Kapitel 1 - Hoffnungsschimmer Unglaublich wie viele Leute um diese Tageszeit auf den Straßen unterwegs waren. La Mare* stieg der verführerische Geruch von Gegrilltem in die Nase, welches ein hörbares Magenknurren zur Folge hatte. Seit Tagen hatte sie nichts mehr gegessen und der unangenehme Schmerz in ihrer Magengegend verdeutlichte ihr nur noch mehr, dass sie sich langsam mal etwas Essbares suchen sollte. Es war zwar nicht so, dass sie tatsächlich essen müsste, um zu überleben, aber es wäre um einiges angenehmer. Die Schlange am Imbiss sprach für sich. Es war später Nachmittag, die Leute kamen von der Arbeit und genehmigten sich erst einmal eine warme Mahlzeit auf dem Nachhauseweg. La Mare musste den Blick abwenden, das Wasser lief ihr im Munde zusammen. Was würde sie nur für ein Stücken Brot geben, aber stehlen wollte sie eigentlich auch nicht. In den letzten Jahren hatte sie schon einige Male aus der Not heraus etwas mitgehen lassen, dennoch viel es ihr deswegen nicht unbedingt leichter. Hinzu kam, dass sie von dem ewigen herum reisen müde und erschöpft war. Inzwischen war La Mare bereits neun Jahre alt und hatte nicht einmal einen winzigen Hinweis darauf bekommen, wo sie ihren Cousin finden könnte. Die Hoffnung war fast gänzlich verblasst und dennoch blickte sie sich auch jetzt nach Wölfen um, die vielleicht dem Teufel dienen könnten. Hektisch liefen die meisten Leute in der Straße herum, wollten möglichst schnell nach Hause und ihren Feierabend genießen. Im besten Fall hatten sie sogar eine Familie oder jemand Besonderen, der auf sie wartete. Das alles hatte La Mare nicht, weder Familie, noch ein Zuhause. Den Geruch von dem verführerischen Essen war verflogen, während sie sich langsam durch die Menge bewegt hatte. Immer weiter in dem Versuch sich an ihren winzigen Rest Hoffnung zu klammern. Jeder Wolf hatte sie spottend oder verwirrend angeblickt, als sie ihn nach dem Teufel fragte. Wie oft hatte man sie schon für verrückt gehalten und danach gefragt, wo denn ihre Eltern waren. Der Stich, der dabei durch ihr kleines Herz zog, war mindestens genauso schlimm, wie die Enttäuschung wieder keinen Erfolg gehabt zu haben. Zweifelnd setzte La Mare sich auf eine Stufe vor dem Eingang eines Hauses. Niemand beachtete sie, viel zu sehr waren sie mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. „Ich besorg‘ uns schon was“, hörte La Mare eine Stimme in der Menge, „Beschäftigt euch lieber mit der Frage, wie wir an ihn herankommen können.“ Die Stimme klang rau und ziemlich genervt. Neugierig blickte sie in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Nicht weit von ihr, nahe den Häusermauern, stand ein schwarzer Wolf mit dem Rücken zu La Mare gewandt. Sein Gesprächspartner war ein dunkler Luchs: „Wie stellst du dir das vor? Der verlässt so gut wie nie das Grundstück und rein kommen ist unmöglich.“ „Rede mit Mira* “, knurrte der Wolf unmissverständlich und wand sich von ihm ab. Auch der Luchs machte sich auf dem Weg, wobei er die entgegengesetzte Richtung einschlug. La Mare fragte sich, um was es wohl in dem Gespräch gegangen war, jedoch kam der Wolf bereits in ihre Richtung. Es wäre dumm sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen mit ihm zu sprechen, aber gleichzeitig machte sie sich auf die nächste blöde Bemerkung gefasst. Entschlossen stand La Mare auf und passte dabei den Wolf ab: „Entschuldigung.“ Wie es schien, war der Wolf so gar nicht damit einverstanden in seinem Vorhaben unterbrochen worden zu sein. Knurrend blickte er La Mare an: „Was ist?“ Mit einem tiefen Atemzug brachte La Mare die Sache hinter sich: „Das hört sich jetzt sicher verrückt an, aber dienst du dem Teufel?“ Der Blick des Wolfes veränderte sich und spiegelte Verwunderung sowie auch Interesse wieder. Er blickte La Mare von oben bis unten an, während sich La Mare bereits innerlich wappnete von ihm für verrückt erklärt zu werden. „Wer schickt dich?“ fragte der Wolf misstrauisch und ließ sie dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Überrascht blickte La Mare ihn an: „Wer mich schickt? Niemand. Warum sollte mich jemand schicken? Heißt das du dienst dem Teufel?“ Das kleine Körnchen Hoffnung leuchte innerlich auf, genauso wie die Angst sich in etwas zu verrennen. Statt einer Antwort drehte sich der Wolf genervt weg. So leicht ließ sich La Mare nicht ab wimmeln. Irgendetwas verbarg er und sie würde es herausfinden: „Hey! Warte! Du hast meine Frage nicht beantwortet. Dienst du dem Teufel?“ Erneut drehte er sich zu ihr herum, blickte sie an, jedoch war sein Blick alles andere als freundlich: „Möchtest du sterben?“ „Nein“, antwortete La Mare knapp und völlig unbeeindruckt, „Also?“ „Verschwinde!“ versuchte der Wolf deutlicher zu werden, „Nerv jemand anderen!“ Ehe La Mare weiter nach hacken konnte, entschloss er sich ihr doch eine Antwort zu geben, um dem Ganzen ein Ende zu setzen: „Ich diene dem Teufel. Zufrieden?“ Ihr Herz machte einen Sprung, sie konnte es kaum fassen. Sie hatte jemanden gefunden, der dem Teufel diente und das nach all den Jahren. Jetzt durfte sie diese Chance nicht verstreichen lassen, lächelnd hackte sie weiter nach: „Beherrschst du schwarze Magie? Heißt dein Vater Aposter* ?“ „Aposter!?“ schrie er fast. Endlich hatte La Mare seine volle Aufmerksamkeit erhalten, was auch immer ihm der Name sagte: „Warum suchst du denn nach ihm? Nach Aposters Sohn?“ „Ich suche meinen Cousin“, erklärte La Mare ihm, „Und das was ich weiß ist, dass er dem Teufel dient, über schwarze Magie verfügt und der Sohn von Aposter sein muss. Du kennst ihn, nicht wahr? Der Name sagt dir jedenfalls was." Ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit: „Tatsächlich? Dann sind wir wohl verwandt. Ich bin Lessus* und du bist?“ Fassungslos blickte La Mare ihn an, so lange hatte sie nach ihm gesucht. Ihr Lächeln wurde zu einem freudigen Strahlen, wobei sie sich selbst ermahnen musste ihn nicht gleich an zuspringen: „Wirklich? Ernsthaft? Du bist mein Cousin?“ Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, um ihn nicht gleich zu überrumpeln, dabei blickte sie strahlend zu ihm hoch. Eine Antwort war von ihm nicht mehr nötig: „Mein Name ist La Mare. Ich freue mich dich kennen zu lernen.“ Mit einem leichten Lächeln nahm er ihre Hand, die sie ihm anbot: „Freut mich ebenso. Du glaubst gar nicht, wie sehr. Ich war gerade auf dem Weg etwas zu Essen für mich und meine Freunde zu besorgen. Hast du Hunger?“ „Sehr sogar, mein Magen schmerzt bereits“, bestätigte La Mare und musste an den Imbiss denken mit den leckeren Gerüchen. Ein erneutes Magenknurren unterstützte ihre Antwort umso mehr. „Man hört es“, stellte er fest, ließ ihre Hand gar nicht erst los und zog sie mit, „Halte Schritt. Ich habe es eilig.“ Die vielen Passanten in der Straße waren ihm egal. Er beachtete sie gar nicht groß und wenn ihm jemand im Weg stand, wurde dieser unsanft beiseite gestoßen. Verwundert über die plötzliche Eile ließ La Mare sich mitziehen, wobei ihr sein Benehmen etwas missfiel: „Warum müssen wir uns denn so beeilen? Ich habe doch zuvor gesehen, wie du dich gerade erst verabschiedet hast. Solange können deine Freunde also noch gar nicht warten. Es ist ja nicht so, dass ich dich ewig aufgehalten hätte.“ „Wir haben heute noch etwas vor“, erklärte Lessus beiläufig, während er weiter lief, „Wir haben lange nicht mehr richtig gegessen, also habe ich trotzdem gesagt, dass ich mich darum kümmere. Also tue ich das auch. Mach dir keine Gedanken und hör einfach auf das, was ich dir sage. Später haben wir noch genug Zeit zum Reden.“ Erneut kam der Imbiss in Sicht und La Mare nahm den köstlichen Geruch von Gegrilltem auf, jedoch hatte Lessus nicht vor zum Imbiss zu gehen. Stattdessen blieb er wenige Meter weiter vor einem Lebensmittelgeschäft stehen und blickte La Mare ernst an: „Du bleibst hier und rührst dich keinen Millimeter vom Fleck, bis ich es dir sage.“ Familie hin oder her, so ließ La Mare nicht mit sich umspringen, sie hatte ihren eigenen Willen: „Nein, ich komme mit. Ich will bei dir bleiben.“ Einen Moment zögerte Lessus, gab dann aber seufzend nach: „Aber es läuft so ab, wie ich es will. Da gibt es keine Diskussion. Mach mir ja keinen Ärger.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog Lessus sie mit in den Laden. Ein „Okay“ schob La Mare noch währenddessen hinterher und ließ sich einfach mitziehen. Am Eingang standen rote Plastikkörbe mit dem Logo des Supermarktes darauf, welche man sich für den Einkauf nehmen konnte. Mit einem gezielten Griff hatte Lessus sich den obersten davon gekrallt und lief direkt an den Obst- und Gemüseständen vorbei. Erst bei der Brotauslage blieb er stehen, dabei gab er La Mares Hand frei. „Was brauchen wir alles?“, hinterfragte sie, um ihm ein wenig zur Hand gehen zu können. „Folge mir einfach zügig“, war seine sehr knappe Antwort. Zwei verschiedene Brote landeten in dem Korb, ehe er weiterging. „Du hast es wirklich eilig“, stellte La Mare fest, gleichzeitig folgte sie ihm, „Wenn du mir sagst, was wir brauchen, kann ich dir helfen. Dann sind wir noch schneller.“ „Das ist nicht nötig“, beharrte er weiter und ging von Regal zu Regal. Käse, Fisch und Wurst landeten als nächstes im Einkaufskorb. Indessen fragte sich La Mare, ob er genau wusste, was er wollte oder einfach das nächstbeste in den Korb warf. Zweiteres würde erklären, warum er keine genaueren Angaben machte und sich helfen ließ. Schnellen Schrittes lief er an den weiteren Regalen vorbei, bis sie zu den Getränken kamen. Auch hier hielt er sich nicht lange auf und packte ein paar Wasserflaschen ein: „Wir haben nun alles.“ Kurz darauf drehte er sich zu La Mare, ergriff erneut ihre Hand und schenkte ihr dabei ein Lächeln: „Keine Angst. Vertrau mir einfach." Bevor sie ihn fragen konnte, was er denn damit meinte, verschwanden sie in schwarzem Rauch und tauchten gemeinsam in einem Dorf namens Cultor auf. Es handelte sich um ein kleines Dorf, welches nur noch von wenigen Personen bewohnt wurde. Die Häuser waren teilweise heruntergekommen, fast schon nicht mehr bewohnbar. Nur hier und dort traf man mal auf eine Person, wobei sich schwer feststellen ließ, ob diese in einem der Häuser wohnte oder es sich um einen Obdachlosen handelte. Die Kleidung war lumpig und die Mimik sprach Bände. Glücklich war hier wohl niemand. Für Lessus und seine Freund war es jedoch das perfekte Versteck, um nicht aufzufallen. Dürr, oft genauso in Lumpen gekleidet und mit alten Narben übersehen, erregte man schnell aufsehen. Nur hier nicht. „Wo sind wir?“ hinterfragte La Mare, während sie sich um blickte. „In Cultor“, antwortete Lessus, „Wir sind gleich Zuhause.“ Er ging mit dem Plastikkorb in der Hand los, dabei lief er direkt auf ein Haus in der Straße zu. „Du hat kein Geld oder?“, stellte La Mare fest und folgte ihm indessen, „Das macht nichts. Ich habe auch keins. Irgendwie kommt man trotzdem zurecht.“ Der ehemalige Garten des Hauses deutete sich nur noch durch Holzüberreste des Zauns sowie dem modrigen Boden mit den toten Pflanzenteilen an. Als von Lessus keine Antwort kam, stellte La Mare weitere Fragen, um ein bisschen mehr über ihn zu erfahren: „Lebt ihr alle zusammen? Du und deine Freunde?“ „Ja“, antwortete er knapp und öffnete die Tür. Sie war nicht abgeschlossen und hing auch etwas schief: „Da wären wir.“ Ein Teil der Tür schabte auf dem Boden, diverse Kratzspuren ließen darauf schließen, dass es schon länger so war. Ein kurzer Flur führe direkt in das Wohnzimmer, wo neben dem Luchs von vorhin auch noch drei weitere Personen saßen. Die ganze Wohnung wirkte zerfallen, stellenweise hing die Tapete von der Wand. Die Möbel waren verschmutzt und stark beschädigt. Kurz nachdem Lessus das Zimmer zusammen mit La Mare betreten hatte, beugte sich eine rote Katze auf der alten Couch nach vorne. Durch die Bewegung war ein deutliches Knatschen der Sprungfedern zu hören: „Wen hast du uns denn da mitgebracht, Lessus? Als hätten wir nicht schon genug Mäuler zu stopfen! Hast du den Verstand verloren?“ Ihre Kleidung wirkte, wie bei allen Anwesenden, zerlumpt und ihre Ausstrahlung feindselig. Lessus stellte bewusst laut den Korb auf den Holztisch, der eh schon nur noch drei Beine hatte: „Das ist La Mare, meine Cousine. Sie wäre Aposters Nichte, wenn er noch lebte.