen des Dorfes auf. Verkrampft fasste sich Certus an den Kopf, sackte auf die Knie und hatte die Augen geweitet. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchzog seinen Schädel und ließ seinen Blick verschwimmen. Ein Hexer vom Nachbarhaus kam über die Hängebrücke herüber gerannt und riss die Tür auf, er hatte die Stimme erkannt: „Certus! Bei den Kräften des Waldes, Certus. Was ist denn los?“ Er eilte zu dem am Boden knienden Herrscher und packte seine Hände: „Certus!“ Seine Augen waren wie von schwarzem Rauch durchzogen, es folgte keine Reaktion von seiner Seite, selbst Certus‘ Hände waren so verkrampft, dass der andere Hexer es nicht schaffte sie zu bewegen: „Hilfe… Hilfe! Wir brauchen Hilfe!!!“ Bewegung kam ins Dorf, weitere Hexer und Hexen kamen zum Haus oder traten zumindest auf ihre Balkone, um mitzubekommen, was geschehen war. „Was ist mit ihm?“ „Seine Augen.“ „Certus, sag doch was.“ Zwischen dem Gemurmel kamen die beiden Hexer Secundus und Princeps* dazu, sie bahnten sich einen Weg an den anderen vorbei. „Beiseite, lasst uns sehen, was passiert ist“, wies Princeps die herumstehenden Hexer und Hexen an, dabei war sein Tonfall ruhig und bestimmt und ließ erkennen, dass es sich hierbei um keine Bitte handelte. Als die beiden das Haus betraten, fiel ihnen sofort die verkrampfte Haltung, sowie die Augen auf. Secundus berührte vorsichtig Certus‘ Kopf: „Das sieht nicht natürlich aus. Ich tippe auf einen Fluch.“ Er tastete am Hals nach dem Puls: „Wir müssen schnell handeln.“ Princeps blickte zu dem Hexer, der zuerst bei Certus gewesen war: „Hast du was gesehen?“ Dieser schüttelte den Kopf und blickte besorgt zu Certus: „Aber Ihr könnt doch was tun oder? Bitte helft ihm.“ Secundus legt eine Hand auf Certus Stirn, die andere auf die Stelle der Brust, wo das Herz sein müsste: „Ich kann es verlangsamen, denke ich. Du musst schnell einen Bannzauber finden, der den Fluch bricht, Princeps.“ Nachdenklich fasste sich Princeps mit Zeige- und Mittelfinger an die Stirn, dabei schloss er die Augen, um sich besser zu konzentrieren. Während Princeps in sich ging, kümmerte sich Secundus darum, dass der Fluch Certus nicht in den nächsten Minuten umbringen würde, dabei war nicht einmal zu sehen, dass er irgendwas tat. Nur die seltsame Positionierung seiner Hände verriet, dass irgendeine Art Wirkung erzielt werden sollte. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass ein leicht grünes Leuchten zwischen den Händen und Certus’ Körper vorhanden war. Mit einem Mal begann Princeps seine Haltung aufzugeben und im Raum sich nach Materialien umzusehen. Sechs Stumpenkerzen positionierte er rund herum um Certus und Secundus, jede einzelne entzündete sich durch ein Schnippen mit den Fingern über dem Docht. Der andere Hexer im Raum, sowie solche, die vor der Tür und an den Fenstern versuchten einen Blick zu erhaschen, staunten über die Hexerei so ganz ohne Worte. Princeps selbst stellte sich dann außerhalb des Kreises auf, streckte seine Hände aus und begann einen Bannzauber zu murmeln: „Qual die du auf seiner Seele liegst, Qual die du ihm den Frieden nimmst, Fluch der einst gesprochen, wird nun hier und jetzt gebrochen. Lebenskraft, schenke ihm, der Fluch den er fühlte tief in sich, ist nun verschwunden und wir fürchten nich‘.“ Die Kerzen erloschen alle zugleich und nur der Kerzenrauch stieg noch empor. Um sich von der Wirkung zu überzeugen, trat Princeps näher heran, doch alles blieb wie gehabt. „Entschuldigung… darf ich bitte mal… ich will helfen…“, erklärte Saltus den anderen Hexern und Hexen, während er sich seinen Weg ins Haus bahnte. Als er endlich es ins Haus geschaffte und einen Blick auf Certus werfen konnte, trat er noch näher heran und schaute verwundert in dessen Augen: „Sieht aus wie dunkle Magie, als würde sich jemand in seinen Augen in schwarzem Rauch auflösen.“ „Das ist nicht hilfreich“, ermahnte ihn Princeps und wollte Saltus direkt wieder hinausbefördern, doch der holte ein paar Jute-Schnüre aus seiner Hosentasche und schob stattdessen Princeps beiseite. Direkt danach begann er die erste Schnur um Certus linkten Zeigefinger zu binden, dabei machte er nur einen Knoten: „Das ist ein ganz toller Trick. Damit habe ich schon öfter fehlgeleitete Hexerei aufgelöst.“ Skeptisch schaute Princeps ihm zu: „Mit Schnüren?“ Die zweite Schnur band er um den rechten Zeigefinger, wieder nur ein Knoten, ehe er sich die dritte Schnur um seinen eigenen Zeigefinger band. Natürlich wieder nur mit einem einzigen Knoten. Getuschel wurde hinter ihnen hörbar, denn Saltus zauberte nie vor Publikum. Zwar gab er hier und da Tipps, tauschte sich aus, aber seine Ausführung behielt er immer für sich. Saltus brachte ein wenig Abstand zwischen sich, Secundus und Certus, ehe er den Bannzauber leise sprach: „Drei Knoten, eine Macht, drei Knoten, eine Kraft, die magische Drei, brich den düsteren Zauber in Zwei. Rette was zerstört, banne was einst beschwört und lösche aus in Flammen, wir dich von uns bannen. Weiche. Weiche. Weiche.