Kapitel 9 - Die letzte Hoffnung Krachend fielen die letzten Überreste des Balkons herunter. Tertius zuckte etwas zusammen, konzentrierte sich dann aber wieder auf seine Arbeit: „Anselm blockiert, Cuno unbekannt, Enzio… das war der Hexer der den Tornado erschaffen hat oder?“ Avis nickte, während er aus dem Fenster des Erdgeschosses blickte: „Richtig, den hattest du letzte Woche mit den Kräften eingeschränkt. Der letzte Rest von Secundus‘ Balkon ist gerade heruntergekommen.“ Es war etwas mehr als 300 Jahre her, dass das Hexerdreieck gegründet worden war. Inzwischen war nur noch Tertius übriggeblieben, der Einzige der Drei, welcher die Untersterblichkeit wählte. Avis, als auch Cinis, waren von vorn herein unsterblich gewesen. Einige Geschaffene alterten, andere nicht und Avis hatte sich nie verändert. Damit hatte sich Tertius schon damals beschäftigt, ehe Princeps und Secundus auf ihn zukamen und vom Hexerdreieck erzählten. Mit ihren Erfahrungen gelang ihm der letzte Schritt und er konnte es nun kontrollieren, wer oder was unsterblich wurde und was nicht. Als er das erste Mal sich selbst versuchte unsterblich zu machen, hatte er schon ein paar Zweifel gehabt, aber es hatte funktioniert. Und dennoch, Princeps und Secundus hatten es abgelehnt. Felicita* , seine jüngste Geschaffene und einzige weibliche, kam gerade ins Haus. Sie lächelte und versprühte sofort die pure Freude. Das war ein Teil der Fähigkeit über die, die weiße Wölfin, in ihrem grünen Kleid, den dunkelgrünen Schuhen und dem Kranz aus Vierblättrigen Kleeblättern auf dem Kopf, verfügte. Sie wirkte wie eine 15-Jährige, während ihre Brüder alle älter waren und wirkten. „Ich habe gerade Regulus ein wenig bewässert“, warf sie fröhlich in den Raum hinein, „Gemmeus räumt die Überreste weg, die gerade heruntergekommen sind.“ Regulus alterte, wie sein Meister Princeps. Er kümmerte sich immer um genügend Kräuternachschub, beendete Dürren mit seiner Fähigkeit überall Pflanzen wachsen lassen zu können und manchmal unterstützte er im Kampf mit seinen eigenen Pflanzenwesen und bewegenden Bäumen. Sein letzter Wunsch war es zum Baum zu werden und da stand er am Waldrand, hochgewachsen und Felicita war immer der Meinung, dass er die schönsten Blätter hatte. Auch Natus alterte normal, wie jeder Gewöhnliche. Seinen Meister oder eher seinem Vater überlebte er sogar, wollte aber dennoch nicht unsterblich werden. Ganz nach Tradition wurde er im Feuer beigesetzt und seine Überreste vom Wind davongetragen. Passend, wenn man bedachte, dass er am liebsten sich im Wind treiben ließ oder darauf surfte. „Such dir zwei neue Mitstreiter“, hatte Princeps dem verbliebenen Tertius aufgetragen, „Halte das Hexerdreieck am Leben.“ Das tat er, hielt es am Leben, die Legende von Princeps und Secundus, doch er war allein. Niemand wusste, dass die beiden nicht mehr existierten. Tertius berief sich auf sie, zog sich zurück, um sich vorgeblich mit ihnen auszutauschen und manchmal sagte er: „Sei froh, dass ich gekommen bin und nicht Princeps. Die Strafe wäre viel härter ausgefallen.“ Dennoch war er nicht alleine, er hatte seine fünf Geschaffenen, die wie seine Familie für ihn waren. In den letzten Jahrhunderten hatte sich das Verhältnis zwischen Magiern und nicht Nicht-Magiern nicht gebessert. Viele der Lichtmagier lebten inzwischen in kleinen Gemeinschaften, eigen aufgebauten Dörfern oder kleinen Häusern, welche nicht weit von anderen Dörfern und Städten entfernt waren. Die Gewöhnlichen wollten ihre Hilfe nicht, nicht ihren Schutz und erst recht nicht, dass sie Dunkelmagier oder Dämonen anlockten. Dennoch hörten sie nicht auf, dafür hatten sie ihre Kräfte bekommen. Gabriel stand hinter ihnen, auch wenn man ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Ihr Glaube war stark. „Was ist das?“, fragte Spectio den anderen ehemaligen Hexer. Tertius hatte seine Kräfte blockiert, während eines Kampfes, nun versuchte er als Laufbursche seine Nützlichkeit unter Beweis zu stellen. Er war lediglich noch am Leben, weil Spectio an ihm herum probierte, wie man diese Blockade wieder brach. Die Details zum Ablauf waren dürftig. Die betroffenen Hexer und Hexen wurden jedes Mal gepackt und Tertius hielt Stab oder Hand an Kopf oder Brust, die lila Aura erfasst einen, ein starker Impuls und nichts mehr. Sie spüren nicht einmal mehr die Verbindung zur Natur. Es kommt ihnen wie ein Fremdkörper vor. „Das sind die neuen Fahndungssteckbriefe. Ihr seid mal wieder ganz oben auf der Liste“, erklärte der einzige Hexer. Flüchtig warf Spectio einen Blick auf die Liste, die ersten zehn waren Diener der Hölle und dann folgten ein paar Namen, die er noch nicht kannte. Zügig blätterte er die Seiten um, seinen Steckbrief würde er später lesen und lass sich durch, was den Unbekannten vorgeworfen wurde: „Umweltbeeinflussung, ungenehmigter Geschaffener, Harpyie erschaffen…“ Lachend schüttelte er den Kopf: „Ich hätte ja einen Drachen genommen… Ah, der ist gut. Fluch ausgesprochen, den will ich. Finde ihn.“ Ohne den Diener noch mal anzuschauen, reichte er ihm den Steckbrief und ging mit den restlichen aus der Eingangshalle hoch in seinen Turm. Satan würde ihn rufen, wenn er etwas wollte. Das tat er immer und Spectio hatte die Hölle damals am Laufen gehalten, unsicher ob der Fürst zurückkehren würde. Einige Zeit verging und fast hätte er aufgegeben zu warten. Doch dann tauchte er wieder auf, der Fürst der Finsternis. Auch war Spectio zu einem mächtigen Hexer geworden, die Kämpfe zwischen Hexern und Hexen vorangetrieben, sie aufgestachelt gegen das Hexerdreieck und sich mehrfach mit Tertius gemessen. Anfangs auch mit den anderen beiden, aber die hatte er seit Ewigkeiten nicht gesehen. Befremdlich, holzig, ein wenig wie eine frische Frühlingsbrise kroch der Geruch in Damons Nase. Oft rochen sie so, diese sogenannten Hexer und Hexen. Er sog den Geruch tief ein, zwischen den Tannen und Laubbäumen, eindeutig männlich, mindestens 30, vielleicht sogar schon fast 40 Jahre alt. Also kein junger Hüpfer, das war gut. Damon suchte nach jemanden mit Erfahrung, jemanden mit Antworten. Nachdem Damon auf die ersten Dämonen im Kampf mit den Dunkelmagiern und gegen die Lichtmagier begegnet war, hatte er mit einigen Dämonen gesprochen. Irgendwie musste er sie aus Satans Dienerschaft befreien. Eines der wenigen positiven Aspekte nach der Erschaffung der Fürsten Licht und Finsternis, war die Teleportation. Satan hatte es den Dämonen als Besonderheit verkauft, als Fähigkeit, die er ihnen gegeben hatte. Nach einigen Fehltritten und Schwierigkeiten hatte er sich aber diese Fähigkeit selbst beigebracht. Es war ein Teil der dunklen Magie über die jeder Dämon verfügte. Vermutlich hatte der Fürst der Finsternis es vereinfacht, anderes konnte Damon sich das nicht erklären. Eines blieb ihm dennoch verwehrt: Damon konnte sich nicht wie die anderen Dämonen in die Hölle teleportieren. Scheinbar musste man dafür Satan verpflichtet sein. Nichts was er anstrebte, abgesehen von ihm und Dimicatio waren alle Dämonen in der Hölle gelandet, sonst hätte Damon sicherlich ihn oder sie bereits angetroffen. Der Geruch wurde stärker und Damon konnte in der Ferne schon eine Person zwischen den Bäumen ausmachen. Sie erschufen Wesen, diese Hexer und sie konnten diese wieder auflösen. Vielleicht würde er so einen Weg finden seinen Fehler rückgängig zu machen. Damon sparte sich den restlichen Weg, jetzt wo er den Hexer sah und teleportierte sich direkt vor ihn. Erschrocken stolperte der Jaguar zurück, wurde jedoch von Damon am Fallen gehindert. Schnell hatte er den Arm des Hexers gepackt und zog ihn wieder zu sich heran: „Hier geblieben.“ Ängstlich blickte der bräunliche Kater in Damons rote Augen: „Ein Dämon… Hilfe!“ Sofort hielt Damon ihm mit der anderen Hand den Mund zu: „Wenn du schreist, werde ich ungemütlich. Ich habe nur ein paar Fragen, das ist alles. Der Hexer starrte Damon an, als hätte er ihm gerade gesagt, dass er ihn umbringen wollte. Langsam hob er die Hände und blickte im Augenwinkel zu den Bäumen. Knurrend packte Damon ihn am Kragen und schüttelte den Jaguar kräftig: „Lass deine Hände unten. Ich kenne eure kleinen Tricks.“ Zitternd schluckte der Hexer, nachdem Damon aufgehört hatte ihn durchzuschütteln: „Was wollt Ihr wissen?“ „Na endlich“, murrte Damon, obwohl die Erleichterung ihm anzumerken war, „Erzähl mir alles über eure Wesen. Wie entstehen die und vor allem, wie löst ihr sie wieder auf?“ Entschlossen schüttelte der Kater den Kopf: „Das verrate ich nicht. Niemals. Und wenn du mich tötest, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass ein Dämon das lernt. Ich gehe das Risiko nicht ein, dass du unsere Geschaffenen auflöst.“ Damon zog ihn am Kragen hinauf in die Luft, eine Kleinigkeit für einen Dämon: „Ich rede doch nicht von euren Wesen. Ich will Satan auflösen.