“ Drohend wackelte der Tisch einen kurzen Augenblick, währenddessen Lessus sprach. Sein strenger Tonfall war deutlich heraus zu hören. Fragend blickte La Mare auf und lächelte die Anwesenden freundlich an: „Freut mich euch kennen zu lernen. Ihr seid…?“ Sie versuchte das Beste aus der Situation zu machen. Allem Anschein nach stellte sie für Lessus‘ Freunde ein Problem da, dabei könnte sie sich sicherlich nützlich machen. Nun lächelte die Katze sie freundlich an, es war nichts mehr von ihrem ersten strengen Tonfall zu spüren: „La Mare. Ich wusste gar nicht, dass unser lieber Lessus noch Verwandtschaft hat. Ich bin Mira , der Typ da auf dem Sessel ist Segrego* und die anderen beiden sind Puck* und Samir* .“ Der Luchs, welcher sich als Segrego herausgestellt hatte, nickte ihr zu, ehe er fragend zu Lessus blickte: „Wir sollten Teller holen.“ Ohne weiter darauf einzugehen, ging Lessus mit Segrego aus dem Zimmer und in die Küche, dort schloss Segrego die Tür hinter ihnen. Verwundert blickte La Mare den beiden hinterher. Neugierig wollte sie sich zur Küche begeben, wurde aber von Mira gleich abgelenkt: „Komm La Mare. Setz‘ dich. Du bist sicher völlig erschöpft. Lessus läuft dir jetzt nicht mehr weg.“ Lächelnd klopfte sie auf den freien Platz neben sich. Es wäre unhöflich gewesen abzulehnen, also folgte La Mare der Einladung und setzte sich neben Mira: „Warum haben sie die Tür hinter sich geschlossen? Gibt es etwas, was ich nicht wissen soll?“ „Ach nein“, beruhigte Mira sie sogleich, „du weißt doch, wie Männer so sind. Wahrscheinlich hat Segrego Angst vor Kindern.“ Lachend strich sie über La Mares Kopf: „Denk da gar nicht so viel drüber nach. Das bereitet einem nur Kopfschmerzen. Das Wichtigste ist doch, dass du dich mit Lessus verstehst. Vielleicht werden wir beide auch beste Freundinnen. Was hältst du davon?“ „Hm“, machte La Mare, während sie Richtung Küche blickte. Vielleicht machte sie sich wirklich unnötig Gedanken, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. „Vermutlich hast du recht und ich sollte mir den Kopf nicht weiter zerbrechen“, sagte La Mare mit einem Lächeln an Mira gewandt, jedoch war sie mit ihren Gedanken ganz wo anders. Es ließ ihr keine Ruhe, dass Lessus etwas verschwieg. Außerdem war Mira im ersten Moment überhaupt nicht erfreut über ihre Anwesenheit gewesen, im nächsten Moment aber total freundlich. Das passte alles nicht wirklich zusammen. Die beiden anderen im Raum äußerten sich gar nicht. Es schien ihnen ziemlich egal zu sein, dass nun ein junges Mädchen mit bei ihnen wohnte. Die Küchentür wurde auf geschwungen und Lessus kam eiligen Schrittes zurück ins Wohnzimmer, wo er einen Haufen Pappteller auf den Tisch fallen ließ: „Die Teller. Jetzt wird gegessen.“ „Das könntest du ein bisschen Liebevoller machen“, ermahnte ihn La Mare und griff nach den Tellern, um dann jedem einem zu reichen. Lessus riss ihn ihr praktisch aus der Hand und wirkte angespannt: „Beim nächsten Mal.“ Er setzte sich in den Sessel, in dem vorher Segrego gegessen hatte, nahm sich etwas Brot und Wurst und begann zu essen. Auch die anderen bedienten sich aus dem Einkaufskorb. Man hätte sicherlich mit wenigen Handgriffen eine etwas gemütlicher Atmosphäre schaffen können, aber scheinbar interessierte das niemanden. Segrego kam jetzt auch aus der Küche geschlendert. Da kein Platz mehr frei war, setzte er sich auf den Boden, um auch etwas zu sich zu nehmen. La Mare blickte durch die Runde, während sie es genoss endlich wieder etwas zu Essen zu bekommen: „Seit ihr alle Diener des Teufels?“ „Ehemalige“, antwortete Lessus knapp, „Wir möchten darüber nicht reden. Also bitte lass das Thema einfach sein.“ Besonders gesprächig war Lessus ja nicht gerade, jedoch würde La Mare sich nicht davon abhalten lassen, mehr über ihn heraus zu finden. Sie hatte ihn all die Jahre gesucht und ihrer Meinung nach das Recht dazu, mehr über ihre Familie sowie Lessus selbst zu erfahren: „Das verstehe ich. Es war sicher eine schwere Zeit für euch. Wie lange dienst du dem Teufel denn schon nicht mehr?“ Lessus trank noch einen langen, kräftigen Schluck aus einer der Wasserflaschen, ehe er hastig aufstand: „Ich habe noch etwas zu tun. Frag Mira solange aus. Ich bin bald zurück.“ „Lessus, warte“, wand La Mare ein, bevor er davon eilen konnte. Hatte sie irgendwas Falsches gesagt!? Das war nun wirklich nicht ihre Absicht gewesen. So konnte sie ihn doch nicht gehen lassen, vor allem wo sie ihn gerade erst gefunden hatte: „Kann ich nicht mitkommen?“ Knurrend schlug er ihr diesen Wunsch ab: „Nein! Auf keinen Fall. Sei brav und bleib bei Mira.“ Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, ging er davon. La Mare versuchte ihm nachzulaufen, jedoch hielt Mira sie am Arm fest: „Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Lessus ist bald wieder zurück.“ Verärgert blickte La Mare zu Mira, die noch immer ihren Arm festhielt: „Ich will aber bei Lessus bleiben. Lass mich los.“ „Er ist längst weg“, hielt Mira dagegen und versuchte es mit einem herzlichen Lächeln, „Du wolltest doch noch ein paar Fragen stellen.“ „Dann lass mich los“, wiederholte La Mare entschlossen. Seufzend ließ Mira ihren Arm los. Kaum geschehen, rannte La Mare auch schon den Flur entlang nach draußen. Lessus war bereits verschwunden. Enttäuscht murrte La Mare und lief zurück ins Haus. Warum war er nur so plötzlich gegangen!? Irgendetwas stimmte nicht, das bildete sie sich doch nicht nur ein. Mira nahm sie sogleich in Empfang, als sie wieder das Haus betrat und blickte sie viel sagend an: „Du bist ein ganz schön eigenwilliges Kind. Wenn Lessus mal seine Ruhe haben will, musst du ihn auch lassen. Meinst du nicht, dass es etwas viel für ihn ist, erfahren zu haben, dass er noch Verwandtschaft hat und sich jetzt um ein kleines Mädchen kümmern muss? Sei nicht so egoistisch.“ „Egoistisch?“, wiederholte La Mare fassungslos, „Ich will ihm helfen, für ihn da sein. Es bringt doch nichts, wenn er einfach verschwindet. Er muss mit mir reden. Wir sind doch eine Familie. Du weißt, wo er ist oder? Sag es mir! Bring mich zu ihm!