“ Während er die letzten Worte sprach, entzündete er über ein Reiben mit dem Zeige- und Mittelfinger sowie dem Daumen die Schnur an seinem Zeigefinger, im gleichen Moment brannten auch die anderen beiden Schnüre zeitgleich ab. Nachdem die Schnüre ganz verbrannt waren, regte sich Certus und atmete tief durch. Secundus zog seine Hände zurück und blickte überrascht zu Saltus: „Sehr effektiv und simpel.“ Es waren einige Stunden vergangen seit dem Satan wutentbrannt die Hölle zum Erzittern gebracht hatte. Spectio wollte nun noch einmal versuchen den Fürsten von seiner Idee zu überzeugen, denn es hätte nur Vorteile für ihn. Mit seinen Notizen in der Hand betrat er den Thronsaal und kniete sich mit gesenktem Blick nieder: „Mein Fürst, Ihr scheint sehr verärgert gewesen zu sein. Ich möchte euch auch nicht zu lange belästigen, aber ich bitte euch mich anzuhören. Mit mehr Struktur und festen Regeln könntet Ihr viel besser eure Gefolgschaft kontrollieren und bessere Erfolge erzielen. Ich habe bereits begonnen mir dazu Notizen zu machen, wenn ich meine Idee vorbringen dürfte?“ Stille. Einen Moment lang überlegte Spectio, ob Satan überhaupt da war, schließlich konnte man das nie wissen. In dieser ungewöhnlichen Finsternis in der zweiten Hälfte des Thronsaales war wie immer nur reine Schwärze zu erkennen. Ein Schnauben ertönte und des Fürsten düstere Stimme erklang: „Bessere Kontrolle? Wie bekomme ich meinen Diener zurück?“ „Dieser Diener hat euch verraten, mein Fürst“, entgegnete Spectio ruhig und versuchte Satan nicht unnötig aufzuregen, „Er hat weder seinen Wunsch, noch sein Leben verdient für dieses Vergehen. Wenn Ihr erlaubt, würde ich vorschlagen ein paar eurer Diener loszuschicken, die den Verräter für euch töten.“ Erneutes Schweigen folgte, ehe Satan sich erneut an ihn wand: „Ich habe zwei Diener gerufen, sie werden sich darum kümmern. Vielleicht bist du mir tatsächlich eine Hilfe in solchen Dingen. Du sollst deine Chance bekommen und als Mitdenker deine Ideen umsetzen. Enttäusche mich nicht.“ Freudig bestätigte Spectio seinen Auftrag: „Das werde ich keinesfalls, mein Fürst. Ich werde für euch so etwas wie euer Anwalt sein. Der Anwalt, des im Volksmund genannten Teufels, dem Fürsten der Finsternis.“ Die beiden anderen Diener kamen in den Thronsaal und knieten sich nieder: „Ihr habt gerufen, mein Fürst.“ Der Fürst wand sich allerdings erst an Spectio: „Der Titel gefällt mir. Anwalt des Teufels, Advocatus Diaboli. Erhebe dich, Spectio. Ab sofort stehst du über den anderen Dienern und wirst in meinem Namen die Kontrolle ausüben.“ Stolz erhob sich Spectio, verneigte sich aber noch einmal: „Entschuldigt mich dann, mein Fürst. Es gibt viel zu tun. Ruft mich, wenn Ihr meinen Rat braucht.“ Dann verließ er den Thronsaal und ließ die anderen beiden Diener zurück. Beim Hinausgehen vernahm er noch Satans Stimme, wie dieser sich an die beiden wandte: „Ich habe einen Auftrag für euch…“

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Die Prophezeiung des Lichts - Teil 1 - Himmel und Hölle
Kapitel 6 - Advocatus Diaboli Asche staubte unter den Füßen des schwarzen Wolfes mit den roten Augen. Es war nicht so, dass er nicht weniger hätte aufwirbeln können, aber er bekam so noch mehr Aufmerksamkeit, als ohne hin schon. Schmunzelnd blickte er die Gesichter der anderen Diener, die ihm beim Gang durch das finstere Schloss des Fürsten begegneten. Allerlei Gemunkel vernahm er und liebte es die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie irrten sich, wenn sie annahmen, dass er Halbdämon wäre und sie fürchteten ihn, weil sie glaubten er wäre der Hölle selbst entsprungen. Spectio* war jedoch wirklich kein gewöhnlicher Diener des Fürsten der Finsternis, der als einer seiner neuen schwarzen Magier sein Unwesen trieb. Er war jedoch tatsächlich dem Feuerelement zugehörig, denn er war zum Teil ein Salamander. Einen Großteil seiner Fähigkeiten hatte er von seinem Vater geerbt und dieser wiederum von seinem Vater. Die roten Augen waren nicht allen Wesen seiner Spezies gegeben, aber es kam ab und an vor. „Halbblut!“, rief jemand hinter ihm, „Geselle dich gefälligst zu deines Gleichen.“ Amüsiert drehte sich Spectio um und blickte einem grauen Schakal entgegen: „Viertelblut wäre treffender.“ Er pustete eine kleine Flamme aus seinem Mund und grinste: „Du bist nicht zufällig feuerfest?“ Der Schakal machte einige Schritte zurück und knurrte ihn wütend an: „Erstick an deinen Flammen.“ „Unmöglich“, lachte Spectio, „Nicht mal ein Dämon würde daran ersticken und die sind lang nicht so feuerfest wie ich.“ Nun stolperte der andere Diener noch einen Schritt zurück, drehte sich flugs um und rannte davon. „Hach“, machte Spectio entspannt und gut gelaunt, „Das wird ein toller Tag.