“ Und Gabriel natürlich auch, aber das sagte Damon nicht. Aus irgendwelchen Gründen genoss Gabriel ein recht gutes Ansehen. „Satan?“, hackte er verwundert nach, „Wie soll das denn gehen? Er ist doch kein Geschaffener.“ Mit einem tiefen Atemzug, um sich selbst zu beruhigen, ließ Damon den Hexer herunter und begann ihm das zu erklären: „Da bin ich mir nicht so sicher. Ich war dabei, als Satan entstand, Satan und Gabriel entstanden. Die Dämonen kämpften um das Licht, einer schoss mit dunkler Magie darauf, also den Ursprung des Lichts. Es gab einen Knall und die beiden Fürsten standen vor ihnen. Sie sagten, dass er sie erschaffen hätte und sie an ihn gebunden sind. Ergibt das für euch Hexer Sinn?“ Natürlich wollte Damon nicht, dass sich überall herumsprach, dass ausgerechnet er die beiden erschaffen hatte. So schwer wie die Schuld lag, würde er sich selbst das niemals einfach verzeihen können. Da musste nicht noch jemand zusätzlich ihm die Schuld zuschieben. „Das klingt tatsächlich nach einem Geschaffenen-Meister-Verhältnis. Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten, haben sie noch mehr gesagt?“, überdachte der Hexer die Situation und war doch recht interessiert. Ehe Damon antwortete, überdachte er seine Worte genau, schließlich wollte er sich nicht verraten: „Sie sagten, dass sie sterben würden, wenn er auch er stirbt… Wieso eigentlich Meister? Dann müssten sie ja tun, was er sagt.“ „Nicht unbedingt. Nicht wenn sie einen Teil der Seele ihres Meisters haben, was sich sehr danach anhört. Dann sind sie ein Teil von dem Dämon und stehen auf gleicher Ebene oder eben darüber, wenn ich bedenke, wie viel Macht sie doch zu haben scheinen“, entgegnete der Hexer und schüttelte dann den Kopf, „Aber es bringt dir nichts zu wissen, wie es funktioniert. In dem Fall könnte nur der Meister selbst sie auslöschen.“ Knurrend begann Damon den Jaguar erneut durchzuschütteln: „Du verrätst mir das jetzt oder du bereust es!“ Nachdem Damon den Hexer einige Zeit eingeschüchtert hatte, erklärte dieser ihm, wie es vermutlich funktionieren würde. Man müsste Satan mit seiner größten Schwäche angreifen, seinen Körper zerstören und in dem Moment die Stelle seines Herzens durchbohren. Dort lag in den Fällen, die bekannt waren und das waren wirklich nicht viele, der Seelensplitter verborgen. Der Meister müsste sich dann den Seelensplitter zurück holen mit seiner Hexerei, ehe Satan seine eigene Seelengestalt angenommen hätte. Allerdings gab es nach Überlieferungen der östlichen Hexer nur einen Fall, wo das gelungen ist. Dieser ehemalige Meister nahm nicht nur seinen Seelensplitter zurück, sondern wurde auch zum Teil sein einiger Geschaffener. Da dieser wohl vor allem Fähigkeiten hatte, die mit Pflanzen zu tun hatten und auch selbst eine Art von Pflanzgeschaffener war, begann der einstige Meister jedes Frühjahr überall am Körper zu blühen und im Winter fühlte er sich schwach und müde. Wenn man sich vorstelle, dass Satan ein Teil von einem selbst werden würde… konnte man diese Kraft überhaupt kontrollieren, wenn all die Geschichten über ihn wahr waren? Damon stachelte das nur umso mehr an. Es klang wie eine Chance. Nicht nur, dass er dann seine Schuld begleichen konnte… er könnte der mächtigste Dämon überhaupt werden. Vielleicht hatte das Schicksal diesen Weg für ihn vorgesehen. „Bring mir die Hexerei bei“, forderte Damon schließlich, als er genug gehört hatte. Zwar war der Jaguar alles andere als begeistert und auch skeptisch, aber es blieb ihm nichts anders übrig. Damon fesselte dem Hexer die Hände auf den Rücken, mit Ketten aus dunkler Magie geschaffen und verschwand mit ihm in schwarzem Feuer auf den Kontinent Fidius, in den Contumax Dschungel. Er wollte ihn erst freilassen, wenn er alles über die Hexerei wusste und diese auch anwenden könnte. Nach einigen Stunden Konzentration und Einfühlen in die Natur, jammerte der Hexer über Durst und Hunger. Damon saß an eine Palme gelehnt, direkt gegenüber dem Baum, an dem er den Jaguar gekettet hatte: „Ich werde dir Wasser holen und mal sehen, ob sich was zu Essen findet.“ Die Hitze machte dem Hexer zu schaffen, er war nun mal kein Dämon und musste seinen Wasserverlust auch mit entsprechender Flüssigkeit wieder ausgleichen. „Wenn ich frei wäre, könnte ich…“, begann der Hexer zu erklären, doch Damon wollte nicht, dass er seine Kräfte nutzte. Es war viel zu riskant und sein neuer Lehrmeister wäre auf und davon. „Nein“, war die knappe Antwort, entschieden und eindeutig. Ohne ein weiteres Wort entfernte sich Damon von seinem Gefangenen und lief zum nahegelegenen Fluss. In dieser Gegend lebte niemand, also gab es auch keine Verbündeten, die ihn hätten befreien können. Zwischen all den Blättern der Bäume lugten immer wieder Sonnenstrahlen hindurch, hier und da krächzten oder sangen Vögel und das Surren der Insekten war deutlich in Damons Ohren zu vernehmen. Das Plätschern des Flusses wurde deutlicher und er erschuf eine tiefe Schale aus dunkler Magie, um Wasser zu schöpfen. Gerade als er sich herunter knien wollte, wurde er von einem grellen Licht geblendet. Diesen Geruch hätte Damon überall wiedererkannt, der Zorn brannte sich regelrecht in sein Inneres. Es war Gabriel. „Lass doch den armen Hexer laufen“, erklang seine Stimme, sanft und wirkte verständnisvoll, „Wie schwer du dich mit all dem tust, Damon. Denk an deine eigene Zukunft. Such dir eine Frau, bekomme Kinder, baue dir ein schönes Heim und genieße dein Leben.“ Knurrend und mit all der Wut, die sich in Damon angestaut hatte, blickte er Gabriel an, der nun wie damals vor ihm stand, auf der andere Seite des Ufers: „Beobachtest du mich etwa? Verschwinde! Ich werde dich und Satan vernichten, aber das weißt du und deswegen versuchst du mir meinen Hexer wegzunehmen. Aber das werde ich nicht zulassen, ihr habt genug Schaden angerichtet.“ Mit einigen Flügelschlägen erhob sich Gabriel in die Luft und flog zu Damon herüber auf die andere Seite. Skeptisch ging Damon einige Schritte zurück, um den Abstand zu wahren: „Komm mir nicht zu nahe“, er blickte dabei drohend zu ihm, „Ich werde all meine Kraft gegen dich nutzen, wenn es sein muss.“ Gabriel landete wieder, aber gewährte Damon den Abstand zwischen ihnen: „Du siehst immer das Schlechte in mir, ich habe dir noch nie etwas getan. Licht bringt vieles Gutes mit sich, wie Farben, Wärme und es beeinflusst die Stimmung positiv. Ich will dir nur helfen und bin keine Gefahr.“ „Sehe ich aus, als hätte ich positive Stimmung?“ knurrte Damon ihn an, wobei er ein Schwert aus dunkler Magie erscheinen ließ, „Ich will deine Ratschläge nicht, ich will dich nicht sehen. Verschwinde!“ Kurz darauf verschwand Gabriel in genauso grellem Licht, wie er gekommen war. Damon kniff die Augen zusammen und rieb sich die Nase: „Du stinkst, Gabriel!“ Wie eine frische Frühlingsbrise, das war alles was blieb und sicherlich gab es weitaus schlimmere Gerüche, aber Damon hasste es, weil er Gabriel verachtete. Nachdem Damon den Hexer mit Wasser und ein paar Bananen versorgt hatte, begann er sich erneut an den Baum gelehnt zu konzentrieren, lauschte auf alles um ihn herum. Leise murrte der Jaguar, nicht einmal essen und trinken konnte er alleine. Die ganze Zeit hatte Damon ihn gefüttert und das würde sicherlich noch Monate so gehen, denn Hexerei lernte man nicht mal eben nebenbei. Doch Damon war egal, wie lange es dauern würde, er hatte die Unsterblichkeit, alles war schon schiefgelaufen und diese Chance würde er nutzen. Tag um Tag kümmerte sich Damon um seinen Gefangenen, versuchte sich in den Einklang mit der Natur zu bringen, das zu spüren, was überall war und trainierte jeden Morgen zusätzlich seinen Körper. Nach zwei Wochen hatte er bereits die Naturmagie wahrgenommen, was er auch dem Umstand verdankte, dass Dämonen sowieso Naturverbunden lebten. Somit hatten sie von Anfang an eine gute Grundlage, die sie zu ihrer dunklen Magie nutzen könnten. Allerdings war sich dieser Naturmagie kein Dämon bewusst und wurde zuvor ausschließlich den Druiden für ihre Tränke zugeschrieben. Dennoch brauchte Damon weitere zwei Wochen, um die Hexerei in einem vernünftigen Maß zu lernen und anzuwenden. Es war immer lästiger geworden den Hexer mit Wasser und Nahrung zu versorgen, daher hatte Damon ihn nach den vier Wochen frei gelassen und machte für sich selbst weiter. Allem Anschein nach war Damon ein talentierter Hexer, der sich schnell in diese Art der Magie einfühlte. Grelles Licht kündigte Gabriel an, ehe Damon mit zusammen gekniffenen Augen den unbeliebten Besucher anblickte: „Du schon wieder.