“ Man konnte deutlich hören, wie Mira mit den Zähnen knirschte, ihr Lächeln war ebenfalls verschwunden: „Dir fehlt es wirklich an jeglicher Erziehung. Es ist jetzt Schluss mit dem Theater. Ich zeig dir dein Zimmer und du gehorchst endlich.“ „Du hast mir gar nichts zu sagen“, widersprach La Mare erneut, „Ich will zu Lessus!“ „Zieh ihr einfach eins drüber, dann hält sie die Klappe“, kam es jetzt von Segrego aus dem Wohnzimmer. La Mare dachte, sie höre nicht recht. Was hatte der Typ für ein Problem!? So behandelte man doch nicht die Cousine eines Freundes. Einen kurzen Moment erinnerte sie sich an Miras Worte, dass Segrego vielleicht Angst vor Kindern hatte, aber das war nicht wirklich eine Erklärung. „Was hat er für ein Problem? Was habt ihr alle für ein Problem? Wo ist Lessus? Gib mir endlich eine Antwort“, drängte La Mare weiter und hatte immer mehr das Gefühl, dass sie ganz schnell Lessus finden sollte. Einen Moment lang, schien Mira sich zu sammeln und ging dann einen Schritt näher zu La Mare, um ihr sanft über den Kopf zu streicheln: „Es tut mir Leid, ok? Wir sind alle etwas angespannt und haben normalerweise keinen Umgang mit Kindern. Nimm ein bisschen Rücksicht auf uns. Ich bin mir sicher, dass wir alle gut miteinander auskommen werden.“ „Segrego hat gerade vorgeschlagen mich zu schlagen. Kein Umgang mit Kindern hin oder her, das sagt man doch nicht einfach so“, entgegnete La Mare und blickte misstrauisch zu Mira. So sehr konnte sie sich gar nicht täuschen, es war alles zu seltsam hier. Die freundliche Fassade bröckelte nun ganz und Mira packte sie grob am Arm: „Ich zeige dir jetzt dein Zimmer.“ „Lass mich los“, protestierte La Mare, zugleich versuchte sie sich von Mira los zu reißen. Sie zerrte La Mare in ein kleines Zimmer, welches zu früheren Zeiten ein Kinderzimmer gewesen sein musste. Das Bett war auf einer Seite zusammengebrochen, somit hing die Matratze auf dieser Seite etwas heraus. Auf dem Boden lagen überall verstreut alte, kaputte Spielsachen und ein leeres Bücherregal drohte demnächst zusammen zu brechen. „Schluss mit lustig“, fuhr Mira sie zornig an und schubste sie auf das Bett, „Du hast zu hören auf das, was man dir sagt. Mit wem glaubst du es zu tun zu haben? Wir sind ehemalige Diener des Teufels und lassen uns nicht auf der Nase herumtanzen.“ „Mir doch egal, wer ihr seid. Du hast mir gar nichts zu sagen“, schoss La Mare zurück. Das musste sie sich ja nun wirklich nicht gefallen lassen. Sie wollte zu Lessus. Wieso hatte er sie so plötzlich allein gelassen!? Schon beim Essen wirkte er auf einmal unheimlich angespannt und das direkt nach dem er mit Segrego gesprochen hatte: „Ich will mit Segrego sprechen. Er ist schuld, dass Lessus gegangen ist. Da bin ich mir sicher.“ „Segrego!“, rief Mira nach ihm, „Komm her und hilf mir mit dem Biest!“ Wie hatte Mira sie gerade bezeichnet!? Jetzt reichte es La Mare aber endgültig: „Bei euch bleibe ich ganz sicher nicht! Wo ist Lessus?“ Mit Schwung sprang sie wieder aus dem Bett und wollte an Mira vorbei stürmen, wurde da aber von Segrego abgefangen: „Hier geblieben!“ Zappelnd und mit Tritten versuchte La Mare sich aus seinem Griff zu befreien: „Lass mich los! Was hast du zu Lessus gesagt? Wo ist er hin?“ Segrego hob sie hoch, nur um sie dann wieder auf das Bett zu befördern. Dort drückte er sie in die Matratze und hielt sie fest: „Klappe jetzt! Du machst mehr Ärger als ein übermütiger Hexer.“ „Mistkerl!“ knurrte La Mare und blickte zu Mira, die den beiden anderen im Wohnzimmer etwas zu rief: „Wir brauchen ein Seil! Beeilt euch!“ Was in aller Welt war hier los!? Erst überlegte sie, ob sie nicht ihre Flügel zur Hilfe nehmen sollte, um sich vor diesen Wahnsinnigen zu befreien. Dann entschied sie sich aber doch dagegen und wollte erst einmal abwarten, was das alles überhaupt zu bedeuten hatte. Sie hatten ja keine Ahnung zu was sie im Stande wäre und das war ihr Vorteil. Den sollte sie nicht so leichtsinnig verspielen. Knurrend versuchte sich La Mare gegen Segrego zu wehren. Puck und Samir kamen ins Zimmer, sie hatten jeder ein Seil dabei. „Mach es dir nicht so schwer“, wand sich Segrego an sie, während er sie weiter festhielt. Puck und Samir nahmen zuerst ihre Beine, drückten diese zusammen und verschnürten sie mit dem ersten Seil. „Nein! Hört auf damit! Warum fesselt ihr mich? Das wird Lessus nicht gefallen. Wenn er wiederkommt, könnt ihr was erleben!“ versuchte La Mare ihnen klar zu machen, während die beiden das Seil schmerzhaft eng um ihre Beine knoteten. Sobald ihre Beine gut verschnürt waren, drehe Segrego sie auf den Rücken und zog ihre Arme schmerzhaft nach hinten. „Du tust mir weh“, beklagte sich La Mare, hatte aber den weiteren Widerstand aufgegeben. Sie würde abwarten müssen, was weiter geschah. Nur so könnte sie herausfinden, was hier vor sich ging. Mira nahm Puck das andere Seil ab und knotete es um La Mares Handgelenke: „Hättest du von Anfang an gehört, wäre dir das vielleicht erspart geblieben.“ Mit einem Ruck zog Segrego sie hoch und setzte sie so auf das Bett, dass sie mit dem Rücken an der Wand lehnte: „Siehst du, ist doch viel besser so. Und jetzt spielst du Mäuschen. Ich will keinen Mucks hören, sonst hole ich ein Tuch und kneble dich. Wir verstehen uns doch.“ Grinsend blickte Mira zu La Mare und schien regelrecht erleichtert: „Und ich dachte schon, wir müssten die Show noch Stunden durchhalten.“ „Was für eine Show? Was meinst du damit?“, hackte La Mare nach ohne groß darüber nachzudenken. Knurrend wies Segrego sie zurecht: „Ich sagte doch, du sollst die Klappe halten oder willst du doch noch geknebelt werden?“ Wütend und mit zusammen gebissenen Zähnen, folgte La Mare seiner Anweisung. Es wäre wohl besser, wenn sie keine weitere Aufmerksamkeit auf sich zog. Sicherlich würde sie mehr Klarheit erhalten, wenn Lessus zurückkehrte.

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Teil 9 - Endlich gefunden
Engelsgeflüster Engelsgeflüster