“ Seine Spezies entstand aus Lichtelfen, welche vermehrt in den Kämpfen mit Satans Untergebenen eingesetzt worden waren. Nicht immer lösten sich diese kleinen Wesen wieder auf, wenn sie ein Element aufnahmen. Stattdessen verwandelten sie sich in etwas völlig neues und eigenständiges Wesen. Die Salamander entstanden aus Lichtelfen, die das Feuerelement angenommen hatten. Oftmals war hier Dämonenfeuer im Spiel gewesen, so auch bei Spectios Großvater, der jegliche Erinnerung an sein Dasein als Lichtelfe verloren hatte. Das war etwas, was immer geschah und plötzlich mussten sie in dem aktuellen Geschehen reagieren, um nicht selbst Opfer des Kampfes zu werden. Sein Großvater strahlte wie alle Salamander eine unglaubliche Hitze aus und hatte sich mit seiner Liebsten nur im Wasser treffen können, um sie überhaupt berühren zu dürfen. Ohne diese Abkühlung hätte sie wohl Verbrennungen davongetragen und eine Vermischung der Art wäre gar nicht möglich geworden. Allerdings erwärmte sich das Wasser mit der Zeit auch entsprechend und ein zu langer Aufenthalt war nicht möglich. Als Viertelblut hatte Spectio solche Probleme nicht. Er genoss die Vorzüge der Salamandergene und müsste nicht darauf verzichten normal mit anderen Wesen umzugehen. Spectio kam gerade in die Eingangshalle schlendert, als ein Diener auf allen vieren aus dem Thronsaal kroch. Bevor er diesen jedoch komplett verlassen hatte, wurde er von Satan am rechten Bein in die Höhe gezogen: „Wie kannst du es wagen dich ohne Erlaubnis zu entfernen?“ Interessiert beobachtete Spectio das Geschehen und blieb einfach stehen. „AH! So helft mir doch!“, schrie der Kopfrumhängende und zappelte dabei wild umher. Wütend schnaubte Satan und schleuderte ihn quer durch die Eingangshalle, sodass er gegen die nächste Wand knallte. Nun ging sein Blick zu Spectio: „Erledige ihn!“ Freudig rannte Spectio auf den am Boden liegenden Diener zu und ließ seine Hände über dessen Körper gleiten. Überall dort, wo seine Hände gewesen waren, stand der Diener in Flammen, wobei er sich schreiend windete. Sein rechtes Bein bewegte sich dabei kaum, vermutlich war es gebrochen oder die Bänder waren gerissen. Unwichtig, denn bald würde nichts mehr von ihm übrig sein, außer Asche. Nachdem der Diener nun lichterloh brannte, wand sich Spectio Satan zu und kniete respektvoll nieder, wobei er den Kopf senkte: „Ich hoffe sein Tod ist qualvoll genug für diese unerhörte Beleidigung euch gegenüber, mein Fürst.“ „Du darfst gehen“, entgegnete der Fürst kurz und wand sich ab, um zurück in den Thronsaal zu gehen. Doch Spectio hoffte auf ein Gespräch und verblieb wo er war: „Mein Fürst, verzeiht, wenn ich eure Zeit in Anspruch nehme, doch könnte ich euch helfen die Diener besser zu organisieren. Ihr müsst euch nicht mit unfähigen Neulingen quälen, die Diener könnten Aufgaben bekommen, die ihrem Können entsprechen, feste Regeln und sicher einiges mehr. Die Leistungen würden sich sicher verbessern.“ Nur mit geringem Interesse hatte Satan seine Worte vernommen und lief weiter zurück in die reine Finsternis seines Thronsaales: „Ich brauche nichts zu ändern. Sie müssen einfach besser arbeiten. Geh!“ „Ganz wie ihr wünscht, mein Fürst“, entgegnete Spectio und obwohl der Fürst längst zurück auf seinen Thron Platz genommen hatte sowie Spectio nur in der Eingangshalle kniete, erhob er sich respektvoll und entfernte sich langsam. Eine angenehme Brise wehte durch den Kobos Wald, indem die Schneeflocken tanzten, ehe sie sanft auf der weichen Schneedecke sich niederließen. „Hör auf zu Trödeln Avis, wir sind doch gleich Zuhause“, ermahnte Saltus ihn, während er über den Schnee hinweg lief, fast als würde er schweben. Nur leichte Fußabdrücke waren zu erkennen, nur Avis stapfte hinterher und hatte schon Schnee in den Schuhen: „Ich mache so schnell ich kann. Wenn du dich weiter beschwerst, dann fliege ich.“ Lachend drehte sich Saltus zu ihm, inzwischen waren 15 Jahre vergangen: „Da meintest du gestern noch, dass du wegen des kalten Windes frierst. Die warme Kleidung wäre dir lieber.“ Beide waren in warmer Baumwolle gekleidet und hatten einen zusätzlichen Mantel gegen die Kälte an. Sie lebten mit den anderen westlichen Hexern und Hexen in diesem Wald und waren auf dem Weg zurück zum Dorf. „Wir hätten im Dorf bleiben sollen“, konterte Avis, der sich seit seiner Erschaffung vor 15 Jahren kein Stück verändert hatte, „Wer sucht auch schon Kräuter im Schnee?“ „Mir fehlte was“, entgegnete Saltus lächelnd, „Und wir haben ja auch ein paar Überbleibsel gefunden. Also hat sich der Ausflug gelohnt.“ Seitdem Saltus sich den westlichen Hexern und Hexen angeschlossen hatte, waren seine Fähigkeiten schnell gewachsen und auch er hatte mit seinem Wissen für Aufsehen gesorgt. Avis schien tatsächlich das Erste eigenständige geschaffene Wesen in dieser Gegend gewesen zu sein, so etwas kannte man bis dahin noch gar nicht. Inzwischen gab es einige dieser Wesen und man hatte sich dazu entschlossen sie der Einfachheit halber Geschaffene zu nennen. „Sieh mal Avis, im Dorf scheint was vor sich zu gehen“, wand sich Saltus an ihn, ohne sich umzudrehen. Durch den dicken Schnee war Avis noch ein Stück zurückgefallen, holte den Abstand nun aber auf, da Saltus stehen geblieben war: „Was gibt es denn?