“ Die letzten Monate hatte Damon seine Hexerei immer weiter verbessert, seinen Körper fit gehalten und sich ausprobiert. Sein ständiger Begleiter, Gabriel, der immer wieder auftauchte. Er konnte es einfach nicht lassen und ermutigte Damon sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren, wie die Familiengründung. Als wenn ihn das jemals interessiert hätte, nicht einmal als Gabriel und Satan noch nicht existierten. Lächelnd lief Gabriel neben Damon her, der Boden unter ihren Füßen war weich und sandig. Sie befangen sich in der Suburra Wüste, Damons Heimat. Er kehrte immer wieder an diesen Ort zurück, es war wie ein Zuhause. Einen Moment lief Gabriel nur schweigend neben Damon her, ehe er lächelnd und mit sanfter Stimme das Wort ergriff: „Es macht mich wirklich traurig dich so zu sehen. Wenn es nur irgendwas gäbe, was ich für dich tun könnte.“ Wütend ballte Damon die Fäuste und hielt sich zurück nicht los zu schreien: „Willst du wissen, was du für mich tun kannst? Lass mich in Ruhe. Du bist nicht der Gute, du bist nicht die Hoffnung! Du bist ein Lügner. Wenn du immer weißt, wo ich bin, wenn du da warst, als die Sterblichen in Not waren, wo warst du dann, als die Dämonen dich brauchten? Nicht einen Finger hast du gerührt und ich sage dir auch warum, denn es hatte einfach keinen Nutzen für dich.“ „Ich verstehe“, gab Gabriel mit mitleidiger Stimme zurück, „Ich habe die Welt nicht ständig im Blick und niemals hätte ich gedacht, dass mein Bruder so etwas tun würde. Danach habe ich besser aufgepasst, aber du hast recht. Ich war für die Dämonen nicht da, das tut mir leid.“ Zähneknirschend beschleunigte Damon seine Schritte: „Du kannst mir erzählen, was du willst. Ich glaube dir nicht. Ich habe dich längst durchschaut.“ Da war sie, die Schicksalsquelle, das leise Plätschern des Wassers zwischen Gestein und der Geruch von Asche war unverkennbar. Sicherlich hätte er sich auch dort hin teleportieren können, aber es war ein heiliger Ort. Damon war den Weg gegangen, den er früher oft genommen hatte. Gabriel hatte aufgegeben ihm hinterher zu laufen, jedenfalls fürs Erste. Viele Dämonen hatten hier ihre letzte Ruhe gefunden mit der Feuerbestattung. Die Seele wurde so freigelassen, den Weg in die ewige Ruhe und vor weiteren Schaden durch andere Mächte bewahrt werden. Auch ihre Neugeborenen tauften sie dort, jeder Dämon hatte hier das erste Mal seinen Namen gehört. Aber neben diesen Dingen, kamen sie auch so zur Schicksalsquelle, hofften darauf besser ihren Schicksalsweg erkennen zu können und diesen zu erfüllen. Damon war allerdings aus keinem dieser Gründe hier und begann mit den Fingern in die Luft zu schreiben, wobei seine Hand schwarz-orange aufleuchtete: DENKEN GEFÜHLE PERSÖNLICHKEIT. Danach berührte er die Felsen der Schicksalsquelle, noch immer leuchtete seine Hand, konzentrierte sich, während Wassertropfen aus dem Wasser sich emporhoben. Sand und Erde fegten über den Boden, wie ein kleiner Wirbelwind und die Blätter der Bäume um ihn herum knisterten, fast wie ein Flüstern. Einige Zeit verweilte er so, ehe das Leuchten verschwand und alles um ihn herum sich beruhigt hatte: „Das ist sie, die vierte Erinnerung.“ Erschöpft ließ er sich neben die Quelle fallen und beobachtete eine Weile, wie das Wasser sich seinen Weg bahnte: „Nur noch eine, dann habe ich es geschafft.“ Seit einigen Tagen war Damon bereits dabei Erinnerungen mit Hilfe seiner Hexerei zu hinterlassen. Zwar hoffte er selbst diese niemals zu benötigen, aber er konnte nicht garantieren lang genug zu überleben, um Gabriel und Satan zu vernichten. Vielleicht würde er scheitern und sterben, dann würde seine Wiedergeburt es zu Ende bringen müssen. Sie waren für sein späteres Ich, all diese Erinnerungen. Bereits zuvor hatte er drei Erinnerungen platziert, an Orten die die Zeit überdauern würden und von Dämonen öfter besucht wurden. Die Erste war im Berg Patria, fast ganz oben auf der Spitze, sie würde für die Erinnerung an die Zeit vor Gabriel und Satan sorgen. Im Tempel der Elemente hatte Damon seine gesamte Lebensgeschichte hinterlassen, von frühster Kindheit bis zum Moment, wo er beschloss das Licht zu vernichten. Und im Moniturus Gebirge verbarg sich das Wissen über die Suche nach dem Ursprung des Lichts sowie die Entstehung der Fürsten und was diese danach alles angerichtet hatten. Das wichtigste Detail, wie man die beiden Fürsten auch wieder loswerden konnte, wollte Damon im Altaston Gebirge unterbringen. Natürlich mit allem Wissen über die Hexerei, sonst würde er wieder ganz von vorne anfangen müssen. „Ich glaube das war genug für heute“, meinte Damon zu sich selbst und wand dann den Blick zum Himmel, „Schaust du zu? Du kannst mich nicht aufhalten. Niemals.“ Beruhigt alle Erinnerungen hinterlassen zu haben, war Damon in die Wüste zurückgekehrt. Zufrieden blickte er in den Himmel, während er im heißen Sand lag. Dann schloss er die Augen, vernahm aber dennoch das grelle Licht, welches durch Gabriel verursacht wurde. Ein Schatten fiel auf Damons Gesicht, nachdem das Licht abgeklungen war. Ohne die Augen zu öffnen, wand sich Damon an ihn: „Da bist du ja wieder. Ich hatte mich schon gefragt, ob du aufgegeben hast.“ Wie immer klang Gabriels Stimme freundlich und verständnisvoll, als er antwortete: „Ich kann meine Aufmerksamkeit nicht nur dir widmen. Du wirkst heute sehr entspannt, das freut mich.“ „Als ob“, spottete Damon, „Aber wenn dich das so freut, Gabriel… wie wäre es, wenn du mir hilfst. Ich brauche Lichtmagie, um Satan zu vernichten, sogar recht viel, vermute ich. Löschen wir ihn zusammen aus, die Dämonen wären frei und du könntest beweisen, dass du kein Lügner bist und tatsächlich etwas unternimmst.“ Damon öffnete die Augen und blickte abwartend zu Gabriel. Wie immer lächelte er, wer wusste schon, was wirklich in ihm vorging: „Das habe ich bereits. Mit all der Kraft die mir zur Verfügung stand, habe ich eine Prophezeiung erschaffen. Aus der Ahnenreihe der Krähenmagier wird eines Tages ein Engelsmagier geboren, seine Lichtmagie wird meiner gleichen und auch der meiner Lichtengel. Zusammen werden wir Satan bezwingen und den Frieden wieder herstellen. Dein Plan ist viel zu riskant, Damon. Außerdem möchte ich meinen Bruder nur in seine Schranken weisen und ihn nicht töten. Er wird lernen, dass er so nicht mit anderen Wesen umgehen darf.“ Knurrend richtete sich Damon auf: „Ich wusste es. Die Dämonen sind dir egal. Natürlich, wir benutzen dunkle Magie und du bist ein Feigling. Was hast du schon zu verlieren? Ihr müsstet in derselben Sekunde aufhören zu existieren, wie wahrscheinlich ist das? Aber es bringt keinen Nutzen für dich und du befürchtest, dass ich Satans Kräfte erhalten könnte. Ist es nicht so?“ Gabriel lächelte und versuchte Damon zu beruhigen: „Mit einer Vermutung hast du recht, ich möchte dich nicht als Fürst der Finsternis. Vielleicht würde es den Dämonen erst einmal helfen, aber du bist dir der Verantwortung nicht bewusst und würdest diese Macht in ähnlicher Weise missbrauchen. Beginne endlich richtig zu leben, das wird deine Sicht auf die Dinge verändern. Überlasse mir Satan, versuche zu vertrauen.“ Verärgert richtete sich Damon ganz auf und stellte sich vor Gabriel: „Du unterschätzt mich.“ Damon verschwand dann in schwarzem Feuer und ließ Gabriel alleine in der Wüste stehen. Damon war zurück auf dem Kontinent Portunus, aus schwarzem Feuer tauchte er im sogenannten Steinwald auf. Dieser wurde von dem Carntane Gebirge durchzogen und hatte einen sehr steinigen Boden. Dennoch hatten sich widerständige Bäume durch den harten Boden gekämpft und wuchsen auf eine beachtliche Größe. Da der Boden nicht so viel Energie hergab, ragten die Baumkronen hoch in die Luft, dicht und robust, während darunter fast gar keine Äste zu finden waren und die Stämme relativ dünn blieben. Verärgert lief er zwischen den Bäumen entlang, achtete gar nicht so sehr auf seine Umgebung, wie er es sonst immer tat und knirschte mit den Zähnen: „Was regt es mich auf? Ich wusste es doch.“ Gedankenversunken setzte er seinen Weg fort. Sicherlich könnte er es auch ohne Gabriel schaffen, ohne Satans Körper zerstören zu müssen, schließlich war er sein Meister. Ein leises Seufzen entwich ihm und er blickte auf: „Ich sollte noch die neue Information hinterlassen.“ Es war ein geradezu perfekter Zufall, dass er unterbewusst zum Eingang einer Höhle am Fuße des Carntane Gebirges gelaufen war. Hier könnte er die neue Erinnerung hinterlegen und dann würde er sich an die Umsetzung seines Planes machen. Prophezeiung… als ob er darauf warten würde. Endlich war die Nacht hereingebrochen, auch wenn die Finsternis inzwischen einen bitteren Nachgeschmack bei Damon auslöste. Zurück in Suburra hatte er sich in den Rubidus Wald zurückgezogen und war auf dem Weg zu Dimicatio. Es war lange her, dass sie gesprochen hatten und vielleicht wäre er schon längst nicht mehr da. Damon gab sich keine Mühe sein Kommen zu verbergen, sodass Dimicatio schon früh seine Schritte und einiges Blätterraschen vernahm. Selbst als er ihn kommen sah, schwieg er und blickte ihn lediglich an. Damon brach das Schweigen, während die Spannung, aus den letzten Meinungsverschiedenheiten noch zu spüren war: „Du bist immer noch hier. Ich habe inzwischen mehr über Gabriel und Satan herausgefunden.