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Engelsgeflüster - Teil 9 - Endlich gefunden

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Kapitel 1 - Hoffnungsschimmer Unglaublich wie viele Leute um diese Tageszeit auf den Straßen unterwegs waren. La Mare* stieg der verführerische Geruch von Gegrilltem in die Nase, welches ein hörbares Magenknurren zur Folge hatte. Seit Tagen hatte sie nichts mehr gegessen und der unangenehme Schmerz in ihrer Magengegend verdeutlichte ihr nur noch mehr, dass sie sich langsam mal etwas Essbares suchen sollte. Es war zwar nicht so, dass sie tatsächlich essen müsste, um zu überleben, aber es wäre um einiges angenehmer. Die Schlange am Imbiss sprach für sich. Es war später Nachmittag, die Leute kamen von der Arbeit und genehmigten sich erst einmal eine warme Mahlzeit auf dem Nachhauseweg. La Mare musste den Blick abwenden, das Wasser lief ihr im Munde zusammen. Was würde sie nur für ein Stücken Brot geben, aber stehlen wollte sie eigentlich auch nicht. In den letzten Jahren hatte sie schon einige Male aus der Not heraus etwas mitgehen lassen, dennoch viel es ihr deswegen nicht unbedingt leichter. Hinzu kam, dass sie von dem ewigen herum reisen müde und erschöpft war. Inzwischen war La Mare bereits neun Jahre alt und hatte nicht einmal einen winzigen Hinweis darauf bekommen, wo sie ihren Cousin finden könnte. Die Hoffnung war fast gänzlich verblasst und dennoch blickte sie sich auch jetzt nach Wölfen um, die vielleicht dem Teufel dienen könnten. Hektisch liefen die meisten Leute in der Straße herum, wollten möglichst schnell nach Hause und ihren Feierabend genießen. Im besten Fall hatten sie sogar eine Familie oder jemand Besonderen, der auf sie wartete. Das alles hatte La Mare nicht, weder Familie, noch ein Zuhause. Den Geruch von dem verführerischen Essen war verflogen, während sie sich langsam durch die Menge bewegt hatte. Immer weiter in dem Versuch sich an ihren winzigen Rest Hoffnung zu klammern. Jeder Wolf hatte sie spottend oder verwirrend angeblickt, als sie ihn nach dem Teufel fragte. Wie oft hatte man sie schon für verrückt gehalten und danach gefragt, wo denn ihre Eltern waren. Der Stich, der dabei durch ihr kleines Herz zog, war mindestens genauso schlimm, wie die Enttäuschung wieder keinen Erfolg gehabt zu haben. Zweifelnd setzte La Mare sich auf eine Stufe vor dem Eingang eines Hauses. Niemand beachtete sie, viel zu sehr waren sie mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. „Ich besorg‘ uns schon was“, hörte La Mare eine Stimme in der Menge, „Beschäftigt euch lieber mit der Frage, wie wir an ihn herankommen können.“ Die Stimme klang rau und ziemlich genervt. Neugierig blickte sie in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Nicht weit von ihr, nahe den Häusermauern, stand ein schwarzer Wolf mit dem Rücken zu La Mare gewandt. Sein Gesprächspartner war ein dunkler Luchs: „Wie stellst du dir das vor? Der verlässt so gut wie nie das Grundstück und rein kommen ist unmöglich.“ „Rede mit Mira* “, knurrte der Wolf unmissverständlich und wand sich von ihm ab. Auch der Luchs machte sich auf dem Weg, wobei er die entgegengesetzte Richtung einschlug. La Mare fragte sich, um was es wohl in dem Gespräch gegangen war, jedoch kam der Wolf bereits in ihre Richtung. Es wäre dumm sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen mit ihm zu sprechen, aber gleichzeitig machte sie sich auf die nächste blöde Bemerkung gefasst. Entschlossen stand La Mare auf und passte dabei den Wolf ab: „Entschuldigung.“ Wie es schien, war der Wolf so gar nicht damit einverstanden in seinem Vorhaben unterbrochen worden zu sein. Knurrend blickte er La Mare an: „Was ist?“ Mit einem tiefen Atemzug brachte La Mare die Sache hinter sich: „Das hört sich jetzt sicher verrückt an, aber dienst du dem Teufel?“ Der Blick des Wolfes veränderte sich und spiegelte Verwunderung sowie auch Interesse wieder. Er blickte La Mare von oben bis unten an, während sich La Mare bereits innerlich wappnete von ihm für verrückt erklärt zu werden. „Wer schickt dich?“ fragte der Wolf misstrauisch und ließ sie dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Überrascht blickte La Mare ihn an: „Wer mich schickt? Niemand. Warum sollte mich jemand schicken? Heißt das du dienst dem Teufel?“ Das kleine Körnchen Hoffnung leuchte innerlich auf, genauso wie die Angst sich in etwas zu verrennen. Statt einer Antwort drehte sich der Wolf genervt weg. So leicht ließ sich La Mare nicht ab wimmeln. Irgendetwas verbarg er und sie würde es herausfinden: „Hey! Warte! Du hast meine Frage nicht beantwortet. Dienst du dem Teufel?“ Erneut drehte er sich zu ihr herum, blickte sie an, jedoch war sein Blick alles andere als freundlich: „Möchtest du sterben?“ „Nein“, antwortete La Mare knapp und völlig unbeeindruckt, „Also?“ „Verschwinde!“ versuchte der Wolf deutlicher zu werden, „Nerv jemand anderen!“ Ehe La Mare weiter nach hacken konnte, entschloss er sich ihr doch eine Antwort zu geben, um dem Ganzen ein Ende zu setzen: „Ich diene dem Teufel. Zufrieden?“ Ihr Herz machte einen Sprung, sie konnte es kaum fassen. Sie hatte jemanden gefunden, der dem Teufel diente und das nach all den Jahren. Jetzt durfte sie diese Chance nicht verstreichen lassen, lächelnd hackte sie weiter nach: „Beherrschst du schwarze Magie? Heißt dein Vater Aposter* ?“ „Aposter!?“ schrie er fast. Endlich hatte La Mare seine volle Aufmerksamkeit erhalten, was auch immer ihm der Name sagte: „Warum suchst du denn nach ihm? Nach Aposters Sohn?“ „Ich suche meinen Cousin“, erklärte La Mare ihm, „Und das was ich weiß ist, dass er dem Teufel dient, über schwarze Magie verfügt und der Sohn von Aposter sein muss. Du kennst ihn, nicht wahr? Der Name sagt dir jedenfalls was." Ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit: „Tatsächlich? Dann sind wir wohl verwandt. Ich bin Lessus* und du bist?“ Fassungslos blickte La Mare ihn an, so lange hatte sie nach ihm gesucht. Ihr Lächeln wurde zu einem freudigen Strahlen, wobei sie sich selbst ermahnen musste ihn nicht gleich an zuspringen: „Wirklich? Ernsthaft? Du bist mein Cousin?“ Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, um ihn nicht gleich zu überrumpeln, dabei blickte sie strahlend zu ihm hoch. Eine Antwort war von ihm nicht mehr nötig: „Mein Name ist La Mare. Ich freue mich dich kennen zu lernen.“ Mit einem leichten Lächeln nahm er ihre Hand, die sie ihm anbot: „Freut mich ebenso. Du glaubst gar nicht, wie sehr. Ich war gerade auf dem Weg etwas zu Essen für mich und meine Freunde zu besorgen. Hast du Hunger?“ „Sehr sogar, mein Magen schmerzt bereits“, bestätigte La Mare und musste an den Imbiss denken mit den leckeren Gerüchen. Ein erneutes Magenknurren unterstützte ihre Antwort umso mehr. „Man hört es“, stellte er fest, ließ ihre Hand gar nicht erst los und zog sie mit, „Halte Schritt. Ich habe es eilig.“ Die vielen Passanten in der Straße waren ihm egal. Er beachtete sie gar nicht groß und wenn ihm jemand im Weg stand, wurde dieser unsanft beiseite gestoßen. Verwundert über die plötzliche Eile ließ La Mare sich mitziehen, wobei ihr sein Benehmen etwas missfiel: „Warum müssen wir uns denn so beeilen? Ich habe doch zuvor gesehen, wie du dich gerade erst verabschiedet hast. Solange können deine Freunde also noch gar nicht warten. Es ist ja nicht so, dass ich dich ewig aufgehalten hätte.“ „Wir haben heute noch etwas vor“, erklärte Lessus beiläufig, während er weiter lief, „Wir haben lange nicht mehr richtig gegessen, also habe ich trotzdem gesagt, dass ich mich darum kümmere. Also tue ich das auch. Mach dir keine Gedanken und hör einfach auf das, was ich dir sage. Später haben wir noch genug Zeit zum Reden.“ Erneut kam der Imbiss in Sicht und La Mare nahm den köstlichen Geruch von Gegrilltem auf, jedoch hatte Lessus nicht vor zum Imbiss zu gehen. Stattdessen blieb er wenige Meter weiter vor einem Lebensmittelgeschäft stehen und blickte La Mare ernst an: „Du bleibst hier und rührst dich keinen Millimeter vom Fleck, bis ich es dir sage.“ Familie hin oder her, so ließ La Mare nicht mit sich umspringen, sie hatte ihren eigenen Willen: „Nein, ich komme mit. Ich will bei dir bleiben.“ Einen Moment zögerte Lessus, gab dann aber seufzend nach: „Aber es läuft so ab, wie ich es will. Da gibt es keine Diskussion. Mach mir ja keinen Ärger.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog Lessus sie mit in den Laden. Ein „Okay“ schob La Mare noch währenddessen hinterher und ließ sich einfach mitziehen. Am Eingang standen rote Plastikkörbe mit dem Logo des Supermarktes darauf, welche man sich für den Einkauf nehmen konnte. Mit einem gezielten Griff hatte Lessus sich den obersten davon gekrallt und lief direkt an den Obst- und Gemüseständen vorbei. Erst bei der Brotauslage blieb er stehen, dabei gab er La Mares Hand frei. „Was brauchen wir alles?“, hinterfragte sie, um ihm ein wenig zur Hand gehen zu können. „Folge mir einfach zügig“, war seine sehr knappe Antwort. Zwei verschiedene Brote landeten in dem Korb, ehe er weiterging. „Du hast es wirklich eilig“, stellte La Mare fest, gleichzeitig folgte sie ihm, „Wenn du mir sagst, was wir brauchen, kann ich dir helfen. Dann sind wir noch schneller.“ „Das ist nicht nötig“, beharrte er weiter und ging von Regal zu Regal. Käse, Fisch und Wurst landeten als nächstes im Einkaufskorb. Indessen fragte sich La Mare, ob er genau wusste, was er wollte oder einfach das nächstbeste in den Korb warf. Zweiteres würde erklären, warum er keine genaueren Angaben machte und sich helfen ließ. Schnellen Schrittes lief er an den weiteren Regalen vorbei, bis sie zu den Getränken kamen. Auch hier hielt er sich nicht lange auf und packte ein paar Wasserflaschen ein: „Wir haben nun alles.“ Kurz darauf drehte er sich zu La Mare, ergriff erneut ihre Hand und schenkte ihr dabei ein Lächeln: „Keine Angst. Vertrau mir einfach." Bevor sie ihn fragen konnte, was er denn damit meinte, verschwanden sie in schwarzem Rauch und tauchten gemeinsam in einem Dorf namens Cultor auf. Es handelte sich um ein kleines Dorf, welches nur noch von wenigen Personen bewohnt wurde. Die Häuser waren teilweise heruntergekommen, fast schon nicht mehr bewohnbar. Nur hier und dort traf man mal auf eine Person, wobei sich schwer feststellen ließ, ob diese in einem der Häuser wohnte oder es sich um einen Obdachlosen handelte. Die Kleidung war lumpig und die Mimik sprach Bände. Glücklich war hier wohl niemand. Für Lessus und seine Freund war es jedoch das perfekte Versteck, um nicht aufzufallen. Dürr, oft genauso in Lumpen gekleidet und mit alten Narben übersehen, erregte man schnell aufsehen. Nur hier nicht. „Wo sind wir?“ hinterfragte La Mare, während sie sich um blickte. „In Cultor“, antwortete Lessus, „Wir sind gleich Zuhause.“ Er ging mit dem Plastikkorb in der Hand los, dabei lief er direkt auf ein Haus in der Straße zu. „Du hat kein Geld oder?“, stellte La Mare fest und folgte ihm indessen, „Das macht nichts. Ich habe auch keins. Irgendwie kommt man trotzdem zurecht.“ Der ehemalige Garten des Hauses deutete sich nur noch durch Holzüberreste des Zauns sowie dem modrigen Boden mit den toten Pflanzenteilen an. Als von Lessus keine Antwort kam, stellte La Mare weitere Fragen, um ein bisschen mehr über ihn zu erfahren: „Lebt ihr alle zusammen? Du und deine Freunde?“ „Ja“, antwortete er knapp und öffnete die Tür. Sie war nicht abgeschlossen und hing auch etwas schief: „Da wären wir.“ Ein Teil der Tür schabte auf dem Boden, diverse Kratzspuren ließen darauf schließen, dass es schon länger so war. Ein kurzer Flur führe direkt in das Wohnzimmer, wo neben dem Luchs von vorhin auch noch drei weitere Personen saßen. Die ganze Wohnung wirkte zerfallen, stellenweise hing die Tapete von der Wand. Die Möbel waren verschmutzt und stark beschädigt. Kurz nachdem Lessus das Zimmer zusammen mit La Mare betreten hatte, beugte sich eine rote Katze auf der alten Couch nach vorne. Durch die Bewegung war ein deutliches Knatschen der Sprungfedern zu hören: „Wen hast du uns denn da mitgebracht, Lessus? Als hätten wir nicht schon genug Mäuler zu stopfen! Hast du den Verstand verloren?