“ Die westlichen Hexer und Hexen lebten wie die gewöhnlichen Leute in Häusern, allerdings waren die Häuser alles andere als gewöhnlich. Ein Großteil des Lebens spielte sich in den Bäumen ab, auf denen Holzhäuser gebaut worden waren sowie mit ihren Stämmen verschmolzen. Fast alle Häuser waren zweistöckig mit einem Eingang am Boden und einem weiteren auf dem Baum. Unten betrat man den Baum durch eine Tür, die ins Innere des Stammes führte, welche in der Regel einen Durchmesser von 8 bis 12 Meter hatte. Dabei befand sich dort meistens das Wohn- und Esszimmer, sowie die Unterrichtsräume für die jungen Hexer und Hexen. Von dort aus kam man über eine Holzleiter in den zweiten Stock, welcher durch die Holzanbauten ergänzt wurde. Die obere Tür führte auf eine Art Balkon, der sich rund herum um das Haus zog sowie über Hängebrücken die Häuser der anderen verband. Oftmals diente der obere Stock nicht nur als Schlafplatz, sondern auch als Arbeitsraum. Allerdings befanden sich die meisten Dorfbewohner gerade am Boden und drängten sich um zwei Fremde, statt bei dieser Kälte gemütlich in ihren Häusern. „Als Herrscher habe ich schon die entsprechende Erfahrung und habe mich mit meinem Können abgehoben. Ich wäre sicher genau der Richtige für euch“, versuchte Certus* , ein grau-bräunlicher Wolf mit grünen Augen von sich zu überzeugen. Certus war der Anführer des Dorfes, wurde allerdings von einigen in Frage gestellt. Während Certus sprach, kamen auch Saltus und Avis näher, um sich ein Bild von dem Geschehen zu machen. Einer der beiden Fremden war ein Fuchs mit dem typisch rot-bräunlichem Fell, weißer Schweifspitze, einer weißen Ohrenspitze, während die linke jedoch schwarz war. Seine bernsteinfarbenen Augen strahlten Wärme aus, geduldig blickte er in die Runde: „Nur keine Sorge, wir werden uns anschauen was ihr könnt und werden den Hexer oder die Hexe auswählen, die am besten zu uns passt.“ „Vor allem unseren Anforderungen entspricht“, ergänzte der braune Schakal mit den tiefgründigen braunen Augen, „Secundus* und ich treffen diese Entscheidung gemeinsam und wenn wir uns beide nicht zu 100 Prozent sicher sind, wird es keiner von euch.“ Wie auch Saltus trugen alle Dorfbewohner, sowie die beiden Fremden warme Baumwollkleidung. „Um was geht es denn eigentlich?“ hinterfragte Saltus nun, der dem Gespräch nicht ganz folgen konnte. Die beiden blickten fast zugleich zu Saltus, ehe Secundus begann es zu erklären: „Wie wir eben schon den anderen erklärt haben, kommen wir von den nördlichen Hexern und Hexen. Immer öfter kommt es nun auch schon zu Zwischenfällen unter unseresgleichen, daher werden wir die oberste Entscheidungsebene ins Leben rufen, eine Art Wächter über die Hexerei. Wir nennen es das Hexerdreieck, da es aus drei Personen bestehen wird, die der Hexerei mächtig sind.“ „Drei wegen dem Dreiheitsgebot sicherlich. Dann viel Erfolg dabei“, entgegnete Saltus und wandte sich zum Gehen, „Komm Avis, dir ist bestimmt inzwischen ganz schön kalt.“ Das Dreiheitsgebot hatte sich mit der Zeit unter den Hexern und Hexen ergeben, denn die meisten größeren Zauber wirkten besser, wenn man drei Hexer oder Hexen hatte, drei, sechs oder neun Zutaten verwendete oder einen wichtigen Teil des Zauberspruches dreimal sprach. „Saltus, hast du gar kein Interesse daran?“, hackte Avis nach, während er ihm zu ihrem Baum folgte. „Ach nein, das ist nichts für mich“, entgegnete er und öffnete die Tür, ehe er in das warme Wohn- und Esszimmer trat. Avis schloss die Tür hinter ihnen und beide legten direkt Mäntel und Schuhe ab. Ehe Avis zur Decke greifen konnte, hatte Saltus ihm die schon übergeworfen und rubbelte ihn warm: „Besser? Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch alleine gehen.“ „Das ist schon in Ordnung so. Ich möchte da sein, wenn du mich brauchen solltest“, meinte Avis, während er die Wärme genoss. Ein runder Tisch stand in der Mitte des Raumes, an ihm vier Stühle, ein kleiner Ofen an einer der Wände, welcher zum Kochen sowie zum Heizen genutzt wurde, sowie ein rundes Regal an der Wand gegenüber mit allerlei Geschirr darin, welches aus Holz bestand. Avis setzte sich auf einen der Stühle, behielt die Decke aber um sich: „Das ist doch eigentlich eine gute Sache, dieses Hexerdreieck, oder nicht?“ Saltus ging zur Treppe und stieg die Stufen hinauf, während er Avis antwortete: „Kann schon sein. Ich habe bisher keine Probleme mit anderen Hexern und Hexen gehabt. Wer weiß was die im Norden so treiben. Es wird sich schon wer finden, die waren ja scheinbar alle interessiert.“ Dann war er im zweiten Stock verschwunden. Am Rande des Kobos Waldes lag die Hauptstadt Segesta des Landes Tanach, viele der westlichen Hexer stammten von dort oder der näheren Umgebung. So auch Proditor* , der immer mal wieder in die Stadt zurückkehrte, so wie auch jetzt. „Meister, wohin geht es heute?“, fragte der schneeweiße kleine Panda hinter ihm. Er war Proditors Geschaffener, existierte gerade einmal seit zwei Wochen und war stets darauf bedachte seinen Meister zufrieden zu stellen. Da Proditor ihn aus Schnee erschaffen hatte, machte ihm die Kälte nichts aus, er trug lediglich eine lange braune Hose. Seine Augen waren eisblau, was ein starker Kontrast zu seinem Meister war, der die typischen Fellfarben eines kleinen Pandas hatte, sowie dunkle braune Augen. Proditor zog sich die Kapuze seines schwarzen Umhangs noch etwas weiter ins Gesicht: „Ins Armenviertel.