“ „Tatsächlich?“ hackte Dimicatio skeptisch nach, „Bist du nur gekommen, um mir das mitzuteilen?“ Damon wusste, dass es keinen anderen gab, dem er das anvertrauen könnte. Ihre Meinungsverschiedenheiten aus der Vergangenheit waren nicht von Bedeutung. „Ich habe sie scheinbar unbewusst mit der sogenannten Hexerei erschaffen und kann sie auch wieder vernichten. Es wird nicht einfach und vielleicht scheitere ich. Deswegen habe ich das gelernt, habe meine Erinnerungen versteckt für mein späteres Ich und ich werde einen Dämon suchen, der mich herunter in die Hölle bringt“, erklärte Damon ihm in ernstem Ton, „Wenn du es für richtig hältst, wäre es eine Ehre, wenn du mit mir kommst. Mit deiner Lichtmagie kannst du Satan mehr Schaden zufügen, als ich mit meiner Dunkelmagie.“ Dimicatio war überrascht, schwieg einen Moment und seufzte: „Damon, ich hoffe sehr, dass es dir gelingt, aber ich kann nicht mit dir gehen. Mein Licht ist alles, was diese Wesen zurückhält, die Schatten. Es ist mein Schattentor und ich der Wächter. Die Welt wäre noch schlimmer dran, wenn diese Wesen wieder frei wären. Falls du stirbst und ich dein späteres Ich kennen lerne, werde ich ihm von den Erinnerungen erzählen.“ „Danke. Wenn ich Satan besiegt habe, werde ich mich um Gabriel kümmern. Wir sehen uns wieder, in diesem oder im nächsten Leben“, verabschiedete sich Damon. Lieber wäre es ihm gewesen, wenn Dimicatio mitgekommen wäre. So hätten seine Chancen vielleicht ein wenig besser ausgesehen. Aber wenn dieses Licht wirklich so wichtig war, würde er ihm das glauben. Er hätte damals schon auf ihn hören sollen, den Fehler würde er so nicht wiederholen. Die Sonne stand schon wieder hoch am Himmel. Um wirklich alle Kraftreserven nutzen zu können, hatte Damon die restliche Nacht geschlafen und war nun auf der Suche nach anderen Dämonen. Er brauchte jemanden, der ihn hinunter in die Hölle brachte. Bisher war er dabei nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Neben Wäldern und Bergen hatte er auch am Rande einiger Städte und Dörfer nach ihnen Ausschau gehalten. Zwar waren ihm ein paar vereinzelte kämpfende Dunkelmagier aufgefallen, aber denen traute er nicht über den Weg. Gerade war er wieder vor einem Dorf aufgetaucht und blickte sich um. Dort schien ein Kampf zu toben, deutlich hörte er das Kampfgebrüll, die Schmerzensschreie und Magiegeräusche aller Art. Als er das Knistern von Feuer vernahm, musste er ein wenig grinsen, denn das deutete auf einen Dämon hin. Mit Leichtigkeit sprang er auf eines der Häuserdächer und dann von Dach zu Dach zum Kampfgeschehen. Scheinbar dauerte dieser schon länger an, denn es gab einige Magier von beiden Seiten, die bereits am Boden lagen oder verletzt weiterkämpften. Obst, Gemüse, Brote und andere Lebensmittel waren auf dem Marktplatz verteilt, Holzüberreste brannten teilweise oder erinnerten an die einstigen Marktstände. Ohne sich weiter darum zu kümmern, sprang Damon herunter und zog einen der Dämonen aus dem Kampf beiseite: „Du musst mich runter in die Hölle bringen. Ich muss zu Satan.“ Etwas verwirrt blickte der Dämon ihn an, er brauchte einen Moment ehe er Damon erkannte: „Bist du nicht der Dämon, der damals Leute zur Sache nach dem Ursprung des Lichts zusammentrommelte?“ Daran hätte er sich wirklich nicht unbedingt erinnern müssen nach Damons Meinung, aber immerhin erkannte man ihn überhaupt: „Ja richtig. Ich gehöre nicht zu Satans Leuten, muss aber unbedingt in die Hölle. Bring mich dorthin, mehr will ich gar nicht.“ Der Dämon verdrehte die Augen, da er sich so überhaupt nicht vorstellen könnte, warum ein noch freier Dämon freiwillig in die Hölle wollte: „Wenn du unbedingt dein Leben verschlechtern willst. Mir soll es egal sein. Ich habe eh keine Lust mehr auf diesen Kampf.“ Sie verschwanden dann in schwarzem Feuer und tauchten vor dem Schloss des Fürsten der Finsternis wieder auf. Damons Blick ging zu dem dunklen Schloss vor ihm, die ganze Luft war voll Asche und Staub, entsprechend roch es dort auch. Man konnte sich kaum vorstellen, wie Dämonen sich an diesen Geruch gewöhnten. Die Hitze machte ihm nichts aus und auch die Dunkelheit gefiel Damon sogar regelrecht: „Wo finde ich Satan?“ „Du hast es wirklich eilig ins Unglück zu laufen“, antwortete der Dämon und zeigte in Richtung des Schlosses, „Über die Brücke beim Lavafluss, ins Schloss und von der Eingangshalle direkt durch das große Tor. Es ist gar nicht zu übersehen.“ Damon ging eiligen Schrittes los, sein gesamter Körper stand unter Anspannung. Schließlich hatte er nur einen einzigen Versuch. Tatsächlich war das Tor nicht zu übersehen und Damon hatte davor angehalten, versuchte einen Blick zu werfen ohne gleich hinein zu gehen. Alles was er jedoch erkennen konnte, war absolute Schwärze. Jeder Dämon konnte in der Finsternis sehen, aber der Raum erschien auf den ersten Blick leer. Vielleicht war Satan gar nicht da, dann könnte er ihn dort überraschen. Eine düstere Stimme erklang: „Komm herein, Damon.“ Niemals in all den Jahrhunderten hatte er diese Stimme vergessen es war Satan -. Knurrend und ziemlich angespannt betrat Damon den Thronsaal: „Zeig dich, Satan! Oder bist du so feige?“ Deutlich konnte Damon vernehmen, wie Satan sich in Bewegung setzte und Schritt für Schritt näherkam: „Du bist respektlos, knie nieder.“ Aufmerksam horchte Damon auf jede Bewegung, er brauchte sein dämonisches Gehör nun mehr als jemals zuvor: „Niemals, Satan. Ich bin nicht hier, um vor dir auf die Knie zu fallen.“ Kaum das Satan in den sichtbaren Bereich getreten war, streckte Damon seine Hand aus und entzündete ihn. Die Flammen erfassten Satan, brannten und flackerten um ihn, aber schienen ihm keinen Schaden zuzufügen. Es waren schwarze Flammen, erschaffen aus dunkler Dämonenmagie. Sie waren genauso sehr Finsternis wie Satan selbst und hatten daher eher eine angenehme Wirkung auf ihn. Satan lachte ihn aus und warf ihn mit einer schwarzen Magiewelle zurück. Damon knallte gegen die Wand neben dem Tor, blieb aber nicht liegen und stand knurrend wieder auf: „Das Lachen wird dir noch vergehen.“ Die Flammen wurden kleiner, als würden sie in Satan selbst verschwinden: „Ich hätte dich schon damals das Fürchten leeren sollen.“ Ein Schnauben war vom Fürsten zu hören: „Geh auf die Knie!“ Da Damon scheinbar kein echtes Licht mit seinen Flammen erzeugen konnte, blieb ihm nichts anders übrig, als es ohne die Zerstörung von Satans Körper zu versuchen. Knurrend stürzte sich Damon auf Satan und versuchte ihn mit der Hand an der Stelle seines Körpers zu berühren, wo normalerweise das Herz sein sollte. Der Fürst ließ ihn gar nicht so nah an sich herankommen. Mit einer erneuten Magiewelle wurde Damon erneut zurückgeschleudert, prallte erneut gegen die Wand und richtete sich trotz Schmerzen entschlossen wieder auf. Dieses Mal setzte Satan mit einer großen Magiekugel nach, Damon warf sich direkt wieder auf den Boden und entging so diesem erneuten Angriff. Der Knall, welcher durch den Aufprall der Magiekugel an der Wand verursacht wurde, war noch in größerem Radius des Thronsaales zu hören. Damon verschwand in schwarzem Flammen und tauchte direkt wieder vor Satan aus selbigen auf. Schnell legte er seine Hand auf Satans Brust, sie leuchteten in dunklem Orange auf. Damons gesamte Konzentration lag auf diesem Zauber, wobei er versuchte seinen Seelensplitter zu spüren. Wütend packte Satan ihn am Hals und hob Damon hoch in die Luft: „Wie kannst du es wagen?“ Der Fürst hatte gespürt, was Damon vorhatte, dass er nach seinem Seelensplitter suchte und damit seinen Zorn auf sich zogen. Langsam drückte er Damon die Kehle zu bis dieser erstickte. Kaum das Damon sich nicht mehr rührte, ließ Satan ihn fallen und lief zurück zu seinem Thon in die absolute Finsternis. Spectio war durch den Lärm zum Thronsaal gekommen und hatte das letzte Geschehen mitbekommen. Hatte dieser Dämon versucht Satan anzugreifen? Es hatte geradezu so gewirkt. Langsam lief er in den Thronsaal und verneigte sich vor Satan, der gerade wieder auf seinem Thron platzgenommen hatte: „Mein Fürst, darf ich fragen was geschehen ist? Es wirkte fast, als hätte er sich gegen euch aufgelehnt?“ „Darüber spreche ich nicht“, gab Satan knapp, aber n i c h t in verärgerten Ton zurück. Spectio beließ es erst einmal dabei, sicherlich würde er mit der Zeit mehr darüber in Erfahrung bringen. Denn das Satan dazu nicht mehr verraten wollte, deutete darauf, dass es etwas Wichtiges sein könnte. Am Boden lag der reglose Damon, während seine Seele nicht in der Hölle verweilen durfte. Seine Fähigkeit hatte ihn an seinen Geburtsort, der Suburra Wüste geschickt. Damon blickte in die Weite, körperlos und dazu verdammt zuzuschauen bis seine Zeit zur Widergeburt gekommen war.