“ Ihre Kleidung wirkte, wie bei allen Anwesenden, zerlumpt und ihre Ausstrahlung feindselig. Lessus stellte bewusst laut den Korb auf den Holztisch, der eh schon nur noch drei Beine hatte: „Das ist La Mare, meine Cousine. Sie wäre Aposters Nichte, wenn er noch lebte.“ Drohend wackelte der Tisch einen kurzen Augenblick, währenddessen Lessus sprach. Sein strenger Tonfall war deutlich heraus zu hören. Fragend blickte La Mare auf und lächelte die Anwesenden freundlich an: „Freut mich euch kennen zu lernen. Ihr seid…?“ Sie versuchte das Beste aus der Situation zu machen. Allem Anschein nach stellte sie für Lessus‘ Freunde ein Problem da, dabei könnte sie sich sicherlich nützlich machen. Nun lächelte die Katze sie freundlich an, es war nichts mehr von ihrem ersten strengen Tonfall zu spüren: „La Mare. Ich wusste gar nicht, dass unser lieber Lessus noch Verwandtschaft hat. Ich bin Mira , der Typ da auf dem Sessel ist Segrego* und die anderen beiden sind Puck* und Samir* .“ Der Luchs, welcher sich als Segrego herausgestellt hatte, nickte ihr zu, ehe er fragend zu Lessus blickte: „Wir sollten Teller holen.“ Ohne weiter darauf einzugehen, ging Lessus mit Segrego aus dem Zimmer und in die Küche, dort schloss Segrego die Tür hinter ihnen. Verwundert blickte La Mare den beiden hinterher. Neugierig wollte sie sich zur Küche begeben, wurde aber von Mira gleich abgelenkt: „Komm La Mare. Setz‘ dich. Du bist sicher völlig erschöpft. Lessus läuft dir jetzt nicht mehr weg.“ Lächelnd klopfte sie auf den freien Platz neben sich. Es wäre unhöflich gewesen abzulehnen, also folgte La Mare der Einladung und setzte sich neben Mira: „Warum haben sie die Tür hinter sich geschlossen? Gibt es etwas, was ich nicht wissen soll?“ „Ach nein“, beruhigte Mira sie sogleich, „du weißt doch, wie Männer so sind. Wahrscheinlich hat Segrego Angst vor Kindern.“ Lachend strich sie über La Mares Kopf: „Denk da gar nicht so viel drüber nach. Das bereitet einem nur Kopfschmerzen. Das Wichtigste ist doch, dass du dich mit Lessus verstehst. Vielleicht werden wir beide auch beste Freundinnen. Was hältst du davon?“ „Hm“, machte La Mare, während sie Richtung Küche blickte. Vielleicht machte sie sich wirklich unnötig Gedanken, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. „Vermutlich hast du recht und ich sollte mir den Kopf nicht weiter zerbrechen“, sagte La Mare mit einem Lächeln an Mira gewandt, jedoch war sie mit ihren Gedanken ganz wo anders. Es ließ ihr keine Ruhe, dass Lessus etwas verschwieg. Außerdem war Mira im ersten Moment überhaupt nicht erfreut über ihre Anwesenheit gewesen, im nächsten Moment aber total freundlich. Das passte alles nicht wirklich zusammen. Die beiden anderen im Raum äußerten sich gar nicht. Es schien ihnen ziemlich egal zu sein, dass nun ein junges Mädchen mit bei ihnen wohnte. Die Küchentür wurde auf geschwungen und Lessus kam eiligen Schrittes zurück ins Wohnzimmer, wo er einen Haufen Pappteller auf den Tisch fallen ließ: „Die Teller. Jetzt wird gegessen.“ „Das könntest du ein bisschen Liebevoller machen“, ermahnte ihn La Mare und griff nach den Tellern, um dann jedem einem zu reichen. Lessus riss ihn ihr praktisch aus der Hand und wirkte angespannt: „Beim nächsten Mal.“ Er setzte sich in den Sessel, in dem vorher Segrego gegessen hatte, nahm sich etwas Brot und Wurst und begann zu essen. Auch die anderen bedienten sich aus dem Einkaufskorb. Man hätte sicherlich mit wenigen Handgriffen eine etwas gemütlicher Atmosphäre schaffen können, aber scheinbar interessierte das niemanden. Segrego kam jetzt auch aus der Küche geschlendert. Da kein Platz mehr frei war, setzte er sich auf den Boden, um auch etwas zu sich zu nehmen. La Mare blickte durch die Runde, während sie es genoss endlich wieder etwas zu Essen zu bekommen: „Seit ihr alle Diener des Teufels?“ „Ehemalige“, antwortete Lessus knapp, „Wir möchten darüber nicht reden. Also bitte lass das Thema einfach sein.“ Besonders gesprächig war Lessus ja nicht gerade, jedoch würde La Mare sich nicht davon abhalten lassen, mehr über ihn heraus zu finden. Sie hatte ihn all die Jahre gesucht und ihrer Meinung nach das Recht dazu, mehr über ihre Familie sowie Lessus selbst zu erfahren: „Das verstehe ich. Es war sicher eine schwere Zeit für euch. Wie lange dienst du dem Teufel denn schon nicht mehr?“ Lessus trank noch einen langen, kräftigen Schluck aus einer der Wasserflaschen, ehe er hastig aufstand: „Ich habe noch etwas zu tun. Frag Mira solange aus. Ich bin bald zurück.“ „Lessus, warte“, wand La Mare ein, bevor er davon eilen konnte. Hatte sie irgendwas Falsches gesagt!? Das war nun wirklich nicht ihre Absicht gewesen. So konnte sie ihn doch nicht gehen lassen, vor allem wo sie ihn gerade erst gefunden hatte: „Kann ich nicht mitkommen?“ Knurrend schlug er ihr diesen Wunsch ab: „Nein! Auf keinen Fall. Sei brav und bleib bei Mira.“ Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, ging er davon. La Mare versuchte ihm nachzulaufen, jedoch hielt Mira sie am Arm fest: „Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Lessus ist bald wieder zurück.“ Verärgert blickte La Mare zu Mira, die noch immer ihren Arm festhielt: „Ich will aber bei Lessus bleiben. Lass mich los.“ „Er ist längst weg“, hielt Mira dagegen und versuchte es mit einem herzlichen Lächeln, „Du wolltest doch noch ein paar Fragen stellen.“ „Dann lass mich los“, wiederholte La Mare entschlossen. Seufzend ließ Mira ihren Arm los. Kaum geschehen, rannte La Mare auch schon den Flur entlang nach draußen. Lessus war bereits verschwunden. Enttäuscht murrte La Mare und lief zurück ins Haus. Warum war er nur so plötzlich gegangen!? Irgendetwas stimmte nicht, das bildete sie sich doch nicht nur ein. Mira nahm sie sogleich in Empfang, als sie wieder das Haus betrat und blickte sie viel sagend an: „Du bist ein ganz schön eigenwilliges Kind. Wenn Lessus mal seine Ruhe haben will, musst du ihn auch lassen. Meinst du nicht, dass es etwas viel für ihn ist, erfahren zu haben, dass er noch Verwandtschaft hat und sich jetzt um ein kleines Mädchen kümmern muss? Sei nicht so egoistisch.