“ Natürlich hätte Proditor sich einfach dort hin teleportieren können, denn Hexer und Hexen war es wie den dunklen Magiern möglich an jeden beliebigen Ort zu verschwinden, aber die Nicht-Magischen begannen immer mehr sich gegen Magie auszusprechen und selbst die Lichtmagier abzugrenzen. Die Furcht war schon immer ein schlechter Ratgeber und spaltete mehr und mehr die Gesellschaft. Hier und dort wurde bereits getuschelt, denn Proditors Geschaffener hatte viel zu wenig an für das kalte Wetter. Da war die Vermutung nahe, dass mit ihm etwas nicht stimmte, was die Anwohner veranlasste Abstand zu halten. „Nicht trödeln, Schneeflocke“, murrte Proditor während er seine Schritte noch etwas beschleunigte, „Wir haben es eilig.“ „Natürlich Meister, ich bleibe direkt hinter euch“, beteuerte Schneeflocke sogleich und senkte etwas betrübt den Kopf, „Ihr werdet keinen Grund haben unzufrieden zu sein.“ Die Miene des Hexers hellte sich auf, als das Armenviertel in Sicht kam. Die heruntergekommenen Häuser aus Lehm, Holz und Stroh drohten unter den Schneemassen nachzugeben, undichte Dächer ließen Kälte und Nässe hinein, was das Leben zunehmend erschwerte. Niemand aus den wohlhabenderen Häusern, die bereits teilweise aus Stein gebaut waren, kam den Leuten dort zu Hilfe. Somit waren die Armenviertel eine potenzielle Quelle für neue Diener des Fürsten der Finsternis, die einem Wunsch gegen das ewige Dienerleben gerne akzeptierten. Genau aus diesem Grund kam auch Proditor dort hin, er wollte eine Audienz beim Fürsten der Finsternis. Bisher war es ihm nicht gelungen Certus vom Thron zu stoßen, aber mit neuer zusätzlicher Magie, würde er dem ein ganzes Stück näherkommen. Kaum das die beiden das Armenviertel betraten, bettelten die ersten auch schon nach etwas zu essen und sei es noch so wenig. Es widerte Proditor an und er stieß eine Frau, die sich ihm nährte einfach weg: „Verschwinde, sonst überlege ich mir, ob ich dich nicht in Einzelteilen für einen meiner Zauber verwende. Ekliges Gesindel.“ Seine garstige Haltung war direkt jemanden aufgefallen, der auf ihn zukam und nicht weniger ärmlich wirkte, wie die anderen Bewohner dort. Der einzige Unterschied zwischen ihnen war, dass der fremde Wolf geradezu wirkte, als hätte er in Asche gebadet: „Ihr seid nicht von hier, aber ich mag euren Umgangston. Habt Ihr nicht schon immer einen Wunsch auf der Seele, etwas unausgesprochenes?“ Abschätzend blickte Proditor zu ihm, er versuchte sich unbeeindruckt zu zeigen: „Einen Wunsch? Nun, da gäbe es tatsächlich etwas. Ihr seid doch wohl nicht etwa einer dieser dunklen Magier?“ Der Wolf grinste verschlagen und kam noch etwas näher an Proditor heran, während er leiser zu ihm sprach: „Ertappt. Aber wer kann schon bei einem Wunsch nein sagen? Ihr würdet es nicht bereuen.“ Proditor hielt ihm die Hand hin: „Ich würde sagen, wir kommen ins Geschäft. Bring mich und meinen Geschaffenen zum Fürsten.“ Ohne jegliches Zögern schlug der Wolf ein und verschwand mit den beiden in schwarzem Rauch. Kurz darauf tauchten sie aus selbigen in der Hölle wieder auf, direkt vor dem Schloss des Fürsten. Schneeflocke fühlte sich sofort unwohl und schlug die Arme um sich selbst: „Meister, es ist so schrecklich heiß hier.“ „Hör auf zu jammern“, ermahnte Proditor ihn und blickte sich dabei grinsend um. Die meisten Dämonen saßen vor dem Schloss herum und wirkten wenig bedrohlich, eher gelangweilt. Dampf stieg aus dem Lavafluss auf, wenn kleine Steine hineinfielen und ein zischendes Geräusch verursachten, während die gesamte Hölle in Finsternis gehüllt war. Ein leichtes Husten war von Proditor zu vernehmen, was seine Begeisterung ein wenig dämpfte: „Ein bisschen viel Staub hier. Ansonsten hätte ich auch gerne so ein protziges Schloss mit einem düsteren Wald und einem Lavafluss. Das hätte definitiv Stil.“ Mit fragendem Blick deutete der Wolf ihm ins Schloss folgen: „Hier entlang. Der Fürst wird sicher erfreut sein einen neuen Diener begrüßen zu dürfen.“ Während Proditor freudig dem Diener über die Brücke folgte, hinein in die Eingangshalle, fühlte sich Schneeflocke alles andere als wohl. Ihm war viel zu warm und er fühlte sich unbehaglich. Dichte folgte er den beiden, um seinen Meister auf keinen Fall zu verlieren. Sie durchschritten die Eingangshalle und betraten den Thronsaal, wo der Diener sich mit gesenktem Blick niederkniete: „Mein Fürst, ich habe euch einen neuen Diener gebracht.“ Angestrengt versuchte Proditor etwas in der Finsternis zu erkennen, aber egal wie sehr er seine Augen bemühte, es blieb nur tiefschwarz. Um nicht unhöflich zu erscheinen machte er eine Verbeugung: „Werter Fürst, ich komme um euch zu dienen, möchte aber wie versprochen auch meinen Wunsch erfüllt bekommen.“ Ein Schnauben war aus dem hinteren Teil des Thronsaales zu hören, ehe die düstere Stimme Satans erklang: „Nenne deinen Namen und deinen Wunsch.“ „Ich, Proditor, wünsche mir die Unsterblichkeit, außerdem hörte ich, dass ihr mir die dunkle Magie zur Verfügung stellt für meine Dienste“, verkündete er und erwartete, dass Satan keinerlei Einwände haben würde. Schließlich liefen jede Menge dunkle Magier herum, wobei nicht mal mehr alle in seinen Diensten waren. Es gab inzwischen auch gebürtige Dunkelmagier, die dem Fürsten nicht verpflichtet waren und ihr eigenes Leben führen konnten oder sich diesem doch freiwillig verpflichteten. Erneut erhob sich die Stimme Satans, um Proditors Pakt zu wiederholen: „Ich gebe dir die Unsterblichkeit und als Fähigkeit die dunkle Magie, dafür wirst du bis in alle Ewigkeit mir treu dienen. Einverstanden?