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Teil 1 - Himmel und Hölle
Die Prophezeiung des Lichts Die Prophezeiung des Lichts
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Die Prophezeiung des Lichts - Teil 1 - Himmel und Hölle
Kapitel 9 - Die letzte Hoffnung Krachend fielen die letzten Überreste des Balkons herunter. Tertius zuckte etwas zusammen, konzentrierte sich dann aber wieder auf seine Arbeit: „Anselm blockiert, Cuno unbekannt, Enzio… das war der Hexer der den Tornado erschaffen hat oder?“ Avis nickte, während er aus dem Fenster des Erdgeschosses blickte: „Richtig, den hattest du letzte Woche mit den Kräften eingeschränkt. Der letzte Rest von Secundus‘ Balkon ist gerade heruntergekommen.“ Es war etwas mehr als 300 Jahre her, dass das Hexerdreieck gegründet worden war. Inzwischen war nur noch Tertius übriggeblieben, der Einzige der Drei, welcher die Untersterblichkeit wählte. Avis, als auch Cinis, waren von vorn herein unsterblich gewesen. Einige Geschaffene alterten, andere nicht und Avis hatte sich nie verändert. Damit hatte sich Tertius schon damals beschäftigt, ehe Princeps und Secundus auf ihn zukamen und vom Hexerdreieck erzählten. Mit ihren Erfahrungen gelang ihm der letzte Schritt und er konnte es nun kontrollieren, wer oder was unsterblich wurde und was nicht. Als er das erste Mal sich selbst versuchte unsterblich zu machen, hatte er schon ein paar Zweifel gehabt, aber es hatte funktioniert. Und dennoch, Princeps und Secundus hatten es abgelehnt. Felicita* , seine jüngste Geschaffene und einzige weibliche, kam gerade ins Haus. Sie lächelte und versprühte sofort die pure Freude. Das war ein Teil der Fähigkeit über die, die weiße Wölfin, in ihrem grünen Kleid, den dunkelgrünen Schuhen und dem Kranz aus Vierblättrigen Kleeblättern auf dem Kopf, verfügte. Sie wirkte wie eine 15-Jährige, während ihre Brüder alle älter waren und wirkten. „Ich habe gerade Regulus ein wenig bewässert“, warf sie fröhlich in den Raum hinein, „Gemmeus räumt die Überreste weg, die gerade heruntergekommen sind.“ Regulus alterte, wie sein Meister Princeps. Er kümmerte sich immer um genügend Kräuternachschub, beendete Dürren mit seiner Fähigkeit überall Pflanzen wachsen lassen zu können und manchmal unterstützte er im Kampf mit seinen eigenen Pflanzenwesen und bewegenden Bäumen. Sein letzter Wunsch war es zum Baum zu werden und da stand er am Waldrand, hochgewachsen und Felicita war immer der Meinung, dass er die schönsten Blätter hatte. Auch Natus alterte normal, wie jeder Gewöhnliche. Seinen Meister oder eher seinem Vater überlebte er sogar, wollte aber dennoch nicht unsterblich werden. Ganz nach Tradition wurde er im Feuer beigesetzt und seine Überreste vom Wind davongetragen. Passend, wenn man bedachte, dass er am liebsten sich im Wind treiben ließ oder darauf surfte. „Such dir zwei neue Mitstreiter“, hatte Princeps dem verbliebenen Tertius aufgetragen, „Halte das Hexerdreieck am Leben.“ Das tat er, hielt es am Leben, die Legende von Princeps und Secundus, doch er war allein. Niemand wusste, dass die beiden nicht mehr existierten. Tertius berief sich auf sie, zog sich zurück, um sich vorgeblich mit ihnen auszutauschen und manchmal sagte er: „Sei froh, dass ich gekommen bin und nicht Princeps. Die Strafe wäre viel härter ausgefallen.“ Dennoch war er nicht alleine, er hatte seine fünf Geschaffenen, die wie seine Familie für ihn waren. In den letzten Jahrhunderten hatte sich das Verhältnis zwischen Magiern und nicht Nicht- Magiern nicht gebessert. Viele der Lichtmagier lebten inzwischen in kleinen Gemeinschaften, eigen aufgebauten Dörfern oder kleinen Häusern, welche nicht weit von anderen Dörfern und Städten entfernt waren. Die Gewöhnlichen wollten ihre Hilfe nicht, nicht ihren Schutz und erst recht nicht, dass sie Dunkelmagier oder Dämonen anlockten. Dennoch hörten sie nicht auf, dafür hatten sie ihre Kräfte bekommen. Gabriel stand hinter ihnen, auch wenn man ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Ihr Glaube war stark. „Was ist das?“, fragte Spectio den anderen ehemaligen Hexer. Tertius hatte seine Kräfte blockiert, während eines Kampfes, nun versuchte er als Laufbursche seine Nützlichkeit unter Beweis zu stellen. Er war lediglich noch am Leben, weil Spectio an ihm herum probierte, wie man diese Blockade wieder brach. Die Details zum Ablauf waren dürftig. Die betroffenen Hexer und Hexen wurden jedes Mal gepackt und Tertius hielt Stab oder Hand an Kopf oder Brust, die lila Aura erfasst einen, ein starker Impuls und nichts mehr. Sie spüren nicht einmal mehr die Verbindung zur Natur. Es kommt ihnen wie ein Fremdkörper vor. „Das sind die neuen Fahndungssteckbriefe. Ihr seid mal wieder ganz oben auf der Liste“, erklärte der einzige Hexer. Flüchtig warf Spectio einen Blick auf die Liste, die ersten zehn waren Diener der Hölle und dann folgten ein paar Namen, die er noch nicht kannte. Zügig blätterte er die Seiten um, seinen Steckbrief würde er später lesen und lass sich durch, was den Unbekannten vorgeworfen wurde: „Umweltbeeinflussung, ungenehmigter Geschaffener, Harpyie erschaffen…“ Lachend schüttelte er den Kopf: „Ich hätte ja einen Drachen genommen… Ah, der ist gut. Fluch ausgesprochen, den will ich. Finde ihn.“ Ohne den Diener noch mal anzuschauen, reichte er ihm den Steckbrief und ging mit den restlichen aus der Eingangshalle hoch in seinen Turm. Satan würde ihn rufen, wenn er etwas wollte. Das tat er immer und Spectio hatte die Hölle damals am Laufen gehalten, unsicher ob der Fürst zurückkehren würde. Einige Zeit verging und fast hätte er aufgegeben zu warten. Doch dann tauchte er wieder auf, der Fürst der Finsternis. Auch war Spectio zu einem mächtigen Hexer geworden, die Kämpfe zwischen Hexern und Hexen vorangetrieben, sie aufgestachelt gegen das Hexerdreieck und sich mehrfach mit Tertius gemessen. Anfangs auch mit den anderen beiden, aber die hatte er seit Ewigkeiten nicht gesehen. Befremdlich, holzig, ein wenig wie eine frische Frühlingsbrise kroch der Geruch in Damons Nase. Oft rochen sie so, diese sogenannten Hexer und Hexen. Er sog den Geruch tief ein, zwischen den Tannen und Laubbäumen, eindeutig männlich, mindestens 30, vielleicht sogar schon fast 40 Jahre alt. Also kein junger Hüpfer, das war gut. Damon suchte nach jemanden mit Erfahrung, jemanden mit Antworten. Nachdem Damon auf die ersten Dämonen im Kampf mit den Dunkelmagiern und gegen die Lichtmagier begegnet war, hatte er mit einigen Dämonen gesprochen. Irgendwie musste er sie aus Satans Dienerschaft befreien. Eines der wenigen positiven Aspekte nach der Erschaffung der Fürsten Licht und Finsternis, war die Teleportation. Satan hatte es den Dämonen als Besonderheit verkauft, als Fähigkeit, die er ihnen gegeben hatte. Nach einigen Fehltritten und Schwierigkeiten hatte er sich aber diese Fähigkeit selbst beigebracht. Es war ein Teil der dunklen Magie über die jeder Dämon verfügte. Vermutlich hatte der Fürst der Finsternis es vereinfacht, anderes konnte Damon sich das nicht erklären. Eines blieb ihm dennoch verwehrt: Damon konnte sich nicht wie die anderen Dämonen in die Hölle teleportieren. Scheinbar musste man dafür Satan verpflichtet sein. Nichts was er anstrebte, abgesehen von ihm und Dimicatio waren alle Dämonen in der Hölle gelandet, sonst hätte Damon sicherlich ihn oder sie bereits angetroffen. Der Geruch wurde stärker und Damon konnte in der Ferne schon eine Person zwischen den Bäumen ausmachen. Sie erschufen Wesen, diese Hexer und sie konnten diese wieder auflösen. Vielleicht würde er so einen Weg finden seinen Fehler rückgängig zu machen. Damon sparte sich den restlichen Weg, jetzt wo er den Hexer sah und teleportierte sich direkt vor ihn. Erschrocken stolperte der Jaguar zurück, wurde jedoch von Damon am Fallen gehindert. Schnell hatte er den Arm des Hexers gepackt und zog ihn wieder zu sich heran: „Hier geblieben.“ Ängstlich blickte der bräunliche Kater in Damons rote Augen: „Ein Dämon… Hilfe!“ Sofort hielt Damon ihm mit der anderen Hand den Mund zu: „Wenn du schreist, werde ich ungemütlich. Ich habe nur ein paar Fragen, das ist alles. Der Hexer starrte Damon an, als hätte er ihm gerade gesagt, dass er ihn umbringen wollte. Langsam hob er die Hände und blickte im Augenwinkel zu den Bäumen. Knurrend packte Damon ihn am Kragen und schüttelte den Jaguar kräftig: „Lass deine Hände unten. Ich kenne eure kleinen Tricks.“ Zitternd schluckte der Hexer, nachdem Damon aufgehört hatte ihn durchzuschütteln: „Was wollt Ihr wissen?“ „Na endlich“, murrte Damon, obwohl die Erleichterung ihm anzumerken war, „Erzähl mir alles über eure Wesen. Wie entstehen die und vor allem, wie löst ihr sie wieder auf?“ Entschlossen schüttelte der Kater den Kopf: „Das verrate ich nicht. Niemals. Und wenn du mich tötest, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass ein Dämon das lernt. Ich gehe das Risiko nicht ein, dass du unsere Geschaffenen auflöst.