“ „Egoistisch?“, wiederholte La Mare fassungslos, „Ich will ihm helfen, für ihn da sein. Es bringt doch nichts, wenn er einfach verschwindet. Er muss mit mir reden. Wir sind doch eine Familie. Du weißt, wo er ist oder? Sag es mir! Bring mich zu ihm!“ Man konnte deutlich hören, wie Mira mit den Zähnen knirschte, ihr Lächeln war ebenfalls verschwunden: „Dir fehlt es wirklich an jeglicher Erziehung. Es ist jetzt Schluss mit dem Theater. Ich zeig dir dein Zimmer und du gehorchst endlich.“ „Du hast mir gar nichts zu sagen“, widersprach La Mare erneut, „Ich will zu Lessus!“ „Zieh ihr einfach eins drüber, dann hält sie die Klappe“, kam es jetzt von Segrego aus dem Wohnzimmer. La Mare dachte, sie höre nicht recht. Was hatte der Typ für ein Problem!? So behandelte man doch nicht die Cousine eines Freundes. Einen kurzen Moment erinnerte sie sich an Miras Worte, dass Segrego vielleicht Angst vor Kindern hatte, aber das war nicht wirklich eine Erklärung. „Was hat er für ein Problem? Was habt ihr alle für ein Problem? Wo ist Lessus? Gib mir endlich eine Antwort“, drängte La Mare weiter und hatte immer mehr das Gefühl, dass sie ganz schnell Lessus finden sollte. Einen Moment lang, schien Mira sich zu sammeln und ging dann einen Schritt näher zu La Mare, um ihr sanft über den Kopf zu streicheln: „Es tut mir Leid, ok? Wir sind alle etwas angespannt und haben normalerweise keinen Umgang mit Kindern. Nimm ein bisschen Rücksicht auf uns. Ich bin mir sicher, dass wir alle gut miteinander auskommen werden.“ „Segrego hat gerade vorgeschlagen mich zu schlagen. Kein Umgang mit Kindern hin oder her, das sagt man doch nicht einfach so“, entgegnete La Mare und blickte misstrauisch zu Mira. So sehr konnte sie sich gar nicht täuschen, es war alles zu seltsam hier. Die freundliche Fassade bröckelte nun ganz und Mira packte sie grob am Arm: „Ich zeige dir jetzt dein Zimmer.“ „Lass mich los“, protestierte La Mare, zugleich versuchte sie sich von Mira los zu reißen. Sie zerrte La Mare in ein kleines Zimmer, welches zu früheren Zeiten ein Kinderzimmer gewesen sein musste. Das Bett war auf einer Seite zusammengebrochen, somit hing die Matratze auf dieser Seite etwas heraus. Auf dem Boden lagen überall verstreut alte, kaputte Spielsachen und ein leeres Bücherregal drohte demnächst zusammen zu brechen. „Schluss mit lustig“, fuhr Mira sie zornig an und schubste sie auf das Bett, „Du hast zu hören auf das, was man dir sagt. Mit wem glaubst du es zu tun zu haben? Wir sind ehemalige Diener des Teufels und lassen uns nicht auf der Nase herumtanzen.“ „Mir doch egal, wer ihr seid. Du hast mir gar nichts zu sagen“, schoss La Mare zurück. Das musste sie sich ja nun wirklich nicht gefallen lassen. Sie wollte zu Lessus. Wieso hatte er sie so plötzlich allein gelassen!? Schon beim Essen wirkte er auf einmal unheimlich angespannt und das direkt nach dem er mit Segrego gesprochen hatte: „Ich will mit Segrego sprechen. Er ist schuld, dass Lessus gegangen ist. Da bin ich mir sicher.“ „Segrego!“, rief Mira nach ihm, „Komm her und hilf mir mit dem Biest!“ Wie hatte Mira sie gerade bezeichnet!? Jetzt reichte es La Mare aber endgültig: „Bei euch bleibe ich ganz sicher nicht! Wo ist Lessus?“ Mit Schwung sprang sie wieder aus dem Bett und wollte an Mira vorbei stürmen, wurde da aber von Segrego abgefangen: „Hier geblieben!“ Zappelnd und mit Tritten versuchte La Mare sich aus seinem Griff zu befreien: „Lass mich los! Was hast du zu Lessus gesagt? Wo ist er hin?“ Segrego hob sie hoch, nur um sie dann wieder auf das Bett zu befördern. Dort drückte er sie in die Matratze und hielt sie fest: „Klappe jetzt! Du machst mehr Ärger als ein übermütiger Hexer.“ „Mistkerl!“ knurrte La Mare und blickte zu Mira, die den beiden anderen im Wohnzimmer etwas zu rief: „Wir brauchen ein Seil! Beeilt euch!“ Was in aller Welt war hier los!? Erst überlegte sie, ob sie nicht ihre Flügel zur Hilfe nehmen sollte, um sich vor diesen Wahnsinnigen zu befreien. Dann entschied sie sich aber doch dagegen und wollte erst einmal abwarten, was das alles überhaupt zu bedeuten hatte. Sie hatten ja keine Ahnung zu was sie im Stande wäre und das war ihr Vorteil. Den sollte sie nicht so leichtsinnig verspielen. Knurrend versuchte sich La Mare gegen Segrego zu wehren. Puck und Samir kamen ins Zimmer, sie hatten jeder ein Seil dabei. „Mach es dir nicht so schwer“, wand sich Segrego an sie, während er sie weiter festhielt. Puck und Samir nahmen zuerst ihre Beine, drückten diese zusammen und verschnürten sie mit dem ersten Seil. „Nein! Hört auf damit! Warum fesselt ihr mich? Das wird Lessus nicht gefallen. Wenn er wiederkommt, könnt ihr was erleben!“ versuchte La Mare ihnen klar zu machen, während die beiden das Seil schmerzhaft eng um ihre Beine knoteten. Sobald ihre Beine gut verschnürt waren, drehe Segrego sie auf den Rücken und zog ihre Arme schmerzhaft nach hinten. „Du tust mir weh“, beklagte sich La Mare, hatte aber den weiteren Widerstand aufgegeben. Sie würde abwarten müssen, was weiter geschah. Nur so könnte sie herausfinden, was hier vor sich ging. Mira nahm Puck das andere Seil ab und knotete es um La Mares Handgelenke: „Hättest du von Anfang an gehört, wäre dir das vielleicht erspart geblieben.“ Mit einem Ruck zog Segrego sie hoch und setzte sie so auf das Bett, dass sie mit dem Rücken an der Wand lehnte: „Siehst du, ist doch viel besser so. Und jetzt spielst du Mäuschen. Ich will keinen Mucks hören, sonst hole ich ein Tuch und kneble dich. Wir verstehen uns doch.“ Grinsend blickte Mira zu La Mare und schien regelrecht erleichtert: „Und ich dachte schon, wir müssten die Show noch Stunden durchhalten.“ „Was für eine Show? Was meinst du damit?“, hackte La Mare nach ohne groß darüber nachzudenken. Knurrend wies Segrego sie zurecht: „Ich sagte doch, du sollst die Klappe halten oder willst du doch noch geknebelt werden?“ Wütend und mit zusammen gebissenen Zähnen, folgte La Mare seiner Anweisung. Es wäre wohl besser, wenn sie keine weitere Aufmerksamkeit auf sich zog. Sicherlich würde sie mehr Klarheit erhalten, wenn Lessus zurückkehrte.