“ Schneeflocke wurde zunehmend unruhig, er fühlte sich, als würde er gekocht werden. Sein Meister wollte doch wohl hoffentlich nicht dortbleiben und das auf Ewig. „Einverstanden“, entgegnete Proditor zufrieden, „Wir sind im Geschäft.“ Eine dunkle Aura erfasste Proditor, die in ihm verschwinden zu schien. Es war nur ein kurzer Augenblick, doch der Pakt war damit besiegelt. „Geht!“, forderte Satan sie auf, „Ich rufe dich, sobald ich dich brauche.“ Der Wolf erhob sich und verließ zusammen mit Proditor und Schneeflocke den Thronsaal. „Viel Glück“, rief er Proditor noch zu, ehe er seiner Wege ging in einen der Gänge des Schlosses. „Meister“, wand sich Schneeflocke kläglich an Proditor, „bitte lasst uns gehen. Ich halte es hier nicht mehr aus.“ Genervt blickte Proditor zu seinem Geschaffenen: „Ach ja, Schneeflocken können ja keine Hitze ab.“ In einem Sturm aus schwarzem Laub verschwanden die beiden aus der Hölle zurück in den Kobos Wald, jedoch noch fern von dem Dorf der Hexer und Hexen. Keinen Moment erkundigte sich Proditor nach dem Wohlbefinden von Schneeflocke, stattdessen ging er direkt dazu über mit seinem Plan fortzufahren: „Ich habe zu üben mit meiner neuen Magie. Sieh zu, dass du ein paar von meinen Vorräten holst. Ich habe Großes vor.“ „Natürlich, Meister, ich eile“, bestätigte Schneeflocke seinen Auftrag und lief sofort Richtung Dorf. Als er jedoch außer Sichtweite seines Meisters war, ließ er sich erleichtert rücklinks in den Schnee fallen und atmete tief durch: „Das war so schrecklich. Ich hoffe, er tut das nie wieder.“ „Das meiste sind Schlafräume, dann gibt es den Kerker, den Thronsaal, die Eingangshalle und die Tore zu den Höllendämonen, die Kammer in der Nähe und keine Ahnung ob hinter den Höllendämonen noch was liegt. Vom Umriss des Schlosses… habe ich was vergessen?“, sprach Spectio zu sich selbst, während er durch einen der Gänge des Schlosses geradewegs zur Eingangshalle unterwegs war. Seinen Kohlestift hatte er dabei immer wieder nachdenklich auf das Papier getippt. Mehrere Seiten Notizen hatte er sich bereits gemacht, um Satan vielleicht doch noch stichhaltig von seiner Idee überzeugen zu können. Als er die Eingangshalle betrat, schwenkte sein Blick zur Wendeltreppe, die wohl in den Turm führen musste: „Da war ich noch nicht.“ Die Treppe lag außerhalb von Satans Sichtbereich aus dem Thronsaal und dennoch hatte Spectio noch nie jemanden dort hinauf gehen sehen. Zügig schritt er durch die Eingangshalle und trat auf die erste Stufe der Treppe, dabei blickte er nach oben, konnte aber nur weitere Teile der geschwungenen Treppe und Steinwände erkennen: „Dann mal los.“ Es waren einige Stufen bis ganz nach oben, doch schließlich betrat er das Turmzimmer und wirkte regelrecht enttäuscht: „Was ist das hier?“ Gähnende Leere zog sich durch den gesamten Raum, bis auf einen zusammengerollten Teppich in der Mitte. Spectio ging zu der von Asche und Staub bedeckten Teppichrolle und zog etwas daran, damit er sich ein Stück abrollte: „Wieso ist hier ein Teppich und der ist nicht mal besonders schick.“ Tatsächlich war der Teppich einfach nur schwarz, recht lang und schmal sowie mit einigen Knickschäden ausgestattet. Ratlos was man mit diesem Ding machen sollte, rollte er das Stück wieder auf und ging zum Turmfenster von welchem man direkt vor das Schloss blicken konnte: „Der Ausblick ist gut, das Zimmer könnte ich gut zum Arbeitszimmer umfunktionieren. Den hässlichen Teppich vermisst eh keiner.“ Um sein Vorhaben auch nicht zu vergessen, drückte er das Papier gegen die Wand und notierte es bei den anderen Zimmern: Turmzimmer Arbeitszimmer. Dann ging er seine anderen Notizen noch einmal durch und sortierte das erste Blatt hinter die anderen zurück: „Aufgabengebiete… die starken Diener für die Jagd nach weißen Magiern, dann als zweites Priester und Druiden, da wo kein Glaube ist, ist auch keine Hoffnung und wer gar nicht zum Töten taugt, soll neue Diener anwerben. Innerhalb der Hölle sollte es sowas wie eine Essensausgabe geben, dann wird die Zeit gespart, die sie sonst für die Verpflegung brauchen. Warum sollen das nicht die Dämonen machen und die Ausbildung…“ Die ganze Hölle schien plötzlich zu erzittern und Satans erzürnte Stimme war bis hoch in den Turm zu hören: „Was hast du mir für einen neuen Diener gebracht!?“ Interessiert rannte Spectio die Treppe herunter, lief am Rand der Eingangshalle entlang und blieb neben dem Eingang zum Thronsaal stehen. „Mein Fürst, ich verstehe nicht…“, begann der Diener, welcher sich dort befinden musste, zu erklären. Der Fürst ließ ihn gar nicht groß zu Wort kommen, man hörte wie etwas über Stein kratzte: „Er hat mich betrogen!“ Ein Knall folgte, sowie ein schmerzhaftes Stöhnen von dem Diener: „Mein Fürst… wie kommt ihr darauf?“ „Siehst du ihn hier?