“ Damon zog ihn am Kragen hinauf in die Luft, eine Kleinigkeit für einen Dämon: „Ich rede doch nicht von euren Wesen. Ich will Satan auflösen.“ Und Gabriel natürlich auch, aber das sagte Damon nicht. Aus irgendwelchen Gründen genoss Gabriel ein recht gutes Ansehen. „Satan?“, hackte er verwundert nach, „Wie soll das denn gehen? Er ist doch kein Geschaffener.“ Mit einem tiefen Atemzug, um sich selbst zu beruhigen, ließ Damon den Hexer herunter und begann ihm das zu erklären: „Da bin ich mir nicht so sicher. Ich war dabei, als Satan entstand, Satan und Gabriel entstanden. Die Dämonen kämpften um das Licht, einer schoss mit dunkler Magie darauf, also den Ursprung des Lichts. Es gab einen Knall und die beiden Fürsten standen vor ihnen. Sie sagten, dass er sie erschaffen hätte und sie an ihn gebunden sind. Ergibt das für euch Hexer Sinn?“ Natürlich wollte Damon nicht, dass sich überall herumsprach, dass ausgerechnet er die beiden erschaffen hatte. So schwer wie die Schuld lag, würde er sich selbst das niemals einfach verzeihen können. Da musste nicht noch jemand zusätzlich ihm die Schuld zuschieben. „Das klingt tatsächlich nach einem Geschaffenen-Meister-Verhältnis. Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten, haben sie noch mehr gesagt?“, überdachte der Hexer die Situation und war doch recht interessiert. Ehe Damon antwortete, überdachte er seine Worte genau, schließlich wollte er sich nicht verraten: „Sie sagten, dass sie sterben würden, wenn er auch er stirbt… Wieso eigentlich Meister? Dann müssten sie ja tun, was er sagt.“ „Nicht unbedingt. Nicht wenn sie einen Teil der Seele ihres Meisters haben, was sich sehr danach anhört. Dann sind sie ein Teil von dem Dämon und stehen auf gleicher Ebene oder eben darüber, wenn ich bedenke, wie viel Macht sie doch zu haben scheinen“, entgegnete der Hexer und schüttelte dann den Kopf, „Aber es bringt dir nichts zu wissen, wie es funktioniert. In dem Fall könnte nur der Meister selbst sie auslöschen.“ Knurrend begann Damon den Jaguar erneut durchzuschütteln: „Du verrätst mir das jetzt oder du bereust es!“ Nachdem Damon den Hexer einige Zeit eingeschüchtert hatte, erklärte dieser ihm, wie es vermutlich funktionieren würde. Man müsste Satan mit seiner größten Schwäche angreifen, seinen Körper zerstören und in dem Moment die Stelle seines Herzens durchbohren. Dort lag in den Fällen, die bekannt waren und das waren wirklich nicht viele, der Seelensplitter verborgen. Der Meister müsste sich dann den Seelensplitter zurück holen mit seiner Hexerei, ehe Satan seine eigene Seelengestalt angenommen hätte. Allerdings gab es nach Überlieferungen der östlichen Hexer nur einen Fall, wo das gelungen ist. Dieser ehemalige Meister nahm nicht nur seinen Seelensplitter zurück, sondern wurde auch zum Teil sein einiger Geschaffener. Da dieser wohl vor allem Fähigkeiten hatte, die mit Pflanzen zu tun hatten und auch selbst eine Art von Pflanzgeschaffener war, begann der einstige Meister jedes Frühjahr überall am Körper zu blühen und im Winter fühlte er sich schwach und müde. Wenn man sich vorstelle, dass Satan ein Teil von einem selbst werden würde… konnte man diese Kraft überhaupt kontrollieren, wenn all die Geschichten über ihn wahr waren? Damon stachelte das nur umso mehr an. Es klang wie eine Chance. Nicht nur, dass er dann seine Schuld begleichen konnte… er könnte der mächtigste Dämon überhaupt werden. Vielleicht hatte das Schicksal diesen Weg für ihn vorgesehen. „Bring mir die Hexerei bei“, forderte Damon schließlich, als er genug gehört hatte. Zwar war der Jaguar alles andere als begeistert und auch skeptisch, aber es blieb ihm nichts anders übrig. Damon fesselte dem Hexer die Hände auf den Rücken, mit Ketten aus dunkler Magie geschaffen und verschwand mit ihm in schwarzem Feuer auf den Kontinent Fidius, in den Contumax Dschungel. Er wollte ihn erst freilassen, wenn er alles über die Hexerei wusste und diese auch anwenden könnte. Nach einigen Stunden Konzentration und Einfühlen in die Natur, jammerte der Hexer über Durst und Hunger. Damon saß an eine Palme gelehnt, direkt gegenüber dem Baum, an dem er den Jaguar gekettet hatte: „Ich werde dir Wasser holen und mal sehen, ob sich was zu Essen findet.“ Die Hitze machte dem Hexer zu schaffen, er war nun mal kein Dämon und musste seinen Wasserverlust auch mit entsprechender Flüssigkeit wieder ausgleichen. „Wenn ich frei wäre, könnte ich…“, begann der Hexer zu erklären, doch Damon wollte nicht, dass er seine Kräfte nutzte. Es war viel zu riskant und sein neuer Lehrmeister wäre auf und davon. „Nein“, war die knappe Antwort, entschieden und eindeutig. Ohne ein weiteres Wort entfernte sich Damon von seinem Gefangenen und lief zum nahegelegenen Fluss. In dieser Gegend lebte niemand, also gab es auch keine Verbündeten, die ihn hätten befreien können. Zwischen all den Blättern der Bäume lugten immer wieder Sonnenstrahlen hindurch, hier und da krächzten oder sangen Vögel und das Surren der Insekten war deutlich in Damons Ohren zu vernehmen. Das Plätschern des Flusses wurde deutlicher und er erschuf eine tiefe Schale aus dunkler Magie, um Wasser zu schöpfen. Gerade als er sich herunter knien wollte, wurde er von einem grellen Licht geblendet. Diesen Geruch hätte Damon überall wiedererkannt, der Zorn brannte sich regelrecht in sein Inneres. Es war Gabriel. „Lass doch den armen Hexer laufen“, erklang seine Stimme, sanft und wirkte verständnisvoll, „Wie schwer du dich mit all dem tust, Damon. Denk an deine eigene Zukunft. Such dir eine Frau, bekomme Kinder, baue dir ein schönes Heim und genieße dein Leben.“ Knurrend und mit all der Wut, die sich in Damon angestaut hatte, blickte er Gabriel an, der nun wie damals vor ihm stand, auf der andere Seite des Ufers: „Beobachtest du mich etwa? Verschwinde! Ich werde dich und Satan vernichten, aber das weißt du und deswegen versuchst du mir meinen Hexer wegzunehmen. Aber das werde ich nicht zulassen, ihr habt genug Schaden angerichtet.“ Mit einigen Flügelschlägen erhob sich Gabriel in die Luft und flog zu Damon herüber auf die andere Seite. Skeptisch ging Damon einige Schritte zurück, um den Abstand zu wahren: „Komm mir nicht zu nahe“, er blickte dabei drohend zu ihm, „Ich werde all meine Kraft gegen dich nutzen, wenn es sein muss.“ Gabriel landete wieder, aber gewährte Damon den Abstand zwischen ihnen: „Du siehst immer das Schlechte in mir, ich habe dir noch nie etwas getan. Licht bringt vieles Gutes mit sich, wie Farben, Wärme und es beeinflusst die Stimmung positiv. Ich will dir nur helfen und bin keine Gefahr.“ „Sehe ich aus, als hätte ich positive Stimmung?“ knurrte Damon ihn an, wobei er ein Schwert aus dunkler Magie erscheinen ließ, „Ich will deine Ratschläge nicht, ich will dich nicht sehen. Verschwinde!“ Kurz darauf verschwand Gabriel in genauso grellem Licht, wie er gekommen war. Damon kniff die Augen zusammen und rieb sich die Nase: „Du stinkst, Gabriel!“ Wie eine frische Frühlingsbrise, das war alles was blieb und sicherlich gab es weitaus schlimmere Gerüche, aber Damon hasste es, weil er Gabriel verachtete. Nachdem Damon den Hexer mit Wasser und ein paar Bananen versorgt hatte, begann er sich erneut an den Baum gelehnt zu konzentrieren, lauschte auf alles um ihn herum. Leise murrte der Jaguar, nicht einmal essen und trinken konnte er alleine. Die ganze Zeit hatte Damon ihn gefüttert und das würde sicherlich noch Monate so gehen, denn Hexerei lernte man nicht mal eben nebenbei. Doch Damon war egal, wie lange es dauern würde, er hatte die Unsterblichkeit, alles war schon schiefgelaufen und diese Chance würde er nutzen. Tag um Tag kümmerte sich Damon um seinen Gefangenen, versuchte sich in den Einklang mit der Natur zu bringen, das zu spüren, was überall war und trainierte jeden Morgen zusätzlich seinen Körper. Nach zwei Wochen hatte er bereits die Naturmagie wahrgenommen, was er auch dem Umstand verdankte, dass Dämonen sowieso Naturverbunden lebten. Somit hatten sie von Anfang an eine gute Grundlage, die sie zu ihrer dunklen Magie nutzen könnten. Allerdings war sich dieser Naturmagie kein Dämon bewusst und wurde zuvor ausschließlich den Druiden für ihre Tränke zugeschrieben. Dennoch brauchte Damon weitere zwei Wochen, um die Hexerei in einem vernünftigen Maß zu lernen und anzuwenden. Es war immer lästiger geworden den Hexer mit Wasser und Nahrung zu versorgen, daher hatte Damon ihn nach den vier Wochen frei gelassen und machte für sich selbst weiter. Allem Anschein nach war Damon ein talentierter Hexer, der sich schnell in diese Art der Magie einfühlte. Grelles Licht kündigte Gabriel an, ehe Damon mit zusammen gekniffenen Augen den unbeliebten Besucher anblickte: „Du schon wieder.“ Die letzten Monate hatte Damon seine Hexerei immer weiter verbessert, seinen Körper fit gehalten und sich ausprobiert. Sein ständiger Begleiter, Gabriel, der immer wieder auftauchte. Er konnte es einfach nicht lassen und ermutigte Damon sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren, wie die Familiengründung. Als wenn ihn das jemals interessiert hätte, nicht einmal als Gabriel und Satan noch nicht existierten. Lächelnd lief Gabriel neben Damon her, der Boden unter ihren Füßen war weich und sandig. Sie befangen sich in der Suburra Wüste, Damons Heimat. Er kehrte immer wieder an diesen Ort zurück, es war wie ein Zuhause. Einen Moment lief Gabriel nur schweigend neben Damon her, ehe er lächelnd und mit sanfter Stimme das Wort ergriff: „Es macht mich wirklich traurig dich so zu sehen. Wenn es nur irgendwas gäbe, was ich für dich tun könnte.“ Wütend ballte Damon die Fäuste und hielt sich zurück nicht los zu schreien: „Willst du wissen, was du für mich tun kannst? Lass mich in Ruhe. Du bist nicht der Gute, du bist nicht die Hoffnung! Du bist ein Lügner. Wenn du immer weißt, wo ich bin, wenn du da warst, als die Sterblichen in Not waren, wo warst du dann, als die Dämonen dich brauchten? Nicht einen Finger hast du gerührt und ich sage dir auch warum, denn es hatte einfach keinen Nutzen für dich.“ „Ich verstehe“, gab Gabriel mit mitleidiger Stimme zurück, „Ich habe die Welt nicht ständig im Blick und niemals hätte ich gedacht, dass mein Bruder so etwas tun würde. Danach habe ich besser aufgepasst, aber du hast recht. Ich war für die Dämonen nicht da, das tut mir leid.“ Zähneknirschend beschleunigte Damon seine Schritte: „Du kannst mir erzählen, was du willst. Ich glaube dir nicht. Ich habe dich längst durchschaut.“ Da war sie, die Schicksalsquelle, das leise Plätschern des Wassers zwischen Gestein und der Geruch von Asche war unverkennbar. Sicherlich hätte er sich auch dort hin teleportieren können, aber es war ein heiliger Ort. Damon war den Weg gegangen, den er früher oft genommen hatte. Gabriel hatte aufgegeben ihm hinterher zu laufen, jedenfalls fürs Erste. Viele Dämonen hatten hier ihre letzte Ruhe gefunden mit der Feuerbestattung. Die Seele wurde so freigelassen, den Weg in die ewige Ruhe und vor weiteren Schaden durch andere Mächte bewahrt werden. Auch ihre Neugeborenen tauften sie dort, jeder Dämon hatte hier das erste Mal seinen Namen gehört. Aber neben diesen Dingen, kamen sie auch so zur Schicksalsquelle, hofften darauf besser ihren Schicksalsweg erkennen zu können und diesen zu erfüllen. Damon war allerdings aus keinem dieser Gründe hier und begann mit den Fingern in die Luft zu schreiben, wobei seine Hand schwarz- orange aufleuchtete: DENKEN GEFÜHLE PERSÖNLICHKEIT. Danach berührte er die Felsen der Schicksalsquelle, noch immer leuchtete seine Hand, konzentrierte sich, während Wassertropfen aus dem Wasser sich emporhoben. Sand und Erde fegten über den Boden, wie ein kleiner Wirbelwind und die Blätter der Bäume um ihn herum knisterten, fast wie ein Flüstern. Einige Zeit verweilte er so, ehe das Leuchten verschwand und alles um ihn herum sich beruhigt hatte: „Das ist sie, die vierte Erinnerung.“ Erschöpft ließ er sich neben die Quelle fallen und beobachtete eine Weile, wie das Wasser sich seinen Weg bahnte: „Nur noch eine, dann habe ich es geschafft.“ Seit einigen Tagen war Damon bereits dabei Erinnerungen mit Hilfe seiner Hexerei zu hinterlassen. Zwar hoffte er selbst diese niemals zu benötigen, aber er konnte nicht garantieren lang genug zu überleben, um Gabriel und Satan zu vernichten. Vielleicht würde er scheitern und sterben, dann würde seine Wiedergeburt es zu Ende bringen müssen. Sie waren für sein späteres Ich, all diese Erinnerungen. Bereits zuvor hatte er drei Erinnerungen platziert, an Orten die die Zeit überdauern würden und von Dämonen öfter besucht wurden. Die Erste war im Berg Patria, fast ganz oben auf der Spitze, sie würde für die Erinnerung an die Zeit vor Gabriel und Satan sorgen. Im Tempel der Elemente hatte Damon seine gesamte Lebensgeschichte hinterlassen, von frühster Kindheit bis zum Moment, wo er beschloss das Licht zu vernichten. Und im Moniturus Gebirge verbarg sich das Wissen über die Suche nach dem Ursprung des Lichts sowie die Entstehung der Fürsten und was diese danach alles angerichtet hatten. Das wichtigste Detail, wie man die beiden Fürsten auch wieder loswerden konnte, wollte Damon im Altaston Gebirge unterbringen. Natürlich mit allem Wissen über die Hexerei, sonst würde er wieder ganz von vorne anfangen müssen. „Ich glaube das war genug für heute“, meinte Damon zu sich selbst und wand dann den Blick zum Himmel, „Schaust du zu? Du kannst mich nicht aufhalten. Niemals.“ Beruhigt alle Erinnerungen hinterlassen zu haben, war Damon in die Wüste zurückgekehrt. Zufrieden blickte er in den Himmel, während er im heißen Sand lag. Dann schloss er die Augen, vernahm aber dennoch das grelle Licht, welches durch Gabriel verursacht wurde. Ein Schatten fiel auf Damons Gesicht, nachdem das Licht abgeklungen war. Ohne die Augen zu öffnen, wand sich Damon an ihn: „Da bist du ja wieder. Ich hatte mich schon gefragt, ob du aufgegeben hast.“ Wie immer klang Gabriels Stimme freundlich und verständnisvoll, als er antwortete: „Ich kann meine Aufmerksamkeit nicht nur dir widmen. Du wirkst heute sehr entspannt, das freut mich.“ „Als ob“, spottete Damon, „Aber wenn dich das so freut, Gabriel… wie wäre es, wenn du mir hilfst. Ich brauche Lichtmagie, um Satan zu vernichten, sogar recht viel, vermute ich. Löschen wir ihn zusammen aus, die Dämonen wären frei und du könntest beweisen, dass du kein Lügner bist und tatsächlich etwas unternimmst.“ Damon öffnete die Augen und blickte abwartend zu Gabriel. Wie immer lächelte er, wer wusste schon, was wirklich in ihm vorging: „Das habe ich bereits. Mit all der Kraft die mir zur Verfügung stand, habe ich eine Prophezeiung erschaffen. Aus der Ahnenreihe der Krähenmagier wird eines Tages ein Engelsmagier geboren, seine Lichtmagie wird meiner gleichen und auch der meiner Lichtengel. Zusammen werden wir Satan bezwingen und den Frieden wieder herstellen. Dein Plan ist viel zu riskant, Damon. Außerdem möchte ich meinen Bruder nur in seine Schranken weisen und ihn nicht töten. Er wird lernen, dass er so nicht mit anderen Wesen umgehen darf.“ Knurrend richtete sich Damon auf: „Ich wusste es. Die Dämonen sind dir egal. Natürlich, wir benutzen dunkle Magie und du bist ein Feigling. Was hast du schon zu verlieren? Ihr müsstet in derselben Sekunde aufhören zu existieren, wie wahrscheinlich ist das? Aber es bringt keinen Nutzen für dich und du befürchtest, dass ich Satans Kräfte erhalten könnte. Ist es nicht so?“ Gabriel lächelte und versuchte Damon zu beruhigen: „Mit einer Vermutung hast du recht, ich möchte dich nicht als Fürst der Finsternis. Vielleicht würde es den Dämonen erst einmal helfen, aber du bist dir der Verantwortung nicht bewusst und würdest diese Macht in ähnlicher Weise missbrauchen. Beginne endlich richtig zu leben, das wird deine Sicht auf die Dinge verändern. Überlasse mir Satan, versuche zu vertrauen.“ Verärgert richtete sich Damon ganz auf und stellte sich vor Gabriel: „Du unterschätzt mich.“ Damon verschwand dann in schwarzem Feuer und ließ Gabriel alleine in der Wüste stehen. Damon war zurück auf dem Kontinent Portunus, aus schwarzem Feuer tauchte er im sogenannten Steinwald auf. Dieser wurde von dem Carntane Gebirge durchzogen und hatte einen sehr steinigen Boden. Dennoch hatten sich widerständige Bäume durch den harten Boden gekämpft und wuchsen auf eine beachtliche Größe. Da der Boden nicht so viel Energie hergab, ragten die Baumkronen hoch in die Luft, dicht und robust, während darunter fast gar keine Äste zu finden waren und die Stämme relativ dünn blieben. Verärgert lief er zwischen den Bäumen entlang, achtete gar nicht so sehr auf seine Umgebung, wie er es sonst immer tat und knirschte mit den Zähnen: „Was regt es mich auf? Ich wusste es doch.“ Gedankenversunken setzte er seinen Weg fort. Sicherlich könnte er es auch ohne Gabriel schaffen, ohne Satans Körper zerstören zu müssen, schließlich war er sein Meister. Ein leises Seufzen entwich ihm und er blickte auf: „Ich sollte noch die neue Information hinterlassen.“ Es war ein geradezu perfekter Zufall, dass er unterbewusst zum Eingang einer Höhle am Fuße des Carntane Gebirges gelaufen war. Hier könnte er die neue Erinnerung hinterlegen und dann würde er sich an die Umsetzung seines Planes machen. Prophezeiung… als ob er darauf warten würde. Endlich war die Nacht hereingebrochen, auch wenn die Finsternis inzwischen einen bitteren Nachgeschmack bei Damon auslöste. Zurück in Suburra hatte er sich in den Rubidus Wald zurückgezogen und war auf dem Weg zu Dimicatio. Es war lange her, dass sie gesprochen hatten und vielleicht wäre er schon längst nicht mehr da. Damon gab sich keine Mühe sein Kommen zu verbergen, sodass Dimicatio schon früh seine Schritte und einiges Blätterraschen vernahm. Selbst als er ihn kommen sah, schwieg er und blickte ihn lediglich an. Damon brach das Schweigen, während die Spannung, aus den letzten Meinungsverschiedenheiten noch zu spüren war: „Du bist immer noch hier. Ich habe inzwischen mehr über Gabriel und Satan herausgefunden.