“, brüllte Satan wütend, was ein erneutes Beben zur Folge hatte. Spectio rieb sich schmerzend die Ohren, er wollte definitiv nicht mit dem Diener dort drinnen tauschen. Raschelnde Ketten, das Wimmern des Dieners: „Bitte… was habt ihr vor… ich kann doch nichts dafür…“ Dann Stille. Zu gerne hätte Spectio einen Blick hineingeworfen, jedoch wagte er es nicht bei dem was er gerade gehört hatte. Der Fürst schien gerade überhaupt nicht guter Dinge zu sein. Er sollte warten, bis er sich etwas beruhigt hatte. Das Feuer knisterte geradezu gemütlich im inzwischen schneefreien Kreis, mitten im Wald. Wie von seinem Meister gewünscht, hatte Schneeflocke einige Materialien aus seinem Haus im Dorf geholt. Proditor hatte erstaunlich schnell den Bogen raus mit der dunklen Magie. Er war so voller Hass und Zwietracht, dass die Magie sich anfühlte, als wäre sie schon immer ein Teil von ihm gewesen. Aus dem Baumwollbeutel holte er einige Kräuter, wovon er lediglich das Adonisröschen, die Einbeere und das Immergrün ins Feuer warf, ehe er sich mit einer Nadel selbst in den Finger stach, um einige Bluttropfen hineinfallen zu lassen: „Im Namen Satans und den Kräften der Finsternis verfluch ich dich, Certus, auf das sich moderne Kreaturen in dein Hirn schleichen und dich in die tiefsten Abgründe der Hölle führen. Ich rufe die Kreaturen der Nacht herbei! Offenbart euch indem ihr meinen Fluch erhört! Oh ihr Kreaturen der Nacht, ihr Certus zerstört. Bringt Tod und Verderben! So sei es!“ Außerhalb des Kreises stand Schneeflocke und hielt sich ängstlich die Ohren zu, ihm gefiel nicht, was Proditor dort tat. Die Flammen des Lagerfeuers schlugen höher und färbten sich schwarz, ein starker Windzug kam innerhalb des Kreises zu Stande und das Feuer erlosch. Zufrieden grinste Proditor und blickte in die Richtung, in der das Dorf der westlichen Hexer und Hexen lag, sein Dorf: „Endlich werde ich Herrscher, dann ist das mein Volk, mein Wald und alle müssen tun, was ich sage.“ Verwundert blickte Schneeflocke zu ihm herüber und senkte die Hände wieder hinab: „Aber ihn gleich umbringen… Meister, gab es keine andere Möglichkeit?“ Zornig blickte Proditor zu ihm herüber: „Sind das etwa Widerworte? Ich könnte dich in dein erbärmliches Dasein als gefrorenes Wasser zurück verwandeln. Ich entscheide, was richtig ist, vergiss das nicht.“ „Natürlich nicht, Meister. Verzeiht“, entschuldigte sich Schneeflocke betrübt, „Es stand mir nicht zu und kommt nicht wieder vor.“ Ein lauter Aufschrei schreckte die Hexer und Hexen des Dorfes auf. Verkrampft fasste sich Certus an den Kopf, sackte auf die Knie und hatte die Augen geweitet. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchzog seinen Schädel und ließ seinen Blick verschwimmen. Ein Hexer vom Nachbarhaus kam über die Hängebrücke herüber gerannt und riss die Tür auf, er hatte die Stimme erkannt: „Certus! Bei den Kräften des Waldes, Certus. Was ist denn los?“ Er eilte zu dem am Boden knienden Herrscher und packte seine Hände: „Certus!“ Seine Augen waren wie von schwarzem Rauch durchzogen, es folgte keine Reaktion von seiner Seite, selbst Certus‘ Hände waren so verkrampft, dass der andere Hexer es nicht schaffte sie zu bewegen: „Hilfe… Hilfe! Wir brauchen Hilfe!!!“ Bewegung kam ins Dorf, weitere Hexer und Hexen kamen zum Haus oder traten zumindest auf ihre Balkone, um mitzubekommen, was geschehen war. „Was ist mit ihm?“ „Seine Augen.“ „Certus, sag doch was.“ Zwischen dem Gemurmel kamen die beiden Hexer Secundus und Princeps* dazu, sie bahnten sich einen Weg an den anderen vorbei. „Beiseite, lasst uns sehen, was passiert ist“, wies Princeps die herumstehenden Hexer und Hexen an, dabei war sein Tonfall ruhig und bestimmt und ließ erkennen, dass es sich hierbei um keine Bitte handelte. Als die beiden das Haus betraten, fiel ihnen sofort die verkrampfte Haltung, sowie die Augen auf. Secundus berührte vorsichtig Certus‘ Kopf: „Das sieht nicht natürlich aus. Ich tippe auf einen Fluch.“ Er tastete am Hals nach dem Puls: „Wir müssen schnell handeln.“ Princeps blickte zu dem Hexer, der zuerst bei Certus gewesen war: „Hast du was gesehen?“ Dieser schüttelte den Kopf und blickte besorgt zu Certus: „Aber Ihr könnt doch was tun oder? Bitte helft ihm.“ Secundus legt eine Hand auf Certus Stirn, die andere auf die Stelle der Brust, wo das Herz sein müsste: „Ich kann es verlangsamen, denke ich. Du musst schnell einen Bannzauber finden, der den Fluch bricht, Princeps.“ Nachdenklich fasste sich Princeps mit Zeige- und Mittelfinger an die Stirn, dabei schloss er die Augen, um sich besser zu konzentrieren. Während Princeps in sich ging, kümmerte sich Secundus darum, dass der Fluch Certus nicht in den nächsten Minuten umbringen würde, dabei war nicht einmal zu sehen, dass er irgendwas tat. Nur die seltsame Positionierung seiner Hände verriet, dass irgendeine Art Wirkung erzielt werden sollte. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass ein leicht grünes Leuchten zwischen den Händen und Certus’ Körper vorhanden war. Mit einem Mal begann Princeps seine Haltung aufzugeben und im Raum sich nach Materialien umzusehen. Sechs Stumpenkerzen positionierte er rund herum um Certus und Secundus, jede einzelne entzündete sich durch ein Schnippen mit den Fingern über dem Docht. Der andere Hexer im Raum, sowie solche, die vor der Tür und an den Fenstern versuchten einen Blick zu erhaschen, staunten über die Hexerei so ganz ohne Worte. Princeps selbst stellte sich dann außerhalb des Kreises auf, streckte seine Hände aus und begann einen Bannzauber zu murmeln: „Qual die du auf seiner Seele liegst, Qual die du ihm den Frieden nimmst, Fluch der einst gesprochen, wird nun hier und jetzt gebrochen. Lebenskraft, schenke ihm, der Fluch den er fühlte tief in sich, ist nun verschwunden und wir fürchten nich‘.