“ „Tatsächlich?“ hackte Dimicatio skeptisch nach, „Bist du nur gekommen, um mir das mitzuteilen?“ Damon wusste, dass es keinen anderen gab, dem er das anvertrauen könnte. Ihre Meinungsverschiedenheiten aus der Vergangenheit waren nicht von Bedeutung. „Ich habe sie scheinbar unbewusst mit der sogenannten Hexerei erschaffen und kann sie auch wieder vernichten. Es wird nicht einfach und vielleicht scheitere ich. Deswegen habe ich das gelernt, habe meine Erinnerungen versteckt für mein späteres Ich und ich werde einen Dämon suchen, der mich herunter in die Hölle bringt“, erklärte Damon ihm in ernstem Ton, „Wenn du es für richtig hältst, wäre es eine Ehre, wenn du mit mir kommst. Mit deiner Lichtmagie kannst du Satan mehr Schaden zufügen, als ich mit meiner Dunkelmagie.“ Dimicatio war überrascht, schwieg einen Moment und seufzte: „Damon, ich hoffe sehr, dass es dir gelingt, aber ich kann nicht mit dir gehen. Mein Licht ist alles, was diese Wesen zurückhält, die Schatten. Es ist mein Schattentor und ich der Wächter. Die Welt wäre noch schlimmer dran, wenn diese Wesen wieder frei wären. Falls du stirbst und ich dein späteres Ich kennen lerne, werde ich ihm von den Erinnerungen erzählen.“ „Danke. Wenn ich Satan besiegt habe, werde ich mich um Gabriel kümmern. Wir sehen uns wieder, in diesem oder im nächsten Leben“, verabschiedete sich Damon. Lieber wäre es ihm gewesen, wenn Dimicatio mitgekommen wäre. So hätten seine Chancen vielleicht ein wenig besser ausgesehen. Aber wenn dieses Licht wirklich so wichtig war, würde er ihm das glauben. Er hätte damals schon auf ihn hören sollen, den Fehler würde er so nicht wiederholen. Die Sonne stand schon wieder hoch am Himmel. Um wirklich alle Kraftreserven nutzen zu können, hatte Damon die restliche Nacht geschlafen und war nun auf der Suche nach anderen Dämonen. Er brauchte jemanden, der ihn hinunter in die Hölle brachte. Bisher war er dabei nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Neben Wäldern und Bergen hatte er auch am Rande einiger Städte und Dörfer nach ihnen Ausschau gehalten. Zwar waren ihm ein paar vereinzelte kämpfende Dunkelmagier aufgefallen, aber denen traute er nicht über den Weg. Gerade war er wieder vor einem Dorf aufgetaucht und blickte sich um. Dort schien ein Kampf zu toben, deutlich hörte er das Kampfgebrüll, die Schmerzensschreie und Magiegeräusche aller Art. Als er das Knistern von Feuer vernahm, musste er ein wenig grinsen, denn das deutete auf einen Dämon hin. Mit Leichtigkeit sprang er auf eines der Häuserdächer und dann von Dach zu Dach zum Kampfgeschehen. Scheinbar dauerte dieser schon länger an, denn es gab einige Magier von beiden Seiten, die bereits am Boden lagen oder verletzt weiterkämpften. Obst, Gemüse, Brote und andere Lebensmittel waren auf dem Marktplatz verteilt, Holzüberreste brannten teilweise oder erinnerten an die einstigen Marktstände. Ohne sich weiter darum zu kümmern, sprang Damon herunter und zog einen der Dämonen aus dem Kampf beiseite: „Du musst mich runter in die Hölle bringen. Ich muss zu Satan.“ Etwas verwirrt blickte der Dämon ihn an, er brauchte einen Moment ehe er Damon erkannte: „Bist du nicht der Dämon, der damals Leute zur Sache nach dem Ursprung des Lichts zusammentrommelte?“ Daran hätte er sich wirklich nicht unbedingt erinnern müssen nach Damons Meinung, aber immerhin erkannte man ihn überhaupt: „Ja richtig. Ich gehöre nicht zu Satans Leuten, muss aber unbedingt in die Hölle. Bring mich dorthin, mehr will ich gar nicht.“ Der Dämon verdrehte die Augen, da er sich so überhaupt nicht vorstellen könnte, warum ein noch freier Dämon freiwillig in die Hölle wollte: „Wenn du unbedingt dein Leben verschlechtern willst. Mir soll es egal sein. Ich habe eh keine Lust mehr auf diesen Kampf.“ Sie verschwanden dann in schwarzem Feuer und tauchten vor dem Schloss des Fürsten der Finsternis wieder auf. Damons Blick ging zu dem dunklen Schloss vor ihm, die ganze Luft war voll Asche und Staub, entsprechend roch es dort auch. Man konnte sich kaum vorstellen, wie Dämonen sich an diesen Geruch gewöhnten. Die Hitze machte ihm nichts aus und auch die Dunkelheit gefiel Damon sogar regelrecht: „Wo finde ich Satan?“ „Du hast es wirklich eilig ins Unglück zu laufen“, antwortete der Dämon und zeigte in Richtung des Schlosses, „Über die Brücke beim Lavafluss, ins Schloss und von der Eingangshalle direkt durch das große Tor. Es ist gar nicht zu übersehen.“ Damon ging eiligen Schrittes los, sein gesamter Körper stand unter Anspannung. Schließlich hatte er nur einen einzigen Versuch. Tatsächlich war das Tor nicht zu übersehen und Damon hatte davor angehalten, versuchte einen Blick zu werfen ohne gleich hinein zu gehen. Alles was er jedoch erkennen konnte, war absolute Schwärze. Jeder Dämon konnte in der Finsternis sehen, aber der Raum erschien auf den ersten Blick leer. Vielleicht war Satan gar nicht da, dann könnte er ihn dort überraschen. Eine düstere Stimme erklang: „Komm herein, Damon.“ Niemals in all den Jahrhunderten hatte er diese Stimme vergessen es war Satan -. Knurrend und ziemlich angespannt betrat Damon den Thronsaal: „Zeig dich, Satan! Oder bist du so feige?“ Deutlich konnte Damon vernehmen, wie Satan sich in Bewegung setzte und Schritt für Schritt näherkam: „Du bist respektlos, knie nieder.“ Aufmerksam horchte Damon auf jede Bewegung, er brauchte sein dämonisches Gehör nun mehr als jemals zuvor: „Niemals, Satan. Ich bin nicht hier, um vor dir auf die Knie zu fallen.“ Kaum das Satan in den sichtbaren Bereich getreten war, streckte Damon seine Hand aus und entzündete ihn. Die Flammen erfassten Satan, brannten und flackerten um ihn, aber schienen ihm keinen Schaden zuzufügen. Es waren schwarze Flammen, erschaffen aus dunkler Dämonenmagie. Sie waren genauso sehr Finsternis wie Satan selbst und hatten daher eher eine angenehme Wirkung auf ihn. Satan lachte ihn aus und warf ihn mit einer schwarzen Magiewelle zurück. Damon knallte gegen die Wand neben dem Tor, blieb aber nicht liegen und stand knurrend wieder auf: „Das Lachen wird dir noch vergehen.“ Die Flammen wurden kleiner, als würden sie in Satan selbst verschwinden: „Ich hätte dich schon damals das Fürchten leeren sollen.“ Ein Schnauben war vom Fürsten zu hören: „Geh auf die Knie!“ Da Damon scheinbar kein echtes Licht mit seinen Flammen erzeugen konnte, blieb ihm nichts anders übrig, als es ohne die Zerstörung von Satans Körper zu versuchen. Knurrend stürzte sich Damon auf Satan und versuchte ihn mit der Hand an der Stelle seines Körpers zu berühren, wo normalerweise das Herz sein sollte. Der Fürst ließ ihn gar nicht so nah an sich herankommen. Mit einer erneuten Magiewelle wurde Damon erneut zurückgeschleudert, prallte erneut gegen die Wand und richtete sich trotz Schmerzen entschlossen wieder auf. Dieses Mal setzte Satan mit einer großen Magiekugel nach, Damon warf sich direkt wieder auf den Boden und entging so diesem erneuten Angriff. Der Knall, welcher durch den Aufprall der Magiekugel an der Wand verursacht wurde, war noch in größerem Radius des Thronsaales zu hören. Damon verschwand in schwarzem Flammen und tauchte direkt wieder vor Satan aus selbigen auf. Schnell legte er seine Hand auf Satans Brust, sie leuchteten in dunklem Orange auf. Damons gesamte Konzentration lag auf diesem Zauber, wobei er versuchte seinen Seelensplitter zu spüren. Wütend packte Satan ihn am Hals und hob Damon hoch in die Luft: „Wie kannst du es wagen?“ Der Fürst hatte gespürt, was Damon vorhatte, dass er nach seinem Seelensplitter suchte und damit seinen Zorn auf sich zogen. Langsam drückte er Damon die Kehle zu bis dieser erstickte. Kaum das Damon sich nicht mehr rührte, ließ Satan ihn fallen und lief zurück zu seinem Thon in die absolute Finsternis. Spectio war durch den Lärm zum Thronsaal gekommen und hatte das letzte Geschehen mitbekommen. Hatte dieser Dämon versucht Satan anzugreifen? Es hatte geradezu so gewirkt. Langsam lief er in den Thronsaal und verneigte sich vor Satan, der gerade wieder auf seinem Thron platzgenommen hatte: „Mein Fürst, darf ich fragen was geschehen ist? Es wirkte fast, als hätte er sich gegen euch aufgelehnt?“ „Darüber spreche ich nicht“, gab Satan knapp, aber nicht in verärgerten Ton zurück. Spectio beließ es erst einmal dabei, sicherlich würde er mit der Zeit mehr darüber in Erfahrung bringen. Denn das Satan dazu nicht mehr verraten wollte, deutete darauf, dass es etwas Wichtiges sein könnte. Am Boden lag der reglose Damon, während seine Seele nicht in der Hölle verweilen durfte. Seine Fähigkeit hatte ihn an seinen Geburtsort, der Suburra Wüste geschickt. Damon blickte in die Weite, körperlos und dazu verdammt zuzuschauen bis seine Zeit zur Widergeburt gekommen war.

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