“ Die Kerzen erloschen alle zugleich und nur der Kerzenrauch stieg noch empor. Um sich von der Wirkung zu überzeugen, trat Princeps näher heran, doch alles blieb wie gehabt. „Entschuldigung… darf ich bitte mal… ich will helfen…“, erklärte Saltus den anderen Hexern und Hexen, während er sich seinen Weg ins Haus bahnte. Als er endlich es ins Haus geschaffte und einen Blick auf Certus werfen konnte, trat er noch näher heran und schaute verwundert in dessen Augen: „Sieht aus wie dunkle Magie, als würde sich jemand in seinen Augen in schwarzem Rauch auflösen.“ „Das ist nicht hilfreich“, ermahnte ihn Princeps und wollte Saltus direkt wieder hinausbefördern, doch der holte ein paar Jute- Schnüre aus seiner Hosentasche und schob stattdessen Princeps beiseite. Direkt danach begann er die erste Schnur um Certus linkten Zeigefinger zu binden, dabei machte er nur einen Knoten: „Das ist ein ganz toller Trick. Damit habe ich schon öfter fehlgeleitete Hexerei aufgelöst.“ Skeptisch schaute Princeps ihm zu: „Mit Schnüren?“ Die zweite Schnur band er um den rechten Zeigefinger, wieder nur ein Knoten, ehe er sich die dritte Schnur um seinen eigenen Zeigefinger band. Natürlich wieder nur mit einem einzigen Knoten. Getuschel wurde hinter ihnen hörbar, denn Saltus zauberte nie vor Publikum. Zwar gab er hier und da Tipps, tauschte sich aus, aber seine Ausführung behielt er immer für sich. Saltus brachte ein wenig Abstand zwischen sich, Secundus und Certus, ehe er den Bannzauber leise sprach: „Drei Knoten, eine Macht, drei Knoten, eine Kraft, die magische Drei, brich den düsteren Zauber in Zwei. Rette was zerstört, banne was einst beschwört und lösche aus in Flammen, wir dich von uns bannen. Weiche. Weiche. Weiche.“ Während er die letzten Worte sprach, entzündete er über ein Reiben mit dem Zeige- und Mittelfinger sowie dem Daumen die Schnur an seinem Zeigefinger, im gleichen Moment brannten auch die anderen beiden Schnüre zeitgleich ab. Nachdem die Schnüre ganz verbrannt waren, regte sich Certus und atmete tief durch. Secundus zog seine Hände zurück und blickte überrascht zu Saltus: „Sehr effektiv und simpel.“ Es waren einige Stunden vergangen seit dem Satan wutentbrannt die Hölle zum Erzittern gebracht hatte. Spectio wollte nun noch einmal versuchen den Fürsten von seiner Idee zu überzeugen, denn es hätte nur Vorteile für ihn. Mit seinen Notizen in der Hand betrat er den Thronsaal und kniete sich mit gesenktem Blick nieder: „Mein Fürst, Ihr scheint sehr verärgert gewesen zu sein. Ich möchte euch auch nicht zu lange belästigen, aber ich bitte euch mich anzuhören. Mit mehr Struktur und festen Regeln könntet Ihr viel besser eure Gefolgschaft kontrollieren und bessere Erfolge erzielen. Ich habe bereits begonnen mir dazu Notizen zu machen, wenn ich meine Idee vorbringen dürfte?“ Stille. Einen Moment lang überlegte Spectio, ob Satan überhaupt da war, schließlich konnte man das nie wissen. In dieser ungewöhnlichen Finsternis in der zweiten Hälfte des Thronsaales war wie immer nur reine Schwärze zu erkennen. Ein Schnauben ertönte und des Fürsten düstere Stimme erklang: „Bessere Kontrolle? Wie bekomme ich meinen Diener zurück?“ „Dieser Diener hat euch verraten, mein Fürst“, entgegnete Spectio ruhig und versuchte Satan nicht unnötig aufzuregen, „Er hat weder seinen Wunsch, noch sein Leben verdient für dieses Vergehen. Wenn Ihr erlaubt, würde ich vorschlagen ein paar eurer Diener loszuschicken, die den Verräter für euch töten.“ Erneutes Schweigen folgte, ehe Satan sich erneut an ihn wand: „Ich habe zwei Diener gerufen, sie werden sich darum kümmern. Vielleicht bist du mir tatsächlich eine Hilfe in solchen Dingen. Du sollst deine Chance bekommen und als Mitdenker deine Ideen umsetzen. Enttäusche mich nicht.“ Freudig bestätigte Spectio seinen Auftrag: „Das werde ich keinesfalls, mein Fürst. Ich werde für euch so etwas wie euer Anwalt sein. Der Anwalt, des im Volksmund genannten Teufels, dem Fürsten der Finsternis.“ Die beiden anderen Diener kamen in den Thronsaal und knieten sich nieder: „Ihr habt gerufen, mein Fürst.“ Der Fürst wand sich allerdings erst an Spectio: „Der Titel gefällt mir. Anwalt des Teufels, Advocatus Diaboli. Erhebe dich, Spectio. Ab sofort stehst du über den anderen Dienern und wirst in meinem Namen die Kontrolle ausüben.“ Stolz erhob sich Spectio, verneigte sich aber noch einmal: „Entschuldigt mich dann, mein Fürst. Es gibt viel zu tun. Ruft mich, wenn Ihr meinen Rat braucht.“ Dann verließ er den Thronsaal und ließ die anderen beiden Diener zurück. Beim Hinausgehen vernahm er noch Satans Stimme, wie dieser sich an die beiden wandte: „Ich habe einen Auftrag für euch…“

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